Beiträge von void im Thema „Ein wichtiger Unterschied Theravada / Mahayana?“

    Elliot:
    Zitat

    "Cunda, daß jemand, der selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der nicht selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist möglich. Daß jemand, der selbst unbezähmt, ungezügelt ist und nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst bezähmt, gezügelt ist und in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist möglich."
    (Majjhima Nikāya 8, Sallekha Sutta)


    Die Mahayana Idee ist es Buddschaft zu erlangen, und als Buddha andere zu Befreiung zu führen. Nach dem Thervada ist es das höchste Ziel, ein Arhat zu werden. Ein Buddha - also jemand der die Lehre verkündet - macht solange die Lehre präsent ist, überhaupt keinenen Sinn und ist vollkommen unnötig. Demgegenüber wird im Mahayana betont, dass man ja dann in anderen Welten zu anderen Äonen ein Buddha werden kann. Was ja sehr seltsam klingt, und in einem den Eindruck erweckt, es geht nicht um "proasische Wirklichkeit" sondern das Konstrukt zielt vor allem darauf, eine bestimmte positive Motivation zu legitimieren. Dass man sich eben nicht zur Dharma Praxis begiebt, um sich selbst aus der Welt abzuseilen, egal wie es den anderen geht. Sondern dass man aus eine nicht-egoistischen Motivation für andere und mit anderen praktiziert.


    Diese Motivation des Mitgefühls mit anderen ist aus einer Thervada Sicht natürlich nicht zu verurteilen. Was dagegen so ganz der klaren Thevada-Herangehensweise widerspricht, ist die Idee der "Geschickten Mittel". Also dass eine Lüge nicht einfach eine Lüge ist, sondern es gut und heilsam sein kann, sich bestimmte Dinge vorzumachen. (Hat Buddha das nicht immer und immer wieder verurteilt, andererseits sprach er zu unterscheidlichen Leuten anders)


    Zitat

    Der Trick im Mahayana ist,


    Zitat

    Der Trick im Mahayana ist,


    Zitat

    Der Trick im Mahayana ist,


    Die Idee, weil eh alles Illusion ist, könnte man die Dinge doch ein wenig zum Heilsamen verbiegen, klingt für die einen wie die Möglichkeit, sich neue Zugänge zu erschliessen. Während das Repertoir der "geschickten Mittel" (und dann hätten wir noch jenen "Trick") für die anderen etwas von Jahrmarktschwindlern und billigen Zauberern hat. Und es ist dieses Repertoir an Effekten, dass viele spielerische, phanstasievolle Menschen fasziniert und nüchterne Menschen instinktiv abstösst.


    Aber was, wenn der Jahtmarktzauber funktioniert? Wenn das Leitungswasser durch den Placebo-Effekt Kranke heilt, ist es dann eine Lüge zu behaupten es sei keine Medizin? Wenn das Kriterium für Medizin ist, dass sie heilt, dann ist sie es doch sogar?
    Natürlich sind wir nicht befreit. So wie wir ja auch keine Mäuse sind. Auf der anderen Seite ist es, so dass das einzige was uns von der Maus unterscheidet die Tatsache ist, das wir keine sind, oder? Und bis auf unsere Klesha (Gier, Hass und Unwissenheit) sind wir natürlich vollständig erwacht? Dies gibt uns die Möglichkeit, Nirvana nicht einfach als ein negatives Verlöschen zu sehen, sondern als ein Zutagetreten unserer Buddhanatur!


    Sind das neue Wendungen und Rekombinationen buddhitische Inhalte, die neue Möglichkeiten eröffnen? Oder sind es Verdrehungen, die etwas ursprünglich Klares verwirren? Ich denke beides stimmt zum Teil. Es ergeben sich wertvolle neue Interpretationen und Anregungen, die aber auch neue Missverständnisse und Möglichkeiten mit sich bringen, sich selbst was vorzumachen.

    Bei jeder religiösen Tradition stellst sich de Frage, wie eng man am ursprünglichen bleibt oder wie offen und freumütig man die Lehre interpretiert. Beides hat Vor- und Nachteil: Ist man sehr offen, kann es sein, dass man den ursprünglichen Sinn verliert und sich am Ende verschleisst und korrumpiert. Auf der anderen Seite kann ein sehr enges Festhalten an Text und Tradition bewirken, dass man sehr engstirnig und eingfahren wird und seine Offenheit verliert.


    Theravada geht auf "Nummer Sicher" und versucht sich an genau das zu halten, was Buddha Shakyamuni gelehrt hat. Diesen ging es ja sehr um die Anatta Lehre (also dass es kein festes Selbst gibt) und deswegen wurde alles vermieden, was es erlaubt, die Befreiung als ein "etwas" zu sehen. Das führte zu einer Herabgehensweise der Verneinungen: Also dass man Befreiung aher als ein Verlöschen sieht und im moralischen Bereich die Entsagung in den Mittelpunkt steht.


    Im Mahayana ist man dagegen "positiver": Anstatt negative von der Haltung Entsagung gegenüber Gier, Hass und Verblendung zu reden, drückt man das man das Gleiche tendentiell positiv vom Kultivieren von Grosszügigkeit, Mitgefühl und Geduld aus. Anstatt negativ vom Verlöschen zu rden, spricht man positiv vom Kultivieren von Buddhanatur. Wobei man im Idealfall das Gleiche meint: Ich kann ja auch meine Neujahrvorsetzte als "weniger faul auf dem Sofa rumliegen" oder als "aktiver werden" formulieren.


    Aber warum ist der Thervada so negativ? Der Grund ist ja wirklich der zu verhindern, dass man sich etwas vormacht. Dass man freundvoll denkt Dharma zu praktzieren und in Wirklichkeit irgendwelchen Ego-Aktivitäten nachhängt.

    Andi:

    Sie schreibt: 1 Stunde Meditation pro Tag ist quasi Pflicht....man soll wirklich gar kein gedankliches Ziel damit verfolgen. Absolute Ruhe.
    Thich schreibt für mein Gefühl viel pragmatischer: 10 mal bewusst atmen kann schon reichen, dabei kann man sich "Ruhe" beim einatmen und "Lächeln" beim ausatmen vorstellen. Wenn ich das praktiziere fühle ich mich erfrischt, freudig und habe wirklich das Gefühl von neuer Energie.


    Ich denke das Zielpuplikum ist einfach ein anderes.


    Thich Nhat Hanh hatte irgendwann die Idee hatte, dass die Leute hier bis auf wenig Ausnahmen überhaupt nicht fähig sind, so wie in asiatischen Klöstern zu praktizieren. Das der Durschnittwestler ein labiles Wesen voller innerer Ängste ist, den man nicht überfordern darf sondern dass man ersteinmal päppeln und aufbauen muss anstatt ihn zu überfordern.

    Ayya Khema dagegen wendet sich an Leute intensive praktizieren. Sie ist ja eine Westlerin, die versuchte Buddhas Worte authentisch zu leben, auch wenn das anstrengend und entbehrungsreich ist.


    Vielleicht ist das wie bei Yoga-Kursen. Da gibt es ja auch die bei der VHS, wo versucht wird normalen Leuten die Grundlagen beizubringen. Und Intesivkurse von Experten für Experten. das bedeutet jetzt nicht, dass Thich Nhat Hanh ein niedrigeres Nieveau hat. Ich nehme an, dass er mit Menschen die Mönche sind oder Reatreats besuchen, auch anders umgehet.