Beiträge von Monikadie4. im Thema „Wenn ich kein Selbst habe, wer bin ich dann?“

    mukti:

    Dann bin ich das was gerade anliegt, womit im Moment eine Identifikation besteht, eine Vielzahl von Identitäten die ständig einander abwechseln: Der Arbeiter, der Denker, der Freund, der Ehemann, der Sohn, der Gute, der Schlechte, der Gescheite, Dumme, Kleine Große, als was man sich halt gerade sieht.


    Das empfinde ich als die plausibelste Erklärung, weil diese auch dazu führt, andere Menschen und sich selbst nicht mehr an Aussagen, Handlungen usw. festzuzurren. Wenn ich weiß, dass ich bzw. meine Ansichten und Überzeugungen nicht von Dauer sind, dann brauche ich sie auch nicht mehr bis aufs Messer zu verteidigen. Dann kann ich anderen zuhören, ihnen zustimmen oder auch sagen: "So sehe ich das im Moment nicht", oder einfach stehen lassen im Wissen um die Ursache bestimmter Ansichten und Verhaltensweisen. Ein Kleinkind kann nunmal noch nicht höhere Mathematik und eine Linde ist keine Eiche.
    So jedenfalls geht es mir, seit ich mich nicht mehr an einer bestimmten Idealvorstellung oder Vorstellung überhaupt von mir festhalte. Durch diesen Verzicht auf Identifikation werden weitere Räume sichtbar, d.h. Samsara wird desillusioniert und verliert seine Bedrohung.


    Es wird jedoch auch deutlich, wie viele Menschen etwas von sich glauben - ob nun positiv oder negativ -, das mit der Realität überhaupt nicht übereinstimmt. Und da ist kein Rankommen. Immer wieder sehe ich, dass bestimmte Konflikte nicht gelöst werden können, wenn Dein Gegenüber in einer Traumwelt lebt und dies nicht erkennen will.


    Und wer bin ich dann? Früher fühlte ich mich aufgefordert, diese Diskrepanz aufzuklären, heute werde ich still, d.h. ich höre auf als Monika, die immer kämpfte, zu existieren.


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    Hier geht es wieder einmal um Recht-Haben-Wollen. Wer oder was will Recht haben? Ein Ich, ein Jemand, der gerade das Gegenteil beweisen will, überzeugen will, dass es ihn, sie oder die Welt nicht gibt oder doch gibt.
    Ein Spiel, das weder zu gewinnen ist, noch Sinn macht. Der Ich-will-und-ich-bin-Bohrer schiebt sich nur immer tiefer ins Fleisch wie ein Stachel.
    Einzig die Einsicht mittels Meditation führt dahin, was mit Anatta gemeint ist.
    _()_ Monika

    Sherab Yönten:

    Welche Beiträge helfen überhaupt weiter, um diese Frage zu beantworten ? Hier wurde so viel geschrieben, aber doch nichts gesagt
    (da schließe ich mich nicht aus).


    Finde ich nicht. Alle Antworten sorgen dafür, dass etwas in Bewegung kommt. Was immer auch dabei herauskommt, ist eigentlich gleich-gültig, denn der Fragende muss sich da durchwühlen und bestenfalls loslassen. Zu Beginn meiner "Suche" las ich "Einbruch in die Freiheit" von J. Krishnamurti. Ich habe seine Aussagen vom Verstand her nicht erfassen können und dennoch begann dadurch ein Weg in die Freiheit, weil ich ein tiefes Bedürfnis spürte, dem eben "auf die Spur zu kommen". Ich erkannte die Wichtigkeit und Wahrheit darin, ohne sie beschreiben zu können. Genau so erging es mir mit Teilen der buddhistischen Lehre (Leere, Nicht-Selbst). Und das führt dann zu entsprechender Reflektion. Ein äußerst meditativer Prozess.
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    Geronimo:

    Fragen wie diese lösen sich irgendwann, bei entsprechender Praxis, in höchst angenehmes Wohlgefallen auf. Und werden ab einem gewissen Punkt auch eher indirekt beantwortet.


