Losang Lamo:
Dana ist ja das erstgenannte Paramita, "Übung der Bodhisattvas" sagt man im Tibetischen. Von Herzen einfach geben, was man kann, ist eine Methode, die den Geist und das Herz öffnet.
Wenn Buddha einem Laien zum ersten Mal die Lehre darlegte, dann hat er (unter anderem) zuerst immer auf die Wichtigkeit von Dāna hingewiesen. Erst wenn er sicher war, dass der Zuhörer / die Zuhörerin dies verstanden hat, kam er auf andere Inhalte der Lehre zu sprechen.
Du schreibst, es ist eine Methode, den HerzGeist zu öffnen und das stimmt, das kann man selbst überprüfen. Was aber oft vergessen wird ist, dass Grosszügigkeit der direkte Gegenspieler des Geizes ist. Wir können also (oft sogar auf recht einfache Art und Weise) den Geiz für den Moment überwinden, wenn wir Dāna praktizieren.
Aus der buddhistischen Psychologie wissen wir auch, dass wir dem zu gleichen beginnen, auf das wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Die Quantenphysik nennt das, dort wo ich die Aufmerksamkeit hinlenke, dorthin fliesst die Energie.
Bevor ich auf ein paar Konkrete Beispiele komme, die ich als Laie praktizierte, möchte ich noch darauf hinweisen, dass Dāna sich nicht ausschliesslich auf materielle oder gar monetäre Grosszügigkeit bezieht.
- Dhamma-Dāna nennt man die Grosszügigkeit, den Dhamma mit anderen zu teilen. Nicht im missionarischen Sinn, sondern als Vorbild. Man kann (fast) jedes Gespräch im Sinne des Dhamma führen, auch wenn der Gesprächspartner über Fussball sprechen möchte. Oder bei der Kindererziehung. Mir war es immer wichtig, dass meine Kinder schon früh lernen, dass sie die Verantwortung für ihre Taten (Kamma) zu tragen haben. Oder dass ich sie mit Dāna konfrontierte.
- Sangha-Dāna ist die wertvollste Grosszügigkeit. Wer ein Kloster in der Nähe hat, kann dort Arbeiten erledigen, die die Mönche nicht dürfen. Bevor ich zum ersten Mal ordienierte, habe ich in der Schweiz drei Monate lang als Laie im Kloster gelebt. Es gibt immer etwas zu tun. Dort habe ich beispielsweise jeden Tag alle Toiletten geputzt.
- Dāna im Verwandten-, Bekanntenkreis: Wenn wir Erdbeeren pflücken waren, haben wir immer die Hälfte der gesammelten Erdbeeren verschenkt. Wenn wir einen Kuchen gebacken haben, haben wir die Hälfte verschenkt. Wenn wir im Garten gegrillt haben, haben wir immer jemanden dazu eingeladen.
- Dāna im Sinne der vier Brahma-Vihāra (v.a. Mettā [liebende Güte] und Karunā [Mitleid]): Warum geben wir einem Bettler immer nur Geld? Wieso laden wir ihn nicht mal auf einen wärmenden Kaffee oder ein kühlendes Getränk ein und widmen ihm unsere Zeit? Oder wir grüssen Menschen, denen wir begegnen. Heutzutage ist das schon fast zur Seltenheit geworden, im Wartezimmer des Arztes oder an der Bushaltestelle zu grüssen. Oder wir schenken den Menschen einfach ein Lächeln, egal ob wir mit ihnen in Kontakt treten oder nicht. Mir tut das immer sehr gut, wenn mich unbekannte Menschen anlächeln. Oder einem Menschen Körper und HerzGeist zur Verfügung zu stellen, damit dieser sein Leid in mehr Raum ausleben kann. Ich spreche vom alten Mitleid, ohne dünkel oder dem was heutzutage sonst noch in dem Begriff innewohnt. Sondern sich einfach auf das Leid des anderen einlassen, es teilen und so dem anderen ein kurzzeitiger Zufluchtsort zu bieten. Oder die alte, alleinstehende Frau von nebenan zum Abendessen einzuladen.
Mögen meine wenigen Beispiele für Euch eine Inspiration sein!