Beiträge von nibbuti im Thema „Lehrte der Buddha Kreationismus?“

    Losang Lamo:

    Ich kenne nur die Metapher aus dem tibetischen, der Geist sei verschleiert durch samsarische Begebenheiten, letztendlich aber frei und rein. Dies bezieht sich nicht auf die Freiheit eines Verstandes oder Bewusstseins, sondern eigentlich auf die Leerheit, die nicht getrennt ist von Samsara. Samsara ist das ganze ablenkende Spiel drumherum, aber alles ist HIER. Konventionelle und absolute Ebene sind eine Gemeinsamkeit. Leerheit ist nicht droben in einem weit entfernten Himmel.


    Soweit die Metapher aus dem tibetischen. In Wirklichkeit ist Leerheit aber weder droben in einem weit entfernten Himmel, noch im sümpfigen Samsara zu finden, sondern lediglich eine nachdrückliche Version von Anatta.


    Grüße


    Hi void


    Natürlich ist die Lehre eine Buddha nicht schwarz-weiß. Aber Upaya ('geschickte Mittelchen') kann eben auch leicht nach hinten losgehen und weit vom Weg abführen. Erst recht in einem unerleuchteten Geist, der Upaya meint anzuwenden, ohne vorher die Dinge gesehen zu haben wie sie sind.


    Der Buddha in den Suttas lehrte nicht Upaya, sondern den edlen Achtfachen Weg (inkl. sammā-vācā 'richtiger Rede').


    Was den Körper einer Frau angeht. Zu sagen, dass er widerlich ist, ist nicht geschickt und hat der Buddha auch so nicht gemacht, sondern gesagt wie es ist, nämlich "Befriedung, Gefahr & Entkommen" im Fall der materiellen Form:



    void:

    Vermutliche hatte er vollkommen falsche Ansichten über die Sonne und die Planeten. Bei all diesen Illusionen, die er hegte, handelt es sich aber deswegen noch lange nicht um Verblendungen im buddhitischen Sinn.


    Das ist ein Strohmann-Argument, Mutmaßung und darauf basierende Verleumdung der Buddha hätte 'diese' (welche denn?) Illusionen gehabt, also könne man selbst das auch. :shock:


    void:

    Ebenso, wie es Illusionen gibt, die heilsam sein können. Ich finde z.B die Idee von der "Würde des Menschen" mit seinen "eingeborenen Menschrenrechten" einen sehr schönen Traum.


    Ja, Konventionen wie Gerechtigkeit und 'angeborene Menschenwürde' sind notwendig und gut für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, keine Frage (auch wenn die Realität zeigt, dass dagegen verstoßen werden kann und kaum jemand aufblickt, solange 'meine Menschenwürde' erhalten bleibt, oder dass diese sich im Laufe der Zeit stark ändern), aber für die Übung des Edlen Achtfachen Pfads sind sie unerheblich.


    void:

    Die Frage ist jetzt, ob man diese Verzerrrung in Kauf nimmt. Und da gibt es die Ansicht, dass wenn wir sowieso in verblendeter Umnachtung leben und es so lange man kein Buddha ist, nicht hoffen kann die Welt zu sehen wie sie ist, es doch sinnvoll sein könnte, "heilsame Illusionen" zu hegen.


    Hi void


    Danke für deinen Beitrag, aber Upaya (Didaktik, 'geschickte Mittel') ist aus dem späteren Mahayana, und basiert (imho) auf der irrtümlichen Annahme, dass man


    • eh nicht in diesem Leben den Durchbruch schafft (was in dem Fall passend ist, da zu dem Zeitpunkt die ursprüngliche Lehre des Buddha nicht mehr beachtet wurde; wenn auch ein Widerspruch in sich, da laut Mahayana jeder Buddha werden könne), und dass man
    • dennoch 'andere' befreien kann, bevor man selbst befreit ist. Daher heilige der Zweck die Mittel, inkl. Lügen und ähnlichem.


    Aus der Sicht der Buddhalehre ist das bestenfalls Wunschdenken.


    Sallekha Sutta:

    Cunda, daß jemand, der selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der nicht selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist möglich. Daß jemand, der selbst unbezähmt, ungezügelt ist und nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst bezähmt, gezügelt ist und in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist möglich.


    Der Buddha konnte (jeder hier kann) didaktische Mittel wie Bilder oder Metaphern anwenden, auch ohne von den Tatsachen abzukommen, in diesem Fall bei seinem Sohn Rahula:



    void:

    nicht hoffen kann die Welt zu sehen wie sie ist, es doch sinnvoll sein könnte, "heilsame Illusionen" zu hegen.


    "Heilsame Illusionen" ist ein Oxymoron oder Widerspruch in sich, da Illusionen (Verblendung) per Definition unheilsam, unheilbringend, ungesund und unzuträglich sind.






    Das wird von manchen Buddhisten (auch anerkannten Gelehrten) als eine Art 'buddhistischer Kreationismus' aufgefasst, als würde der Geist (wie ein Schöpfermythos) die Welt kreieren oder ähnliches.


    Wohingegen die Lehre des Buddha vom Bedingten Entstehen erklärt, dass Wahrnehmung, Empfindung, Anhaftung usw. erst beim Kontakt dreier Dinge entsteht: Sinnestor, Objekt, (Sinnes-)Bewusstsein.


    Der Buddha war pragmatisch und gab keine Welterklärungsversuche, auch wenn er die anderer manchmal integrierte um etwas verständlich zu machen. Dennoch lehrte er selbst nur einen Übungsweg.



    Es gibt noch weitere Suttastellen zu dem Thema, falls die jemand heraussuchen möchte.


    Nun ist in der 1. Zeile des Dhammapada oben offenbar von 'geistgemacht' oder mano-maya die Rede.


    Die darauf folgende Zeile macht jedoch deutlich, dass es sich hier um eine ethische Bestandsaufnahme handelt, und nicht um eine Welterklärungstheorie, wie z.B. bei einer urteilenden äußeren Karma-Instanz der Hindus.


    Das beliebte Sabba Sutta soll die Aufmerksamkeit auf das wesentliche, die Sinnestore richten, und von Spekulation weg. Ironischerweise muss gerade diese Stelle oft für spekulative Welterklärungstheorien herhalten.


    Lehrte der Buddha Kreationismus?


    Was denkt ihr?