Beiträge von Lirum Larum im Thema „Gefahr für die rechte Anschauung“


    Entschuldige, Mudita, es ging mir dabei nicht um meine persönliche Meinung, oder dass ich den Ausdruck "Alles ist Tod" schön finden würde oder gar geschmackvoll. "Dhammasprache" ist der Fachausdruck für das, was Buddhadasa Bhikkhu hier erläutert hat:
    http://www.dhamma-dana.de/buec…wei_Arten_der_Sprache.pdf


    Ohne gemeinsam diese Erklärung zu kennen, braucht man darüber auch nicht weiter zu diskutieren.


    Und ja, die Lamas vereinfachen die Tatsachen manchmal extrem, um verständlich zu bleiben. DAS ist eine hohe Kunst, sozusagen einem Kind die Welt zu erklären, ohne zu lügen oder zu verfälschen. Das Problem ist, wenn unsereiner aus der Schülerschaft dann versucht, diese Sachen hier wiederzugeben, dann wird es falsch und zu Recht auch oft kritisiert.
    Schwierig. :)


    Accinca, ich bin mit diesen Worten von dir einig. Das aber nur, weil ich verdammt lange über sowas nachgedacht habe und das wiederum nur, weil mich jemand dazu angestupst hat.
    So einfach, dem normalen Sprachempfinden folgend kann dies keiner verstehen. "Alles ist Tod" - das ist mit der Sprache ausgedrückt, die Buddhadasa Bikkhu als "Dharmasprache" bezeichnete. Es ist profan nicht ersichtlich, wie das gemeint ist.


    Wenn man sich anguckt, was Leben genau ist, wenn man darüber meditiert ("Wo ist der Keimling im Korn?", "Wo ist das Korn nach der Keimung?", "Sind Keim und Korn getrennt?", "Sind sie gleichzeitig?"), dann wird einem ganz klar, dass Leben und Tod nur Zustandsbeschreibungen des selben sind. Das kann man aber in einem Forum diskutierend kaum erfassen. Von daher ist hier immer viel Wirbel um viel Missverständnis.

    Vielleicht ist bei "Leben ist Leiden" das Wort "Leben" irgendwie eine falsche Übersetzung.
    Gemeint ist ja "Daseinskreislauf", Samsara. Der Buddha mag ja wohl gelebt haben, aber dem Daseinskreislauf, Gier/Hass/Verblendung, war er entronnen. Gell?


    Kein haltbares Glück ist im Leben zu finden, aber im Dharma, und den kann man nur praktizieren, wenn man lebt. :lol:
    So ist meist alles im Leben paradox, und man muss doch gucken, wie Worte gemeint sind, nicht nur, wie sie da stehen.


    "Keine Angst" und "keine Angst" muss ja nicht das gleiche sein. Einer hat keine Angst, bzw empfindet kein Leid, weil er sich um die Zukunft keine Gedanken machen will, den anderen schrecken Gedanken an die Zukunft nicht mehr, weil er das Thema schon erledigt hat, durchgekaut.
    Die Stunde der Wahrheit ist dann die des Todes - des eigenen oder wenn man jemanden begleitet. Da zeigt sich, wie gut man damit klarkommt.
    Schön wäre es, möglichst friedlich und positiven Sinnes zu sterben.

    fotost:
    accinca:


    Unabhängig von dem was Geronimo dazu meint, ist ein Buddha ja deswegen ein Buddha weil er das Leiden überwunden hat. Wenn Dukkha aber nicht das Leiden ist, dann weiß ich nicht was er überhaupt wollte. Ein Buddha macht jedenfalls nur Sinn, wenn er dem Leiden ein Ende gesetzt hat.
    Was anderes ist auch kein Buddha.


    Das klingt jetzt aus Deinem Keyboard seltsam...


    Du bist doch sonst der Verkünder von 'Leben ist Leiden'...


    Sind nun alle Worte verquirlt in diesem Thread? Mir kommt es ganz normal und schlüssig vor, was accinca geschrieben hat.


    Nirvana bedeutet "über das Leid hinaus gehen". Ein Buddha hat Nirvana erreicht und ist über Dukkha hinausgegangen.Sonst würde man ihn nicht Buddha nennen.
    Ist das nicht simpel?

    Hotei:

    Ich glaube die einzige Gefahr für die rechte Anschauung ist "das Ego".


    Genau.
    Und es äußert sich schon allein beim Verfassen eines Postings in sehr subtiler Form, wenn man denkt 'Dem Andern bringe ich jetzt mal was bei!' (Sorry, ich weiß aus persönlicher Innensicht wovon ich rede. ;))
    Somit, wer nicht versteht, was dieses Dukkha sein soll, welches sogar das Glück durchzieht, braucht sich nur seine eigene Schreibweise anzuschauen:
    Man denkt, man erklärt's den anderen jetzt mal, dann versteh'n sie es endlich... In Wirklichkeit aber ist diese Haltung von Ego durchzogen, subtil, (für einen selbst) unmerklich, wie das Glück von Dukkha subtil durchzgen sein mag - und was kommt am Ende bei heraus? Na, jedenfalls kein Verständnis. :) Ein gutes Beispiel.

    accinca:


    Erstaunlich - hätte ich den Tibetern gar nicht zugetraut....


