Beiträge von Raphy im Thema „Wiedergeburt ist? Umfrage und Diskussion“


    Hallo ihr Lieben, hallo lieber Sohei,


    ich sehe das auch so, dieses Zitat basiert auf einem Ich.


    Ist ja auch klar. Zum einen richten sich die Lehrreden Buddhas an Menschen die noch nicht "ich und mein" bis in seine kleinsten und subtilsten Ausformungen durchschaut haben. Sie sehen alles durch die Brille von "ich und mein", egal was man sagt. Es wird alles ergriffen, verdinglicht. Weil "ich und mein" so grundlegend ist. Ich vermute noch viel grundlegender als Denken oder Logik oder die Worte: ich und mein. Deshalb entkommt man dem nicht einfach nur durch Nachdenken und Logik. Das können wichtige Schritte sein, Denken und Logik sind super, aber der edle achtfache Pfad besteht aus mehr als Denken.


    Und wenn die Zuhörer dieser Lehrreden "ich und mein" durchschaut hätten, endgültig befreit wären, dann hätten sie keine Unterweisung mehr nötig, also wäre auch eine solche Lehrrede bestimmt unnötig für solche Verwirklichte.
    Und Menschen die "ich und mein" noch nicht endgültig durchschaut haben, werden solange geboren als "ich und mein", bis sie es durchschaut und dieses Durchschauen auch praktisch verwirklicht haben.


    Und das spricht Buddha hier meiner Meinung nach an. Dass zu erwarten ist immer wieder geboren zu werden, wenn man "ich und mein" nicht vollständig durchschaut.
    Und jemand der die in dieser Sutta, aus der das Zitat stammt, angesprochene Praxis ausführt, es nötig hat sie auszuführen - ist zwangsläufig noch nicht vollständig erwacht. Andernfalls müßte er sie ja nicht praktizieren die Praxis.
    Also wird derjenige Unerwachte, der an "ich und mein" glaubt, der die Praxis nötig hat und sie freiwillig wählt, auch seine früheren "ich's und mein's" sehen. Er sieht das was er noch nicht überwunden hat. "Ich und mein" und alles was damit zusammenhängt, also auch Geburt, Geburt, Geburt ... .


    Zum anderen hat auch der Buddha diese Erfahrungen in den ersten beiden Nachtwachen gemacht. Den Überlieferungen im Palikanon nach. Er sah in der ersten Nachtwache wie er selbst immer wieder geboren wurde, er sah in der zweiten Nachtwache wie andere Wesen immer wieder geboren wurden und werden, aufgrund ihrer Handlungen.
    Erst in der dritten Nachtwache erlangte er die vollständige Befreiung, also auch das Durchschauen von "ich und mein". In den ersten zwei Nachtwachen war er vielleicht noch nicht vollständig befreit, also gab es noch "ich und mein" und alles was damit zusammenhängt, in ihm. Und von dieser Ansicht oder diesem Gefühl oder diesem Trieb von "ich und mein" wären dann auch die ersten zwei Nachtwachen mitgeprägt. Ist aber nur eine Vermutung von mir, der Text gibt das ja nicht eindeutig her wie es zu verstehen ist.


    Nachzulesen zum Beispiel hier:



    Und dann ist eben die Frage, wenn man "ich und mein" vollständig durchschaut hat, Nibbana verwirklicht hat, ob es dann überhaupt noch Sinn macht von Wesen zu sprechen die geboren werden.


    Und den Lehrreden zufolge scheint es Sinn zu machen. Nämlich dann wenn man zu Menschen spricht die "ich und mein" noch nicht vollständig durchschaut haben und für die es passt. Denen es in ihrer Praxis hilft davon zu hören, dass die Wesen immer wieder geboren werden, wenn sie "ich und mein" nicht durchschauen. Falls sie diese Sicht ertragen können.


    Aber für einen Verwirklichten macht das vielleicht keinen Sinn mehr, davon zu sprechen. Er wäre ja auch befreit und somit ergäbe sich keine Notwendigkeit von Buddha belehrt werden zu müssen. So jemand wäre ja schon frei. Er könnte das Floß der Lehre zum anderen Ufer, am anderen Ufer angekommen, zurücklassen. Er müßte es nicht mit sich herumtragen. Er wäre ja schon am anderen Ufer angelangt.