    Ja, so erlebe ich das auch. Ich habe immer mal wieder gedacht, ich wäre ignorant, Tatsache ist jedoch, dass ich keine Frage mehr habe, die ohnehin niemand beantworten kann. Da setzt dann das Vertrauen ein, der sogenannte Verstand ist befriedet.
    _()_ Monika

    Wie immer ES auch benannt wird, es gibt aus meiner Sicht eben das Potenzial zur Buddhaschaft, sonst hätte ja auch Karma gar keinen Sinn.
    Für Siddhartha war es die karmische Voraussetzung, ein Buddha zu "werden". Genau so wie "er" alles durchschaute und rückwirkend blickend seine vielen Leben erkannte, genau so ist es letztlich für jeden Menschen. Ohne dieses Potenzial würden wir uns überhaupt nicht angesprochen fühlen, uns mit der Lehre zu beschäftigen. Wir sind Träger jeglicher Tendenz, und je nach unserem Entwicklungsstand (Karma) kommt entweder das eine oder das andere zum Vorschein. Und ob das Buddhanatur genannt oder dagegen argumentiert wird, ob der Buddha das so bezeichnet hat oder einen anderen Begriff "das Todlose" verwendete, ist für mich nur ein Anhaften an Begriffen. All diese Begriffe sollen doch nur helfen, sich über dieses Unbeschreibliche zu verständigen. Aber das Verbeißen in ob oder ob nicht ist ja das Hindernis. Da will nämlich der Verstand schon wieder die Oberhand gewinnen. Wie heißt es im Zen-Geist: "... da wird der Dieb für den eigenen Sohn gehalten."
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    Hi Kleckse,
    gibt es weder Anfang noch Ende, gibt es auch keine Quelle.
    Egal, was entsteht, es existiert auch sofort Dukkha. Dukkha ist einfach da, so wie Regen einfach da ist - kommt und geht - oder Dürre.
    Es entsteht Leben und es wird z.B. durch den Sturm hinweggefegt, wie ein Spinnennest mit ganz vielen sich entwickeln wollenden Spinnen.
    Es gibt keinen reinen Ursprung, nicht mal für ein Baby, denn auch dieses kämpft bereits bei der Geburt um sein Leben. Da sind alle Kräfte im Einsatz, um Luft zu bekommen, am Ende kommt der Schrei.
    Alles, was existiert, existiert nur aufgrund des von Buddha bezeichneten Hungers auf Da-Sein.
    Allein das ist schon Dukkha.
    _()_ Monika

    Was als ICH empfunden wird, ist eine zusammengesetzte Persönlichkeit, die mir zu Beginn meines Lebens anerzogen wurde (Du bist Monika, ein kleines Mädchen ...), sich durch Wissen und Wachstum (ICH bin Sekretärin, Hausfrau, Mutter, Buddhistin), durch gesellschaftliche Zwänge und Bedürfnisse erweitert hat (ich bin wohlhabend, hübsch, amüsant), die (Persönlichkeit) aber durchaus immer wieder im Wandel ist - je nach Gesinnung, Erfahrung, Reifung. Schaue ich mir die einzelnen Puzzleteile an und verabschiede eines nach dem anderen, bleibt ein Körper, "der auf ein Minimum gebracht überleben kann" und ein Geist, der sich von vielem unnützen Wissen ent-leert hat. All das kann ich ja auch wieder ändern, wenn ich jemand sein will - zum Beispiel Weltmeisterin im Kugelstoßen :lol: oder Guru.


    Die Persönlichkeit, das Ego, ist ein Gerüst, das ich zum Über-Leben brauche, das aber in Unwissenheit völlig überschätzt wird. Sobald ich diesen Irrtum erkannt habe, bin ich nicht mehr jemand, die sieht, sondern da ist Sehen, die hört, sondern da ist Hören, die isst, sondern da ist Essen ... usw.
    Die Identifikation macht den Unterschied. Die Identifikation "ich bin jemand, eine Seele, die überdauert" ist die Illusion.


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