    Wem sagst Du das :) und wozu? Zum 10.000sten Mal, falls es irgendjemand immer noch nicht mitbekommen haben sollte?
    Mein Vorredner erwähnte etwas von Konsequenz bei gleichzeitiger Flexibilität. Eine gute Sache ist das.
    Also, mein Lehrer hat das drauf, ;) obwohl er Tibeter ist. Da kann sich mancher Deutsche eine Scheibe von abschneiden. :|

    Simo:

    ...
    Weiters finden wir die Einteilung von dukkha in dukkha-dukkhata, vipariṇāma-dukkhata und sankhāra-dukkhata. Hieße dukkha einfach nur "Leid" (im eigentlichen Sinne des deutschen Wortes) dann wäre das erste Kompositum sinnlos und eine bloße Tautologie (Leid-Leid). Es geht hier also eher um das "Dukkha in Verbindung mit Leid(/Schmerz, Gram, Pain Kummer)", das "Dukkha in Verbindung mit Veränderung" und das "Dukkha in Verbindung mit Sankhārā". Hier werden mehre Bedeutungsebenen deutlich.


    Natürlich bezieht dukkha "Leid" mit ein, aber es steckt ein viel größeres Bedeutungsspecktrum dahinter (als so manche zu Simplifikationen geneigten Menschen erkennen möchten) - von sehr groben Manifestationen von "Leid" bis hin zu den feinsten Formen davon: immer wenn taṇhā vorhanden ist, ist auch dukkha anwesend.


    Gut, dass das mal einer hier gesagt hat. :)
    Nur ist es doch letztendlich sehr einfach, wenn man den Blickwinkel einmal gefunden hat: auch, sogar, weltlich erlangtem/erfahrenem Glück wohnt Leid inne. Dadurch, das dieses Glück zwangsläufig dem Wandel unterworfen ist, führt es zu erneutem Leid, wenn man blind danach greift. Also simpel ausgedrückt: auch Glück ist Leid. Diese Erkenntnis kann dazu führen, dass man nicht mehr danach greifen will.


    Solche tiefergehenden buddhistischen Betrachtungen bedürfen nunmal eines großen Hintergrundes, um sie zu verstehen. Das kann man mit bloßen Übersetzungen nicht lösen. Der ganze Gedankenbackground muss schon hinterherkommen - sonst treffen eingedeutschte buddhistische Phrasen nur auf einen christlichen Nährboden:
    aus Altruismus wird dadurch Helfersyndrom, aus Karma wird Schuld/Vorbestimmung, aus Mitgefühl wird aufgesetztes Getue (weil ein guter Mensch so zu sein hat), aus Reue wird Selbstkasteiung, aus leidhaftem Dasein wird Karfreitags-Leichenbittermine.
    Ich will sagen: die Worte nutzen dem Verständnis nichts, sondern jeder benötigt nunmal ein längeres buddhistisches Studium, um den Buddhismus richtig zu verstehen. UND es bedarf der buddhistischen Praxis (!), sonst bleiben die Theorien Worthülsen. Das ist mein Lösungsvorschlag: nicht sogleich meinen alles wirklich erfasst zu haben, wenn einem noch der Background fehlt.


    Chantasaro:

    ... Es ist absolut kontraproduktiv, wenn wir Thailänder, Tibeter, Chinesen, ... nach Europa holen, die dort ihren Buddhismus aus ihrem Herkunftsland praktizieren und der Bezug zur mitteleuropäischen Kultur fehlt.


    Woher soll denn das rechte Verständnis kommen, wenn es nicht durch authentische Lehrer vermittelt werden darf? Ein "deutscher Buddhismus" ist dieser Zeit noch nicht entwickelt. Es ist auch keine Frage der Kultur (die ist nur eine Äußerlichkeit) sondern des tiefergreifenden buddhistischen Verständnisses über Leerheit, Mitgefühl, Dharmapraxis. Dazu braucht es erfahrene Lehrer, die es ganz und gar authentisch vermitteln - und die kommen zur Zeit nunmal noch vermehrt aus Asien.
    Ich kenne gute deutsche Lehrer des tibetischen Buddhismus, die wirklich eine hilfreiche Brücke für den westlichen Geist bauen können - aber deren ehrenwerte Lehrer wegen ihrer Herkunft zu verwerfen wäre völlig absurd.
    Auch kenne ich sehr, sehr gute tibetische Lehrer, die den Dharma 1:1 vermitteln können und die sich gleichzeitig durch den Umgang mit uns hier weiterentwickeln und den westlichen Geist kennenlernen. Also, die lernen ja auch dazu. Eine Win-Win-Situation ist das, wenn Ost und West (und Nord und Süd) einander berühren.