Beiträge von mukti im Thema „Was ist der mittlere Weg?“

    Sudhana:
    mukti:

    Es erscheint mir schwierig, während des Genießens die nötige Achtsamkeit zu entwickeln.


    Das ist es auch. Der 'Trick' dabei ist, die nötige Achtsamkeit aufrecht zu erhalten, wenn man in das Genießen hinein geht.


    Das erinnert mich an eine Bemerkung von Bhante Seelavansa: "Wenn ein Raucher nur eine einzige Zigarette achtsam raucht, war das seine Letzte." Das wäre vielleicht eine bestimmte Form von Sati-Sampajañña, Achtsamkeit gepaart mit Wissensklarheit.
    Normalerweise besteht bei entsprechender Achtsamkeit solange kein Interesse an Sinnesgenuss, bis sie verlorengeht. Also entweder Achtsamkeit oder Sinnesgenuss. Die Methode, dieser 'Trick' würde dann aber bedeuten: Gerade bei einem hohen Grad an Achtsamkeit in einen Genuss hineingehen, darüber bewusst zu welchem Zweck man das tut.

    Ohne diese Wissensklarheit über Zweck und Ziel ließe sich allerdings achtsam genießen, das bringt sogar mehr Genuss als unachtsames Genießen - den gegenwärtigen Moment auskosten, ohne Gier nach Steigerung. Um bei dem Raucher-Beispiel zu bleiben: Ein kultivierter Raucher hat mehr davon als ein Kettenraucher, er raucht genussvoll und unter weniger Zwang und leidet obendrein weniger unter Gesundheitsschäden.


    Besonders schlau ist demnach das Motto 'Genießen ohne Anhaften'. Da ist man wohl vom Geist ausgetrickst worden, denn im Willen zum Genießen zeigt sich ja schon die Anhaftung. Wäre sie nicht im Spiel, gäbe es keinen Grund zu genießen. Das ist wohl Sati ohne Sampajañña: Der Zweck ist mehr bzw. besserer Genuss, nicht den Genuss loszuwerden. Etwa wie bei dem beliebten Beispiel mit dem Einbrecher: Auch ein Einbrecher muss achtsam sein, aber er ist nicht wissensklar.

    Kosmo:
    mukti:


    Es ist wohl ein stufenweiser Prozess bei dem ein gewisses Glück eine wichtige Rolle spielt:

    Ja, so wird es in der Übersetzung genannt. Im umgangssprachlichen, modernen Gebrauch des äusserlichen Glücks nach Definition der Soulapp z.b. würde ich es jedoch differenzieren im wohlwollenden Annehmen des Willens zum loslassen und der Leere.Wenn ich dann im Alltag darüber reflektiere tritt eher die Verzückung zutage, die mich in der Entwicklung der Meditationspraxis und im Erleben durch Anhaften und folgender Unkonstante dann wieder in die Abneigung, aus der Mitte katapultierten ;)


    Soulapp kannte ich bislang nicht, aber der Wille zum Loslassen entsteht wohl aufgrund von Dukkha, also den Leidensdruck. Wobei das schon eine bestimmte Einsicht voraussetzt, die nicht von selber auftritt und erst sozusagen erworben werden muss, etwa durch gründliches Nachdenken über die vier edlen Wahrheiten. Sonst würde die Welt ja anders aussehen, wenn das einfach von selber klar wäre. Tja und dann muss man es nur noch üben. Wobei das Hauptaugenmerk imho auf Erkenntnis und Leidbeendigung liegen sollte, nicht im Begehren nach diesem Glück, das sich durch die Loslösung dann von selber einstellt.

    Sunu:
    mukti:


    Naja ich würde die Erkenntnis der Leerheit nicht mit Genuss in Verbindung bringen. Genießen ist ja bereits die Absicht, Angemehmes zu ergreifen und möglichst lange bestehen zu lassen. Es geht wohl darum, Phänomene nur wahrzunehmen ohne sie zu bewerten, welcher Art sie auch sind.


    Das isses doch...wenn erkannt wird, dass da nichts konkretes ist, was ergriffen werden kann..dann lässt man es doch von selbst...anstatt in die Luft zu greifen und jedesmal wieder erneut auf die Nase zu fallen.


    Ich habe dich so verstanden, dass man während des Genießens Achtsamkeit übt und so das leidbringende Anhaften erkennt.
    Oder man übt Achtsamkeit bevor sich ein Begehren zum Genuss entwickelt und beendet bereits das Bewerten eines Objekts habe ich gemeint. Es erscheint mir schwierig, während des Genießens die nötige Achtsamkeit zu entwickeln.

