Beiträge von accinca im Thema „Was ist der mittlere Weg?“

    Holzklotz:

    accinca Es ist aber nicht einfach, alles vorbei ziehen zu lassen was auftaucht und nichts davon nachzujagen.


    Richtig, das meine ich auch. Und, wie der Buddha von sich,
    als er noch Bodhisatta war berichtete, hat er deswegen zuerst
    die heilsamen von den unheilsamen Gedanken getrennt.
    Als erste Voraussetzung das Gelingen erst möglich machte.
    Als dann seine Gedanken dermaßen gereinigt wahren hat
    er sich dann gesagt:

    Zitat

    alles was man durch heilsame Gedanken erreichen kann
    das habe ich nun erreicht. Nun brauche ich die heilsamen auch
    nicht mehr, wie wenn ich mich nun von diesen auch abkehrte
    und in Gedankenruhe verweilte.


    Und das konnte er dann tun.

    Holzklotz:

    Vor allem sehe ich da das Problem des Entscheiders, der sagt, was denn nun heilsam ist und was nicht.


    Naja das ist natürlich ein Problem und niemand ist gleich Perfekt.
    Der "Entscheider" das ist, oder sollte es zumindest nach
    der Lehre sein, die Sati (achtsames-eingedenk-sein).
    Die muß natürlich erst erworben und aufrecht erhalten werden.
    Auch das braucht Zeit zur Entwicklung. Auch erfolgreiche
    Übung nach der Lehre, kommt meist nicht einfach so zustande.

    Holzklotz:

    Was willst Du jetzt eigentlich wirklich sagen, wenn man Ironie und Sarkasmus mal raus filtert?


    Vielen Dank für die Frage.
    Man sollte seine Absichten vielleicht nicht so viel
    von diesen vorbei fliegenden Gedanken unterdrücken lassen?
    Und es gibt ja auch ganz verschiedene Gedanken.
    Heilsame und unheilsame, sinnvolle und hinderliche.
    Mir dem "vorbei fliegen" ist es ja nicht so einfach.
    Wer sich aber z.B. auf das Ein und Ausatmen oder auf ein
    anderen Übungsobjekt konzentrieren möchte sind "fliegende Gedanken"
    vielleicht das Problem das er gerade nicht haben will.
    Naja, wird schon jeder selber rausfinden müssen.
    Aber es gibt ja bei den vier edlen Übungen, in Sammlung der Absicht -
    in Sammlung der Willenskraft:


    Alles Unterdrückung natürlichen fließen lassens?
    Gibt es Leben ohne Unterdrückung?

    Lucky:

    Alle Gedanken vorbeiziehen lassen.
    Dann wird auch nichts unterdrückt.


    "vorbeiziehen lassen" ist eine tolle Vorstellung.
    Das machen Gedanken ja immer. Sie ziehen vorbei vorbei
    und keiner kann sie festhalten -
    ("denn die Gedanken sind frei",
    hätte ich jetzt beinahe noch geschrieben aber
    Hauptsache ihnen passiert nichts und sie werden
    nicht unterdrückt durch vorauseilenden Gehorsam oder so) :)

    Bettler:

    Der Mittlere Weg a] unterscheidet Vulgärbuddhismus vom Buddhadharma, b] übersetzt Dukkha besser mit Angst, Bangigkeit, Druck, etc. als mit Leid.


    Keinesfalls! Dabei ist es aber völlig egal
    welche Phänomene du als Leiden betrachtest sondern
    wir sind ja hier beim Buddhismus und da gilt das
    als Leiden was der Buddha gelehrt hat und nach dieser
    Lehre ist das Leiden:

    Zitat

    «Was ist aber, ihr Mönche, die heilige Wahrheit vom Leiden?


    Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung sind Leiden, mit Unliebem verbunden sein ist Leiden, von Liebem getrennt sein ist Leiden, was man begehrt nicht erlangen, das ist Leiden, kurz gesagt: die fünf Daseinskomponenten sind Leiden. (sankhittena pancupādānakkhandho dukkhā)

    D 22

    Sunu:

    Das isses doch...wenn erkannt wird, dass da nichts konkretes ist, was ergriffen werden kann..dann lässt man es doch von selbst...anstatt in die Luft zu greifen und jedesmal wieder erneut auf die Nase zu fallen.


    "wenn erkannt wird, dass da nichts konkretes ist". Ja wenn erkannt wird
    das da kein Genuß ist, dann, ja dann ist es auch kein Genuß. Hier war aber
    vom Genießen der ersehnten, geliebten Dingen die Rede und nicht
    von der Erkenntnis das da gar keine solchen Dinge sind noch Genuß.
    Das schließt sich doch gegenseitig aus. Und wie lange willst du diese
    "Erkenntniss" denn aufrecht erhalten am Tag? Fünf Minuten vielleicht
    bis das nächste begehrliche Objekt um die Ecke kommt oder wie lange?
    Allerdings wenn man sich diesen begehrlichen Dingen entwöhnt hat,
    ja dann erkennt man ganz natürlich sofort das da nichts ist was Begehrlich ist.
    Nichts was sich lohnen würde.

