Beiträge von Lirum Larum im Thema „Freigebigkeit - wie übt Ihr sie?“

    crazy-dragon:
    Losang Lamo:


    Bitte erkläre es mir, freigebig an Erläuterung. :)


    Na, Du weisst schon: Zen-Rüpel ... :badgrin:
    Also langsam aufgedröselt: Der Smiley gibt genau mein Empfinden wider, als ich den post von stillem Raum las: Gutmensch schenkt Alki Apfel, damit der nicht säuft und man buddhistisch korrekt freigebig war. Als Kenner der Materie kann ich da nur böse lachen. Man kann dem Alki nur "helfen", wenn man ihm Stoff gibt sprich Alk. Oder richtig helfen, indem man ihn völlig loslässt, bis er selbst einsieht, etwas ändern zu wollen. Das muß er WOLLEN. Nur er. Also kann buddhistisch gesehen hier richtig sein, etwas zu unterlassen.
    _()_c.d.


    Supi erklärt, danke. So gesehen stimme ich Dir sogar zu, was den Alkoholabhängigen betrifft.
    Aber das Wort "Gutmensch" gefällt mir an sich schon nicht, und in diesem Zusammenhang hier ist es ruppig und vor allem un-ge-recht! Man gibt sich halt Mühe! Nicht jeder überblickt alle Zusammenhänge . Und ob negativ oder positiv eingeschätzt - es muss beides nicht stimmen, was man sich gerade über einen Bettler denkt. Ich hab schon oft bei manchem gedacht: 'Ach, die betteln doch bandenmäßig!', und dann einfach nur testehalber ein Brötchen verschenkt, in der Erwartung es gleich um die Ohren geschmissen zu bekommen... Tja, Fehleinschätzung, die haben sich über ein Brötchen sehr dolle gefreut.


    "Gutmensch" ist das Unwort des Jahrzehnts, denn Gleichgültige sind viel schlimmer! ;)

    crazy-dragon:
    stiller_raum:


    Ich finde das Thema eigentlich nicht so lustig.


    Wie kommst Du darauf, daß ich es lustig finde? Ich sehe das Problem aber so, wie es ist und ich es aus eigener Erfahrung kenne.
    _()_c.d.


    Ich hab's auch so ähnlich verstanden, weil Du den Böse-lach-Smilie verwendet hast. ( :badgrin: )
    Der bedeutet also, man findet etwas nicht lustig, muss aber irgendwie lachen, oder wie? Ich hab diesen Smilie noch nie verstanden, seit ich hier vor dem Rechner hocke.
    Bitte erkläre es mir, freigebig an Erläuterung. :)

    Das vertieft sich sowieso eher praktisch. Es gibt zwar einen theorethischen Hintergrund, aber nur, um diese Sache besser zu verstehen. Einem Geben von Herzen kann der theoretische Background sogar im Wege stehen, wenn man zu rechnerisch an die Sache herangeht.
    Hier, auf Seite 115 bis 128 steht eigentlich alles, was es (meiner Meinung nach) überhaupt über Dana zu wissen gibt:
    http://www.abhidhamma.de/Abhidhamma_Janaka_gesamt.pdf
    Ob die paar Seiten Theorie überhaupt genug Stoff geben für ein ganzes Wochenendseminar? :)
    Aber vielleicht gibt es ja noch "praktische Partnerübungen" dazu. :lol:


    Ich hab mal die Geschichte gehört von einem Schüler, der war so extrem geizig, er KONNTE nichts geben. Jede Faser seines Seins sträubte sich dagegen! Da übte der Guru mit ihm: er schenkte ihm zunächst einen simplen Kohlkopf. Der Schüler freute sich auch und nahm ihn an.
    "Nun schenke ihn mir zurück", verlangte der Lehrer freundlich.
    Dem Schüler brach der Schweiß aus und unter größter Willensanstrengung schaffte er es, den Kohlkopf zurück zu schenken. :) Da hatte er die erste von vielen Übungen schon mal bewältigt. Eine Riesenleistung! Danach ging es stückweise immer einfacher. :)

    Danke für Deine Beispiele, Chantasaro.
    (Wobei ich als Frau aus Selbstschutz-Gründen mit dem Geben von persönlicher Zuwendung bei fremden Bettlern (Männern) vorsichtig wäre.)