    Kosmo:

    Kommt in mir die Reaktion des Anhaftens am Wohlgefühl der ersten Jhanas gemäß auf, dann kann ich es mit Achtsamkeit am Gedanken, an der Empfindung neutralisieren und bleibe im Gleichmut.


    Es ist wohl ein stufenweiser Prozess bei dem ein gewisses Glück eine wichtige Rolle spielt:

    Zitat

    Wenn er die Verzückung und Glückseligkeit, die von Sinnesvergnügen abgeschieden sind und abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, erlangt hat, oder etwas noch friedvolleres als das, dringt Habgier nicht in seinen Geist ein und bleibt nicht dort, dringt Übelwollen nicht in seinen Geist ein und bleibt nicht dort, dringen Trägheit und Mattheit nicht in seinen Geist ein und bleiben nicht dort, dringen Rastlosigkeit und Gewissensunruhe nicht in seinen Geist ein und bleiben nicht dort, dringt Zweifel nicht in seinen Geist ein und bleibt nicht dort, dringt Unzufriedenheit nicht in seinen Geist ein und bleibt nicht dort, dringt Verdrossenheit nicht in seinen Geist ein und bleibt nicht dort. (M.68)

    Sherab Yönten:
    mukti:

    Es geht wohl darum, Phänomene nur wahrzunehmen ohne sie zu bewerten, welcher Art sie auch sind.


    Ist das nicht die höchstmögliche Form von "Genuss"?


    Es ist sozusagen eine höhere Art von Genuss, ein Glück das das gewöhnliche Sinnesglück übertrifft und ersetzt. Was sich in weiterer Folge zu Gleichmut wandelt und irgendwann zum "höchsten Glück" des Nibbana.

    Sunu:

    Wenn nun etwas als Genuß empfunden wird, dann ist das in diesem Moment eben so...da irgendwas zu unterdrücken wäre ja schon Askese und unheilsam. Vielmehr übt man sich besser im Achtsamkeit um dieses Anhaften zu erkennen und um sich das bedingte und potentiell leidvolle entstehen, des Objekts des Genusses bewusst zu machen. Durch die Einsicht und in dem Maße wie sich der Scleier der Verblendung auflöst, erledigt sich dann auch das Anhaften...ann wird Genuß eben als Genuß erkannt und Elend als Elend...als leer von jeglicher intrinsischen Existenz.


    Naja ich würde die Erkenntnis der Leerheit nicht mit Genuss in Verbindung bringen. Genießen ist ja bereits die Absicht, Angemehmes zu ergreifen und möglichst lange bestehen zu lassen. Es geht wohl darum, Phänomene nur wahrzunehmen ohne sie zu bewerten, welcher Art sie auch sind.

    Doris Rasevic-Benz:

    Warum sollte man Zuflucht zu einem Toten nehmen?
    Es geht doch um den Geist und nicht um materielle Dinge. Es wäre doch ein eklatanter Widerspruch, wenn sich der Dharma um Geistiges drehen würde (siehe Dhammapadda), und man gleichzeitig alles auf einen Toten beziehen würde.


    Ich sehe es so dass der Buddha der ursprüngliche Lehrer war, und dass seine Gesinnung und das überlieferte Verhalten ein fixer Orientierungspunkt ist. Die Dinge mögen vom Geiste ausgehen, aber die Lehre ist zuerst vom Geist des Buddha ausgegangen. Deshalb ist er erstmal der Verehrung würdig, weil er das höchste menschenmögliche gelebt und gelehrt hat, geeignet, dazu Zuflucht zu nehmen. Da spielt es keine Rolle dass er längst gestorben ist - "Wer mich sieht der sieht die Lehre" heißt es im PK, das gilt auch umgekehrt. Wer die Lehre erkennt, erkennt auch wie man danach lebt und macht Erfahrungen, die diese unfassbare Größe ein wenig erahnen lässt. Dann gibt es auch sowas wie Dankbarkeit, dass es ihn gegeben hat. Ich bin jedenfalls weder auf einer abstrakten noch auf einer emotionalen Ebene in der Lage, den Buddha zu töten.

    jianwang:

    Die Theravadin sehen in ihm fast nur die historische Person, der Mahayana anerkennt neben diesem durch Transzendierung auch das "Prinzip" Buddha, wie ich es in aller Vorläufigkeit nennen möchte.


    Und schon streitet man sich ...


    Wieso sollte man im Theravada fast nur die historische Person sehen, wo es doch nach der Lehre darauf hinausläuft die Persönlichkeitsauffassung zu transzendieren. Weil der historische Buddha das erreicht hat, ist er Lehrer und Vorbild. Oder nimmt man im Mahayana keine Zuflucht zu Buddha, Dhamma und Sangha? Vielleicht ist das ja ein Unterschied, dass dabei unter "Buddha" nicht der Gründer der Lehre gemeint ist.