Beiträge von Mirco im Thema „Mettā/Maitrī im Alltag“

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    Wer selber Unrecht tut, beschmutzt sich selbst allein;
    Wer sich vor Unrecht scheut, der schmückt sich selber fein.
    Ihr selbst, kein andrer, macht euch unrein oder rein.

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    Gib nicht dein eig'nes Heil der andern wegen hin;
    Hast du dein Heil erkannt, behalt es stets im Sinn!



    hier

    Hallo Sakko,

    sakko:

    eure Ideen zu Metta im Alltag finde ich sehr gut. Nur sich darauf allein zu konzentrieren kann nicht den Ausschlag geben. Dies Verhalten muss von Innen her kommen.


    Im Achtfachen Pfad, beim Rechten Handeln, heißt es Liebe, Mitleid und Erbarmen. Darüber wird in der Meditation gefühlt. Wird versucht das Gefühl hervorzuheben.


    Metta ist ok aber da gibt es noch viele andere Dinge im Achtfachen Pfad, die genauso behandelt werden sollten.


    Vielen Dank für die Erinnerung. Und wie ist Deine Erfahrung mit Mettā im Alltag?


    Gruß,
    Mirco

    Jikjisa:

    Zu Metta gehört auch Wohlwollen "sich selbst" gegenüber; Vergebung,Annahme,Lösung;
    so entsteht keine unheilsame Handlung (inkl.Gedanken) Nicht das Gefühl ist befleckend, sondern die Handlung.


    Ja. Gefühl/Empfinden (vedanā) ist Dhamma. Es entsteht, weil es Kontakt als Grundlage hat.
    Wir habe keinen Einfluss darauf, ob es entsteht oder nicht, es ist unpersönlich.
    Nur, wie wir reagieren, dass liegt bei uns. Oder zumindest bilden wir uns das ein.


    Zitat

    "'Die sechs Klassen des Gefühls sollten verstanden werden.' So wurde gesagt. Und wovon abhängig wurde dies gesagt? Abhängig vom Auge und Formen entsteht Sehbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Abhängig vom Ohr und Klängen entsteht Hörbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Abhängig von der Nase und Gerüchen entsteht Riechbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Abhängig von der Zunge und Geschmäckern entsteht Schmeckbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Abhängig vom Körper und Berührungsobjekten entsteht Berührungsbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Abhängig vom Geist und Geistesobjekten entsteht Geistbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Also geschah es in Abhängigkeit von diesem, daß gesagt wurde: 'Die sechs Klassen des Gefühls sollten verstanden werden.' Dies ist die fünfte Sechsergruppe." M148


    Gruß,
    Mirco

    Hallo mukti,


    mukti:

    Mettā im Alltag zu üben ist manchmal unbequem, weil man in den Geleisen des Besserwissens, Besserseins, Durchsetzens, nichts gefallen lassens usw. festgefahren ist. So läuft es eben in der Gesellschaft mit dem Ich und Mein, obwohl das immer nur zu dukkha führt. Seltsam, aber so ist die Verblendung.


    Ich erlebe durch Mettā im Alltag nur Gutes und Erleichterung.
    Unbequem? Das verstehe ich nicht. Für wen ist es unbequem und warum?



    mukti:

    Da nehme ich mir einfach vor dass ich allen Wesen mit Wohlwollen begegne - Werke, Worte und Gedanken richten sich dann nach dieser dominierenden Haltung des Herzens aus. Wenn man schlecht behandelt wird und trotzdem diese Grundhaltung aufrecht erhält kommt es zu keinen Konflikten, vielmehr wirkt der daraus entstehende innere Frieden oft ansteckend. Und man nimmt es nicht persönlich, sondern sieht warum jemand gegen Mettā handelt, dass er so wie ich noch von Gier, Hass und Verblendung beherrscht ist.


    Und was geschieht mit dem unangenehmen Gefühl, dass durch das schlecht behandelt werden möglicherweise entsteht?