    Dass Geiz der Gegenspieler von Freigebigkeit ist, ist ja eigentlich klar, aber der Betrachtung wert:
    Wenn das Geben den Herzgeist öffnet, was bewirkt dann der Geiz? Aha, Geiz ist also schädlich für's Herz. :) Gut zu wissen.

    Zorița Câmpeanu:

    im Titel des Threads steht:
    Freigibigkeit - wie übt ihr sie?


    wessen meinung soll ich darlegen, du fragst ja nach ihr.
    und nun wünsche ich allen einen guten Verlauf der Übung.
    .


    .


    Im Eröffnungsposting steht:

    Losang Lamo:

    ...
    Bitte bitte keine Diskussion darüber, welches Geben sinnlos sei oder warum Ihr nichts gebt. Danke.

    Doris Rasevic-Benz:

    Ok, liebe Losi, das mag in Deinen Augen OT sein.
    Aber ich werde den Teufel tun und meine "guten Werke" ausbreiten. :D


    Liebe Grüße
    Doris


    Das ehrt Dich und ist sehr schön für Dich, nutzt aber jemandem, der sich für das Thema "Dana" interessiert, wenig. :roll:


    Wenn ich hier beschreibe, wie ich Geben übe, geht es nicht um mich, sondern um das Geben. Ist eigentlich nicht schwer zu verstehen. ;)

    Zorița Câmpeanu:

    Freigiebigkeit ist keine Fertigkeit die ich erlernen und oder üben könnte....
    Wenn ich gebe, gebe ich bedingungslos, die Motivation meines Gebens zu analysieren kann eine Lebensaufgabe sein.
    Ich bin mir sehr sicher man kann keinen Geizkragen zum Altruisten erziehen.
    so meine Erfahrung.
    .


    Doris und Zorita, möge einer von Euch bitte einen neuen Thread eröffen: "Kann man Dana "üben"?" oder sowas in der Art? Dieser Thread war als Ermutigung gedacht, diese Sache, das Geben, wie auch immer zu machen. Deshalb eröffnete ich es im Bereich "Buddhistische Praxis".
    Eure persönlichen Gedanken zum Thema könnt Ihr doch gern überall sonst auslassen, aber hier ist es off topic.
    :|

    Tashili:

    Losang, verwendest du üben nicht auch im Sinne von ausüben?


    Das war Ji'un Ken. http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=13302#p260546
    Obwohl ich nix dagegen hab.
    Ich verwende "üben" im Sinne von "praktizieren" - das beinhaltet für mich ganz wichtig, dass man nicht perfekt sein muss, dass man sich aber in gewisser Weise bemüht, auch wenn's Spaß macht und leicht fällt und gute Gefühle gibt. Wohlfühlen verpöne ich nicht.
    Ich verwende "üben" jedenfalls in keinem Kontext, für den man sich schämen müsste, wie Doris für mich wunderlicherweise anmerkte. Das verstehe ich gar nicht. Aber wahrscheinlich war damit sowas wie "so tun als ob aber in Wirklichkeit nicht sein" gemeint. (?)
    In solch einer Bedeutung sehe ich das Üben jedenfalls nicht.

    @ Doris, sorry für die kurze Antwort vorhin, ich war etwas perplex, weil ich kein Wort verstanden habe von dem, was Du schriebst (15.5., 13:20 Uhr)
    Aus buddhistischem Kontext heraus erscheint es mir völlig absurd, nicht zu üben. Auch Achtsamkeit wird geübt.


    Aber dann erinnerte ich mich, dass Du immer schreibst, Du seist "kein Buddhist :D ".
    Ach soooo, dann geht es um eine andere Zielsetzung.
    Ein Christ, vermute ich, hat zum Ziel ein guter Mensch zu sein. Dann ist Freigebigkeit in einem ganz anderen Zusammenhang zu sehen, denn ein guter Mensch zu sein "übt" man nicht, sondern das ist man... Oder so, gell?


    Ich meinte Freigebigkeit als eines der Paramitas. Im Palikanon sind es 10, bei den Tibetern im Lamrim sind es 6, und sie werden auch die "Schulungen der Bodhisattvas" genannt.
    Sprich: wenn der tibetische Buddhi sich das Ziel setzt: "Bodhisattva werden" und sich fragt: "Was kann ich dafür tun?" - dann fängt er an sich zu schulen in Freigebigkeit, Ethik, Geduld, Tatkraft, Konzentration (Shamata) und Weisheit (Vipassana).


