Zitat
weil es viele (zum Teil geheime) Möglichkeiten zu praktizieren gibt
Ich erlaube dir offen und deutlich zu sagen, dass da nichts dran ist. Das einzig mystische ist dein Erwachen. Vielleicht kann man das irgendwann auch plausibel erklären. Es gibt nichts am tibetischen Buddhismus und den von dir genannten "Geheimnissen", was dazu beiträgt, da es ja alles hinzufügt statt wegnimmt. Der Weg zum Erwachen ist aber wie eine Entschlackungskur. Alles, was dir möglicherweise eingeredet wird (Chakren, tantrischer Sex, Kommunikation mit Toten) hat mit dem Erwachen nichts zu tun, da die Erkenntnis der Leere und die entsprechende Handlungsethik (Bedürfnislosigkeit) gerade von solchen Gelüsten nach Bromborium befreien soll. Ich garantiere dir, dass dir all dies im Weg stehen wird. Die Tibeter, die man hier gern verehrt, haben ein ganz anderes Leben mit oft jahrelangen Klausuren geführt, wo sich die Entbehrungen einstellten, die hilfreich sein können beim Erkenntnisprozess. Letztlich soll eine Gier durch eine andere (die nach Perfektion der Stufen und Rituale) ersetzt werden. Das ist wie der Fisch im Wasser, der meint, verdursten zu müssen. Gerade der tibetische Buddhismus war nie für den Export bestimmt, sondern eine lokal begrenzte und kulturell abhängige Entwicklung. Dazu gehörte z.B. auch, dass die Tibeter den Dalai Lama auch als Staatsoberhaupt anerkennen (eine Trennung von Staat und Religion war bei uns schon lange vollzogen).
Wenn du davon nicht lassen magst, empfehle ich dir, nichts für bare Münze zu nehmen und gleich bei der ersten Begegnung mit Lehrern des tibetischen Buddhismus zu fordern, dass sie dir den Endpunkt ihrer Bemühungen demonstrieren. Was also bringen die Geheimnisse und Rituale an Fähigkeiten? Du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr ernüchtert werden (wobei man sich natürlich erst mal darauf zurückziehen wird, dass du noch nicht reif dafür seist, denn das ist der Trick, der für diese Dinge nötig ist). Auf der anderen Seite haben Dzogchen und Zen im Grunde das gleiche vor ("spiegelgleiche Klarheit"), wenn du auf Thögdal verzichtest (weil da eine Trennung von Samsara und Nirwana erfolgt, die ein wesentliches Hindernis im Zen darstellen kann). Leider führte diese Art der Praxis zur Klassengesellschaft, wie wir sie in Ländern des tibetischen Buddhismus vorfinden (auch Bhutan ist da keine Ausnahme). Das ist meine Warnung, falls du dir von der buddhistischen Übung auch versprichst, ein irgendwie "besserer" Mensch zu werden, also die Welt voranzubringen.
Soweit meine persönlichen Ansichten.