    Doris Rasevic-Benz:

    Das Schöne und Erstaunliche ist, so finde ich, dass es so viele Möglichkeiten gibt. Deshalb kann eigentlich keiner sagen, dass nichts für ihn dabei sei :D


    Anscheinend. Da wundert es mich, dass der Buddha in den Überlieferungen immer wieder die gleichen Dinge von sich gegeben hat. Fast so, als wenn es doch nicht so viele Möglichkeiten gäbe.


    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Ich kann nicht von Ärger zu Mitgefühl springen.
    Ich kann den Ärger loslassen, entspannen und Freundlichkeit erzeugen.
    Mitgefühl entsteht dann später aus Ruhe und Freundlichkeit.


    Mich würde dennoch eine konkrete Situation interessieren, wenn Du das anwendest.
    Kannst Du mir "Bildermenschen" mal schildern, wie das dann ist, z.B. in einer persönlichen Konfliktsituation mit einem nahestehenden Menschen?


    Da wählst gerade das aus, wo es am schnellsten hochkocht. Da gelingt mir die obenstehende Theorie noch gar nicht. Bei mir nahestehenden Menschen erwische ich mich bisher noch erst dann, wenn ich schon im Ärger verstrickt bin. Da hilft meist nur aus dem Kontakt gehen, also, Raum verlassen oder auflegen und abwarten, bis die Flamme kleiner wird. Erklärende Gedanken à la "ach, dem geht es nur so und so weil so und so" kommen zwar, aber nicht, weil ich's herbeiwünsche, die kommen einfach so und haben auch keinen so großen Einfluß auf die Gefühle des Ärgers. Dann, wenn's runtergekocht ist, verzeihe ich mir innerlich - bin also nicht nachtragend, gehe wieder hin und bitte um Verzeihung für mein Verhalten und verhalte mich wieder freundlich.


    Gruß,
    Mirco

    Doris,

    Doris Rasevic-Benz:

    Ich kenne das schon so, dass ich manchmal sehr ärgerlich sein kann. Wenn ich mir dann die Situation desjenigen vorstelle, auf den ich ärgerlich bin, entsteht Mitgefühl und der Ärger tritt in den Hintergrund. Der kann dann schon noch da sein, ist aber nicht mehr wichtig. Wichtiger ist dann das Wohl des Anderen. Der Ärger ist ja etwas, das primär mich selbst betrifft, er ist abstrakt, der kann deshalb auch irgendwie für sich alleine stehen, Mitgefühl hingegen betrifft ein Gegenüber, es kann nicht für sich alleine stehen.


    Bezieht sich mein Ärger nicht auf eine andere Person sondern auf z.B. ein Ereignis, dann hilft mir Mitgefühl mit der "armen Doris" zu haben, um vom Ärger loszulassen.
    Mich nur von der Emotion zu distanzieren wirkt auch, wärmt aber nicht. Mitgefühl zu haben wärmt und hat die Eigenschaft sofort nach draussen in die Welt abzustrahlen. Das ist so ein Selbstläufer.


    Vielen Dank für die Ausführung, verstehe Dich nun besser.


    Ich kann nicht von Ärger zu Mitgefühl springen.
    Ich kann den Ärger loslassen, entspannen und Freundlichkeit erzeugen.
    Mitgefühl entsteht dann später aus Ruhe und Freundlichkeit.



    Gruß,
    Mirco

    Thubten Gawa:

    ABER - vielleicht verstehe ich es auch falsch - damit beschäftigst Du Dich ja vor allem mit Dir.
    Mit Metta wäre es ja eher der Weg, den Doris beschreibt - das Mitgefühl auf den Anderen auszudehnen. Oder? :oops:


    Wenn ich mich freundlich verhalte und meine negativen Impulse nur lange genug nicht nicht auslebe wird der Geist ruhiger.
    Dann erst entsteht Mitgefühl. Das kann ich nicht machen, es entsteht als Ergebnis von Metta machen/tun.