    Was ich hier geschrieben habe ist mit Ausnahme der Zitate natürlich nur meine persönliche Meinung und soll nur zeigen wie ich an diese Sache ungefähr herangehe und dass sich für mich deshalb keine erkennbaren großen Widersprüche ergeben im Zusammenhang mit deinem Zitat, lieber Sohei. Grundsätzlich habe ich auch schon von Haus aus einiges Vertrauen zu Buddha und seiner Lehre, weswegen ich manche Dinge einfach so stehen lassen kann, wenn ich sie noch nicht verstehe und wenn sie jetzt für meine Praxis noch nicht entscheidend sind.


    Ich denke es ist auch die Frage in welcher momentanen Verfassung jemand auf die Buddhalehre schaut. Ist man in diesem Moment mit ihr zufrieden und will eigentlich nur möglichst gut und genau praktizieren oder ist man in diesem Moment eher im Zweifelmodus und stellt alles in Frage. Beides kann ja gut sein. Praktizieren ist super, aber kritisch die Praxis anschauen ist auch gut. Auf der anderen Seite lähmt Zweifel die Praxis, aber Lähmung der Praxis stört auch nur denjenigen der den edlen achtfachen Pfad gerne verwirklichen möchte. Und entweder man kommt irgendwann zu dem Punkt wo einen die Buddhalehre und ihre Früchte die man erfährt restlos überzeugen oder nicht. Ist beides ok, niemand ist verpflichtet auf die überlieferte Lehre Buddhas zu hören.


    Und alles was ich bis jetzt geschrieben habe wird natürlich jemand der im Zweifelmodus ist oder die Buddhalehre als unvollkommen ansieht, nicht ernst nehmen. Weil vieles was ich geschrieben habe auf der Grundlage steht, dass Buddha mit vielem Recht hatte was von ihm überliefert ist. Was ja ein Zweifler gerade bezweifelt.


    Und ob der überlieferte Buddha Recht hatte kann nur jeder für sich selbst überprüfen. Und man kann es nur überprüfen indem man einen anderen Weg als den edlen achtfachen Pfad geht und dann dadurch herausfindet ob Buddha Recht hatte oder nicht Recht hatte oder man immer noch im Zweifel über alles ist.
    Oder als zweite Möglichkeit indem man den edlen achtfachen Pfad geht und dann dadurch herausfindet ob Buddha Recht hatte oder nicht Recht hatte oder man immer noch im Zweifel über alles ist.
    Aber selbst wenn man einen anderen Weg geht als den Buddhaweg, um zu schauen ob Buddha Recht hatte, muß ja irgendwo ein Interesse sein am Buddhaweg, sonst würde man seine Zeit und Energie für andere Dinge verwenden als dem Vergleich des eigenen Weges mit dem überlieferten Buddhaweg.


    Und wenn man zu der Überzeugung gelangt ist der überlieferte edle achtfache Pfad führt nicht zum Ziel und dann andere davor warnen und retten muß, dann ist das eben so. Damit meine ich nicht dich Sohei und auch nicht andere User hier. Ist nur so allgemein formuliert.


    Ich bin auch nicht vollständig frei von "ich und mein" denke ich und ich habe auch Nibbana nicht verwirklicht, würde ich sagen.


    Deswegen alles nur meine unvollkommene Meinung. Die auch total falsch sein kann. Bis jetzt waren auch viele meiner Meinungen vergänglich. Manche schneller, manche langsamer. Manche halten sich hartnäckiger, manche sind leichter fallen zu lassen. :)


    Hat wahrscheinlich eh keiner gelesen diesen langen Text. Was ja ok wäre. :)


    Liebe Grüße

    mukti:
    Raphy:

    Ah ok, danke für die Erklärung mukti. Kann ich ungefähr nachvollziehen wie du das meinst, denke ich.
    Dann alles Gute auf dem Weg. :)


    Liebe Grüße


    Ja bitte, ist halt mein Zugang zu dieser Sache. Man kann's vielleicht auch von einer anderen Seite sehen.
    Wünsche auch alles Gute auf deinem Weg.


