Beiträge von Simo im Thema „Grundsatzaussagen des Buddha“

    boehnchen:
    Simo:

    ich kann es nur wiederhohlen: So etwas wie nichtbewusstes Wollen kann es nicht geben, denn dann wäre es überhaupt nicht anwesend.


    wozu sprichst du denn über etwas, das es nicht gibt und nicht geben kann - wenn es das doch gar nicht gibt.
    Oder gibt es es doch?


    An dieser Stelle freut es mich, dich zitieren zu dürfen:


    boehnchen:


    Jede Argumentation ist der Dorn der den Dorn rauszieht (damit sich eine Umklammerung lösen kann, oder zumindest die Lösung erwogen wird);


    Quelle: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=13151&start=90



    Liebe Grüße.

    Dir ist entgangen was ich gemeint habe. Aber ich kann es nur wiederhohlen: So etwas wie nichtbewusstes Wollen kann es nicht geben, denn dann wäre es überhaupt nicht anwesend. Es gibt aber ganz sicher Wollen, das nicht mit Gewahrsein/klarem Wissen stattfindet und das ist sicher das meiste. Man zieht sich in der Vorstellung gern in die "dunklen Ecken der Seele" als Herkunft des Wollens zurück.



    Liebe Grüße.


    Da steht: cakkhuñca paṭicca rūpe ca uppajjati viññāṇaṃ


    paticca erfordert Akkusativ. cakkhum ist Akk. Sg. rupe ist Akk. Pl. . viññāṇa ist Neutrum der a-Deklination und da lauten der Nominativ und Akkusativ in der Form gleich nämlich viññāṇaṃ, hier steht es also im Nominativ.



    Liebe Grüße.

    accinca:

    Ne, ich würde es nicht "absichtlich" nennen sondern "mit Wollen" verbunden,
    insbesondere mit unbewußten Wollen.


    So etwas wie unbewusstes Wollen kann es nicht geben. Wäre es unbewusst, dann wäre es überhaupt nicht anwesend. Aber es gibt sicher Wollen, das nicht mit Gewahrsein stattfindet (was nicht das gleiche ist).



    Liebe Grüße.

    accinca:

    Du selber bist doch
    der, welcher mir in einem anderen thread genau erklärt hat das Bewußtsein
    durch nama-rupa bedingt ist und nama absicht, wille wollen sei. (vedanā, saññā, cetanā, phassa, manasikāra)


    Das ist richtig, aber nama ist auch noch vedana, sañña, phassa und manasikāra. Und phassa ist das Zusammenkommen von Sinnesorgan, Sinnenobjekt und Sinnenbewusstsein (siehe Salayatana Samyutta 93)
    "Bewusstsein bedingt Name und Form, Name und Form bedingt Bewusstsein" heißt, dass nama-rupa nur vorhanden ist, wenn Bewusstsein vorhanden ist und das Bewusstsein nur da sein kann, wenn nama-rupa da ist.
    Bewusstsein ist also immer absichtlich und das sagst du auch, das heißt aber nicht, dass der Wille einem Seherlebnis vorausgeht (oder dass der Wille im Auge steckt - man würde von einem toten Auge ebensowenig sagen, dass es ein Seherleben hat wie von einer Kamera) sondern er ist anwesend, sobald das Seherlebnis aufritt. Genauso ist ebenso das Auge und auch das Objekt nur anwesend, wenn Bewusstsein bereits da ist. Es geht dabei nicht um das Aufzeigen eines Prozesses, sondern um das Deutlichmachen, dass gegenwärtiges Bewusstsein eine bedingte Angelegenheit ist und deshalb anicca, dukkha und anatta ist. Hast du das gemeint? Wenn ja, dann entschuldige ich mich, wenn ich dich missverstanden haben sollte.



    Bedenke, dass Weltling wie Arahat Seherlebnisse haben (bzw. allgemeiner: Erleben), der große Unterschied aber ist, dass Erleben beim Weltling panc'upadānakkhandha ist und beim Arahat lediglich pancakkhanda. Der Weltling hält also an seinem Erleben fest und jenes Festhalten (siehe M44) ist chandarāga also Begierde und Lust, die beim Arahat restlos verschwunden sind. Pancakkhanda beinhaltet immer noch cetana und der Arahat hat ebenso Willen (bzw. eine reflexive Kontrollfähigkeit) aber sicher keine Begierde mehr. Begierde ist ein Parasit auf dem Willen.




    accinca:

    Man muß auch lernen die unterschiedlichen
    Lehrreden im Geiste in rechter Weise zu verbinden.


    Sicher. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass jede Lehrrede in einem bestimmten Kontext stattfand und (vor allem bei der hier behandelten) für einen bestimmten Anlass. Versucht man dann eventuell zu viel hinein zu interpretieren schießt man evt. über das Ziel hinaus. Deshalb bin ich generell für Übersetzungen, die möglichst wortgetreu sind. Für das richtige Verständnis sorgt dann die persönliche Beschäftigung (oder bei gegebenem Anlass eine Fußnote :) )




    Liebe Grüße.


    p.S.: Ich empfinde unsere Diskussionen übrigens als sehr nützlich :)


    Eine Kamera hat aus einem einfachen Grund kein Seherlebnis: weil sie kein lebendes Wesen ist und für ein Seherlebnis sehr viel mehr notwendig ist als ein Objekt und eine photorezeptive Platte (ob analog oder digital oder gar organisch spielt da keine Rolle). Der Buddha zeigt nicht auf wie ein Seherlebnis im Detail entsteht (was die Buddha-Lehre zu einer Art Quasi-Wissenschaft werden ließe) sondern will uns zeigen, dass Erleben abhängig entsteht, deshalb vergänglich ist und nicht dazu taugt als dauerhaft, glückbringend und Selbst angesehen zu werden.



    Liebe Grüße.


    Diese Ableitung ist allerdings meiner Ansicht nicht richtig.
    Cakkhuñca ist eine Zusammenziehung (bzw. Lautangleichung/Sandhi) von cakkhum (Akk. Sg.) und ca (und). paticca steht mit Akkusativ.
    In der Lehrrede geht es darum, dass der Bhikkhu eine falsche Ansicht bezüglich des Bewusstseins vertritt, nämlich eine, nach der es nach dem Tod weiterwandert und so unabhängig existieren würde. Der Buddha weist ihn scharf zurecht und zeigt nocheinmal auf, dass Bewusstsein nur abhängig entsteht und nur in Bezug auf das, wovon es abhängig entsteht positiv beschrieben werden kann. (Daher auch das Beispiel mit den verschiedenen Arten von Feuern, die nur in Abhängigkeit dessen, wovon sie genährt werden, benannt werden können). Von Willen ist da nirgendwo die Rede. Wäre dieser Sehwillen für ein Seherlebnis eine notwendige Bedingung, dann wären alle Arahats blind.



    Liebe Grüße.