    Gruß,
    Mirco

    Thubten Gawa:
    Mirco:

    Ich belasse es beim Gefühl, akzeptiere wie es da ist und lasse mein ich-will/ich-will-nicht los.

    Es ist bestimmt der optimale Weg, mit negativen Emotionen aufzuräumen (mit der entsprechenden Übung natürlich).


    Nicht nur Negative. Das betrifft doch alle Empfindungen.



    Thubten Gawa:

    ABER - vielleicht verstehe ich es auch falsch - damit beschäftigst Du Dich ja vor allem mit Dir.
    Mit Metta wäre es ja eher der Weg, den Doris beschreibt - das Mitgefühl auf den Anderen auszudehnen. Oder? :oops:


    Was ich für mich selber nicht umgesetzt habe, kann ich auch nicht weitergeben.


    Und: Metta ist nicht Karuna. Es entsteht daraus.



    Gruß,
    Mirco

    Thubten Gawa:
    Mirco:

    Ich habe aber damit aufgehört habe, da es einen schnelleren, unpersönlicheren Weg gefunden, mit den Gefühlen umzugehen, wenn sie denn schon mal da sind.


    Kannst Du das bitte näher erläutern - welchen schnelleren Weg hast Du gefunden?


    Ich belasse es beim Gefühl, akzeptiere wie es da ist und lasse mein ich-will/ich-will-nicht los.
    Ohne erklärende Gedanken.


    Erklärende Gedanken sind Aufmerksamkeit für die Ablenkung,
    während meine Aufmerksamkeit für Metta immer noch weg ist.


    Das Gefühl ohne Erklärung zu akzeptieren und loszulassen bedeutet, Bedingte Entstehung schon bei Begehren und nicht erst bei Anhaften zu beenden.


    Soweit die Idee. In der Anwendung läuft es natürlich noch nicht wie am Schnürchen. ;)



    Gruß,
    Mirco

    Hallo Doris,

    Doris Rasevic-Benz:

    Sich vor Augen zu halten, dass der schimpfende Nachbar gerade nicht glücklich ist,
    genausowenig der mobbende Kollege, der fremdgehende Partner, die pubertierenden Kinder usw.
    ...
    Kurz: Für mich bedeutet es Verzicht auf trennende Emotionen und mich in den Hintergrund zu stellen.


    vielleicht verstehe ich Dich ja falsch.


    Beispiel Nachbar:


    Wenn Du Dich also bereits über den schimpfenden Nachbar ärgerst,
    erzeugst Du relativierende Gedanken und Vorstellungen, die den Nachbarn in Schutz nehmen,
    damit es zu keinem offenen Konflikt kommt.
    Ein Werkzeug also, um Dich und den Nachbarn vorm weiteren Ausagieren des Ärgers zu bewahren.


    Ich frage mich dabei, ob das Ärger-Gefühl dabei trotzdem erlaubt ist oder ob es auf Ablehnung stößt.


    Mir ist diese Methode, es zu Gunsten der Anderen schön denken, aus eigener Erfahrung bekannt ist.
    Ich habe aber damit aufgehört habe, da es einen schnelleren, unpersönlicheren Weg gefunden,
    mit den Gefühlen umzugehen, wenn sie denn schon mal da sind.


    Vielleicht habe ich es aber auch ganz falsch verstanden, Du meinst was ganz anders und ich hab hier nur wieder meins darauf übertragen.



    Lieben Gruß,
    Mirco

    Ich freue mich, dass so viele hier damit Antworten, dass es ein Gefühl ist,
    dass der nicht schadenden Handlung (Denken, Sprechen, körperlich Handeln) voraus gehen muss/soll.


    Herzlich,
    Mirco

    Losang Lamo:

    Es bedeutet, dass es aus dem Kopf raus ganz wirklich ins Herz geht.
    Es ist festzustellen, dass es spontan, ohne Worte, ohne "Ich", am allerbesten fließt.
    An Metta muss man sich nur immer wieder erinnern. Mehr braucht es nicht.


    :)