    Du hast insofern Recht, dieses sind alles auch Dinge des Alltags, die zum Leben hier und da dazugehören. Aus christlicher Sicht also sind es vielleicht Selbstverständlichkeiten. Aus buddhistischer Sicht sind es Übungen.

    @ Yoni.
    Hm, wenn man ganz unbedingt im Thema bleiben wollte, könnte man sagen, Verantwortung abgeben kann wenigstens auch eine Form der Großzügigkeit sein, den anderen was zuzutrauen. Aber, bäh, ich kenn sowas, man stirbt tausend Tode.
    Möge es ganz anders und viel besser kommen als Du befürchtest. _()_


    Egal. :P Ganz ohne Eigennutz muss ja gar nicht sein, denn sonst wird es zu spitzfindig.


    Yoni: Freigebigkeit bezieht sich ja nicht ausschließlich auf Materielles. (Ah, wie User Hotei auch erwähnt hat.)
    Man kann auch Schutz gewähren oder etwas erklären/lehren. Man kann auch Geduld geben oder Motivation. Oder gute Wünsche. (Bitte gib Bescheid, wie es Deiner Tochter ergeht.)

    Nein, denke ich nicht. Habe ich das zum Ausdruck gebracht, ich würde sowas denken? Sorry.


    Ich hatte ein altes Hippie-Lied im Kopf, als ich Eure beiden Postings, las und dachte, es würde passen.
    Peace above you, peace beneath you, peace all around you.
    Find ich irgendwie schön.
    Warum?
    Weil das ganze Geplänkel eigentlich doch nichts weiter ist. Ob einer nun lächelt oder sich ärgert, während die Schaumblasen auf dem Wasser tanzen, ist doch fast wurscht. Wollte nur dran erinnert haben: Peace. :)


    Machen mehr Worte es nun besser? Wahrscheinlich auch nicht.

    Ich möchte nur ganz höflich und schüchtern an die Bitte erinnern, die ich im Eingangsposting verlauten lies:


    Zitat

    In diesem Thema würde mich sehr interessieren, wie Ihr und was Ihr gebt, auch wie das für Euch ist.
    Bitte bitte keine Diskussion darüber, welches Geben sinnlos sei oder warum Ihr nichts gebt. Danke.



    P.S. : Vielleicht hab ich das jetzt auch zu früh angemerkt. Dann sorry.

    nyalaana:

    ...
    Ich denke auch wenn man nem Bettler was gibt entsteht Karma. Und damit meine ich nicht irgendein komisches Danakonto für irgendein nächstes Leben. Meistens fühlt man sich "gut" wenn man was gegeben hat. Ich denke da ist auch ne Ecke Eigennutz dabei wenn man spendet. Das sind Punkte wo ein nachdenken drüber lohnt. Darüber nachzudenken ob das Dana für den Bespendeten "gut" ist, lohnt meiner Meinung nach nicht so sehr. Man kann kaum nachprüfen, bzw lohnt meiner M. nach der Aufwand nciht, zu sehen, ob der Bettler duch die Spende einfach seine nächste Dosis Sucht kauft, und eventuell daran stirbt, oder er das Geld abgeben muss, damit der Bettlerkönig in nem anderen Land seinen neuen Mercedes kaufen kann oder ob er damit was zu Essen kauft um nicht zu verhungern.


    So ungefähr sehe ich es auch.


    An die Selbstlosigkeit des Gebens habe ich nicht so perfekte Ansprüche - solange man an den anderen, den Bettler denkt, ist es okay. Wenn da noch ein Krümel des Ansichselbstdenkens ist, ja meine Güte, das ist doch normal.


    Mir geht es um das Üben. Weggeben, einfach so - das bekommt man hier nicht beigebracht. Automatisch kommen beim Geben tausend Gedanken hinzu: ob und welchen Vorteil ich davon habe, ob es dem anderen hilft, ob es überhaupt was nützt... Nun beobachte ich, je mehr und je selbstverständlicher ich das Geben übe, desto einfacher wird es. Diese ganzen Skrupel werden so unwichtig, wie sie sind - und der Geist wird irgendwie leichter.