    Sherab Yönten:
    mukti:

    Es geht wohl darum, Phänomene nur wahrzunehmen ohne sie zu bewerten, welcher Art sie auch sind.


    Ist das nicht die höchstmögliche Form von "Genuss"?


    Nun bring doch nicht alles absichtlich durcheinander.
    Hier ging es doch garnicht um jeglichen Genuß sondern nur
    um die fünf Arten von Genuß die in der Aufzählung standen.

    Sunu:

    Die Wahrnehmung ob etwas als Genuß empfunden wird oder nicht ist ja erstmal individuell verschieden.


    Ja, etwas. Spielt in dem Zusammenhang aber keine Rolle denn
    was immer es auch für Wahrnehmungen sind und was immer
    so empfunden wird. Egal was es im Einzelfall auch sein mag.


    Sunu:

    Wenn nun etwas als Genuß empfunden wird, dann ist das in diesem Moment eben so...da irgendwas zu unterdrücken wäre ja schon Askese und unheilsam.


    Gegen Askese an sich ist ja nichts einzuwenden.
    Hier ging es ja nur um schmerzens Kasteiungen, geiseln usw.
    Die führt nicht zur Befreiung. Der Verzicht auf Befriedigung
    durch ein Sinnlich verlockendes Objekt gehört nicht zur Schmerzensaskese.

    Ich weiß auch nicht warum hier hinsichtlich des mittleren Pfades
    sich so viele Gedanken über den Buddha gemacht wird.


    Es ging doch nur um den mittleren Pfad auf dem man
    sich weder absichtlich und zusätzliche Schmerzen noch
    absichtliche und zusätzliche Genüsse machen und hingegeben soll.
    Treten also unangenehme Wahrnehmungen auf so gibt er sich ihnen nicht hin.
    Treten also angenehme dem Begehren entsprechende Wahrnehmungen auf,
    so gibt er sich ihnen nicht hin. Und ja natürlich sind die fünf Begehrungen
    auch Anhaftungen und zwar einer der klebrigsten die eine Menge falscher
    Vorstellungen im Gefolge haben.

    Sherab Yönten:

    Warum ist Genuss ein Extrem? ...


    Jetzt antworte ich mal auf den ersten Teil deiner Frage.
    Das Wort "Extrem" ist nur eine Übersetzung.
    Man kann auch sagen:
    Sich dem sinnlichen Genuß hingeben ist die eine Seite
    und sich Schmerzen absichtlich zufügen ist die andere Seite.

    Sherab Yönten:
    accinca:

    Der achtfache rechte Übungsweg ist der mittlere Weg der
    die Extreme und zwar Genuß und Schmerzensaskese vermeidet.


    Warum ist Genuss ein Extrem? Bzw. wie wird Genuss definiert?


    Mit Genuß sind hier im wesentlichen die sinnlichen Befriedigungen gemeint:


    mukti:

    Ich bin jedenfalls weder auf einer abstrakten noch auf einer emotionalen Ebene in der Lage, den Buddha zu töten.


    Den Buddha sollte man jedenfalls nicht töten bevor man nicht
    sich selbst und alle anderen getötet hat, was gar nicht so
    einfach möglich ist da das Begehren immer wieder einen Weg
    findet dem Geist was vorzumachen um weiter zu machen.

    Morpho:

    Wenn der Verrückte erkennt das er verrückt ist, ist es vorbei mit dem Verrückt sein. Das nennt sich dann Befreit.


    Nach dem Buddha erkennt er das eben nicht oder nur graduell.
    Befreit ist er erst, wenn auch die emotionalen wie auch die
    intellektuellen Abhängigkeiten aufgehoben sind.

    Ellviral:

    Beim mir taucht immer wieder die Frage auf: Wovon wollen die denn um Gottes willen befreit werden? Wissen die denn wenigstens das? Aber nachfragen mag ich auch nicht, damit stelle ich nur meine Unwissenheit des Ziels zur Schau.


    Das ist wahr, aber ganz "normal".

    Doris Rasevic-Benz:

    Wenn Du Deine Argumentation ernst nehmen würdest, dann müsstest Du die Buddhanatur als allen Wesen immanent anerkennen.
    Aber ich will Deinen Glauben nun nicht weiter stören.


    Nein, du störst meinen Glauben bzw. meinen Standpunkt nicht.
    Wie ich dich verstanden habe ist deine Überlegung jetzt, ob
    es nicht überhaupt, irgend etwas gibt, im Leben, das bei allen
    Menschen gleich ist, so daß es jeder in sich trüge und das
    könnte dann ein Grundprinzip sein das alle gleich macht?
    Und tatsächlich gibt es sowas z.B. Alter, und Tod usw.
    Ob sich das allerdings als "Buddhanatur" eignet ist jedem
    selber überlassen.


