Beiträge von °°° im Thema „Buddhismus und Daoismus“

    Das Thema gabs ja schon im philosophischen Daoismus-Unterforum.


    Unterschiede sind aus meiner Sicht:


    Der Buddhismus will den Wandel=Vergänglichkeit=Leiden überwinden, der Daoist dem Wandel folgen, mit ihm fließen. Der eine will den Strom überqueren, der andere mit dem Strom schwimmen/nicht getrennt sein.


    Der Buddhismus folgt einer normativen Ethik, der Daoist einer situativen "von selbst so" Ethik. (Dazu schreib ich hoffentlich demnächst was im Unterforum).
    Buddhismus betont eine Entwicklung des Gutseins, der Daoismus sieht glaubt nicht so recht daran, daß es einen Pluspol ohne einen Minuspol geben kann.


    Im Buddhismus ist Wille und Anstrengung sehr wichtig, im Daoismus Wu Wei (jemand übersetzte das mal mit nichtwillentlichem Leben) bzw. Schlendern/Wandern


    Buddhistische Meditation ist oft eine der Achtsamkeit oder eine der Geistesschulung, daoistische ist "Sitzen und Vergessen".


    Buddhismus hat einen Zug zu Weltüberwindung, Daoismus zu Einheit/Einssein mit der Welt.


    Buddhismus lehrt Abhängiges enstehen, Daoismus von selbst entstehen und Miteinander-So und gegenseitige Entsprechung


    Buddhismus lehrt methodisches (den Achtfachen Pfad), Daoismus glaubt, das methodisches nicht zum Ursprung führt


    Buddhismus betont das Wissen, Daoismus die Einfalt


    Buddhismus hat das Ideal des Nutzens für alle , Daoismus das Ideal des Nutzens der Nutzlosigkeit


    Teilweise Komplexizität (besonders im Vinaya und im Vajrayana), während der Daoismus die Einfachheit betont


    Der Buddhismus ist hochgradig institionalisiert, der philosophische Daoismus nicht.


    Der Buddhismus hat eher einen positiven Wahrheitsbegriff, der Daoismus ist da eher Skeptiker (vor allem Zhuangzi), und es gibt eher die Frage nach Wirkung (De ist die Wirkkraft des Dao) als nach Wahrheit.


    Im Buddhismus scheint mir zielgerichtet zu sein, der Daoismus geht einen Weg ohne Weg, ohne Ziel.


    Anknüpfungspunkte sind:


    Leere
    Nicht-Ich
    Meditation
    Nondualität
    Hören
    Kreislaufcharakter des Seins


    Berührungspunkte ergeben sich meines Wissens im frühen Ch'an und bei Shinran (Und beim Zhuangziliebhaber Basho).
    So kann man z.B. Seng-ts'ans "Einprägung des Vertrauens in den Geist" als Daoist eigentlich gut nachvollziehen. Und auch ein Großteil der Koans sind klar. Ebenso wie Shinrans Jinen (was ja faktisch die Idee des Ziran auf den Amida-Glauben angewendet ist). Und auch die idee der einfältigen Myokonin findet man da.