    So wie Du als einen Deiner Gründe nennst: "Der Tempel ist nun gestrichen." So kenne ich es auch. Da braucht man eigentlich gar nicht noch tausend Zusatzgründe, dass die Verpflegung gut war oder all sowas.
    Es ist einfach so, ich möchte in einer Welt leben, wo der Tempel gestrichen wird, wo Leute im Auto mitgenommen werden, auch wenn sie schlechte Laune haben oder wo zum Fest ein Kuchen mitgebracht wird.
    Dieses anerzogene geizige Begutachten aller Situationen daraufhin, ob man jetzt übervorteilt wird und wo genau der eigene Vorteil nun liegt - ist eigentlich zu anstrengend für einen freien Geist. ;)

    Ah, ich sah das nicht so sehr vom anarcho-politischen Standpunkt her, sondern aus Mutterperspektive. Ich denke, eine Sechszehnjährige könnte mit ihrem Leben viel Schöneres anfangen, als erbetteltes Geld in die tägliche Wodka-Ration umzusetzen.
    Aber wie gesagt: ich kann es ja nicht beurteilen, was dahintersteckt und gehe daher nach dem spontanen Bauchgefühl und nicht nach irgendwelchen anderen Prinzipien.

    Vielen herzlichen Dank für Eure Kommentare bisher. An vielen Ecken sehr inspirierend. :)
    Ich fasse mal zusammen, dass es eigentlich unendliche Möglichkeiten gibt, zu geben. Es muss wirklich nicht immer nur das knappe Geld sein, von dem man nie genug weggeben könnte, wenn man könnte....
    Auch Eure Kommentare hier sind Ausdruck von Großzügigkeit. Danke für's Teilen.


    Bettler checke ich ebenfalls, wie Frank, mit meinem spontanen Gefühl ab: ob sie es wirklich brauchen und so. Bei jugendlichen Punkern habe ich kein gutes Gefühl, weil ich befürchte, mit meiner Unterstützung trage ich dazu bei, dass sie keine Notwendigkeit sehen, sich aus dieser Lebenssituation heraus zu bewegen. Aber da gilt es auch mit einzuberechnen: Was weiß ich schon? Man urteilt ja gerne schnell und kennt die Hintergründe nicht.
    (Sie könnten aus meiner Gebefreude ja genausogut lernen, wie schön das ist, wenn man in Not ist und es gehen nicht alle teilnahmslos an einem vorbei. Sie könnten selber mal die freigiebigsten Menschen werden dadurch. Man hat ja keine Ahnung, ob und was aus den eigenen Taten folgt.)


    Einen wichtigen Punkt finde ich noch für den eigenen Geist: keine Ergebnisorientiertheit. Es reicht mir die Frage: ist es hier gut zu geben? Was dann genau aus "meinem" Geld oder Ratschlag wird, ist meine Sache nicht. Nicht so sehr wenigstens. Auch und besonders geht es mir darum loszulassen und kein bestimmtes Ergebnis zu erwarten. Besonders keine Dankbarkeit, oder dass man meine Ratschläge befolgt oder überhaupt gut findet.

    Dana ist ja das erstgenannte Paramita, "Übung der Bodhisattvas" sagt man im Tibetischen. Von Herzen einfach geben, was man kann, ist eine Methode, die den Geist und das Herz öffnet.
    Ich fühl mich auch mit irgendeiner Instanz in mir selbst mehr versöhnt, wenn ich in guter Weise etwas geben konnte. Als ob ein Ausgleich geschaffen wurde oder so.


    In diesem Thema würde mich sehr interessieren, wie Ihr und was Ihr gebt, auch wie das für Euch ist.
    Bitte bitte keine Diskussion darüber, welches Geben sinnlos sei oder warum Ihr nichts gebt. Danke.


    Z.B. ist es bei mir so, dass ich das Gefühl habe, wenn mich ein Bettler fragt, dann MUSS ich etwas geben - eigentlich. Bislang war es mir aber absolut unangenehm, öffentlich mein fettes Portemonnaie zu zücken, um da einen Euro für den Punker herauszuholen. (Kann einem ja aus der Hand geschlagen werden und dann ist es weg...) Dafür hab ich nun eine völlig simple Lösung gefunden: Etwas Kleingeld kommt immer direkt in die Jackentasche, wenn ich in die Stadt gehe. So einfach! Nun macht es großen Spaß, den Bedürftigen was in ihren Pappbecher zu geben. :)
    Ansonsten spende ich Wasser in Schälchen auf meinem Altar für alle Buddhas und Bodhisattvas. Der Wille zählt, denn die Buddhas brauchen mein Schälchenwasser wohl nicht. ;) Es ist einfach eine Möglichkeit ganz simpel das Geben zu üben. Die inneren Diskussionen, ob es wohl sinnvoll sei zu geben, werden dadurch einfach weggeübt.