    Es tut mir leid das ich deine Argumente nur als Bestätigung
    sehen kann. Das ist bei Erdogan ganz genau so wie von dir
    beschrieben. Er er ist eine typische Grundstruktur die es immer
    wieder bei den Menschen geben wird. Diktatoren sterben auch nicht aus.
    Sobald sie können setzen sich solche Strukturen gleich wieder durch
    egal wie sie heißen.
    Aber auch ein Buddha ist nicht wie der andere.
    Auch da gibt es individuelle Unterschiede und
    zwar nicht nur im Aussehen.
    Gleich ist nur die Entdeckung des gleichen Dhamma
    und die dadurch bedingte Befreiung und die Fähigkeiten
    dazu die oftmals in vielen Leben vorher schon erworben wurden.
    Aber auch nicht schon immer da waren.
    Aber auch ein Erdogan hat seine Fähigkeiten teilweise
    schon in früheren Zeiten entwickelt. Insofern auch
    da keine Unterschiede.
    Aus diesen Bedingungen die im Leben vorkommen können
    lassen sich jetzt weitere Dinge zusammenspinnen die
    ich jetzt aber nicht ausführen möchte.


    Genau! oder Erdogannatur weil jeder hat das Potenzial ein
    Erdogan zu werden und das bedeutet jeder hat Erdogannatur.
    Nur sie wissen es nicht. So jedenfalls die Logik.

    kal:

    Also ist Siddharta der "einzige Buddha" gewesen? Was ist mit den anderen Erwachten? Und wenn es andere Erwachte gibt und gab, muss es ja das Potenzial geben zum Erwachen?


    Ich habe keine Ahnung von deinen Konstruktionen.
    Will man dem Buddha folgen und Befreiung erlangen,
    dann muß man natürlich bestimmte Eigenschaften und
    Fähigkeiten erworben haben wenn du das meinen solltest.
    Ein anderer könnte das vielleicht nicht.


    Auch wenn du es nicht verstehst, kenne ich nur einen Buddha
    der in Indien gelebt hat und nicht zwei oder drei und das
    ist nachweislich so. Aber bei dir kann das ja anders sein wenn
    du gerne möchtest. Ist mir auch egal was du glaubst, gesagt
    habe ich es dir.

    Lucky:
    accinca:


    Mit welchen Spitzfindigkeiten alles getan wird um Buddha
    zu einem ganz normalem absoluten Massenmenschen zu machen
    ist eher erstaunlich aber das vermeintliche Ich, will schließlich
    auch mal ein Buddha sein.


    Ja, willst du bewusst die Möglichkeiten der heilsamen Lehre von allen fern halten, die nicht in der Askese oder als Mönch leben?


    Habe ich nicht gesagt. Was die völlige Befreiung vom Leiden
    anbelangt, kann man dem Buddha gleich werden. Dann ist man
    aber trotzdem kein Buddha sondern nur in dieser Beziehung gleich.
    Ob Asket oder Mönch, nur wer alle 10 Fesseln (samyojana) aufheben kann
    wird diese Befreiung erlangen.


    Lucky:

    Buddha wird zu einem normalen Menschen gemacht, damit die normalen Menschen einen Glauben haben können und die Hoffnung nicht verlieren, auch dies erreichen zu können.


    Dazu muß man den Buddha nicht zu einen normalen Menschen machen.
    Und wer will das denn auch erreichen?
    Hoffnung auf einen normalen Menschen verlieren?
    Ja ich glaub das würde ich! :) Einem "normalen" Menschen traue
    ich nicht soviel zu.


    Lucky:

    Wieso sollte Buddha auch nicht ein normaler Mensch gewesen sein, oder wurde überliefert das er ein Gott war?


    Ein Gott war er nicht. Er nannte sich "Meister der Götter und Menschen.


    Lucky:


    Du aber scheinst alles daran zu setzen, um diese Hoffnung zu vernichten. Was willst du mit deinen Argumenten erreichen?


    Eigentlich dachte ich dir was verständlich machen zu können.
    Aber das war ja wohl nichts. Aber viel Hoffnung hatte ich eh nicht.


    Lucky:

    Vor was willst du Buddha schützen?


    Müßte er denn geschützt werden der arme Kerl?


    Das halte ich jetzt für eine typische mahayanistische Reaktion
    der Unwissenheit. Niemand hat behauptet einem Nachfolger des
    Buddha sei es für alle Zeiten sinnlos die Befreiung zu erlangen
    die ein Buddha auch erlangt hat. Nur macht ihm das längst noch
    nicht zu einem Buddha. Auch nicht in 100 Jahren.