    Danke lieber mukti.
    Ja, jeder hat da wohl seinen Zugang. :)


    Liebe Grüße

    mukti:

    Hi Raphy,


    Raphy:


    Wo liegt denn für dich der Unterschied zwischen "Trennung in mein/dein zu unterlassen" und "mein/dein überhaupt zu unterlassen", mukti?


    Die Trennung in mein/dein unterlassen, das ist für mich nicht eindeutig, das ist dann ein "wir" oder ein "alles", "alles ist eins" und sowas, jedenfalls etwas Positives das ist, wenn auch kein Ich, dann doch ein Selbst das eins ist mit allem. "Mein" ist eine Illusion, "dein" ist ebenso eine Illusion - da bleibt dann nichts mehr das anzustreben wäre, kein Zustand an sich der als etwas Seiendes zu erfahren wäre.


    Ah ok, danke für die Erklärung mukti. Kann ich ungefähr nachvollziehen wie du das meinst, denke ich.
    Dann alles Gute auf dem Weg. :)


    Liebe Grüße

    Hallo lieber mukti.



    Ob man sagt: ich unterlasse die Trennung in mein/dein oder sagt: ich unterlasse mein/dein überhaupt, ist für mich persönlich kein Unterschied. Weil mein/dein für mich eine Trennung ist. Eben in "mein" und in "dein". Man könnte auch sagen Unterscheidung in mein/dein. Wo liegt denn für dich der Unterschied zwischen "Trennung in mein/dein zu unterlassen" und "mein/dein überhaupt zu unterlassen", mukti?


    Allerdings bevorzuge ich die Formulierung nichts als "ich und mein" anzusehen. Das passt für mich besser. Hilft mir besser bei mir zu bleiben. Weil ob das was mir nicht gehört, einem anderen dafür gehört oder niemandem gehört oder etwas ganz anderes, ist mir nicht so wichtig ersteinmal.


    Liebe Grüße


    Hallo ihr Lieben,


    ich finde in Majjhima Nikāya 1 kommt das auch gut zum Ausdruck worauf mukti vielleicht anspielt:



    Man fasst nichteinmal Einheit, Vielfalt, Alles oder sogar Nibbana als "mein" auf, der Sutta zufolge. Also fasst man sie bestimmt auch nicht als "ich" auf, da es ja oft heißt, dass das Betrachten von etwas als "ich und mein", nicht der Lehre entspricht.


    Zum Beispiel hier:



    Also könnte man dann auch nicht an einem Punkt sagen: "Ich bin alles." Das würde dem widersprechen finde ich.


    Und das deckt sich meiner Meinung nach mit bels Aussage, die Unterscheidung in mein/dein zu unterlassen. Ich sehe das auch als einen Schlüssel für mich. Eben eines der drei Daseinsmerkmale oder zumindest ein Hinweis in diese Richtung: Anatta.


    Und das heißt ja auch nicht, dass man im Laufe der Praxis nicht die unterschiedlichsten Anwandlungen haben könnte. Zum Beispiel eine umfassende Einheit als "ich" oder "ich bin das alles" zu betrachten. Wäre ja eigentlich auch normal und verständlich das zu tun. Ich ergreife doch ständig und mache ständig alles Mögliche zu "ich und mein". Also erst recht edle, glückselige und erhabene Zustände. Und da gibt eben der Buddha den Hinweis, wenn man an diesem Punkt ist, nicht darauf hereinzufallen, sondern einmal zu schauen ob man das wirklich ist. Wenn ich die Sutten nicht kennen würde, würde ich bestimmt darauf hereinfallen. Und sogar obwohl ich sie kenne, werde ich bestimmt noch unzählige Male darauf hereinfallen. :D


    Allerdings sehe ich für mich zur Zeit keinen Widerspruch Wiedergeburt nicht auch wörtlich aufzufassen. Solange man noch Dinge, Zustände oder was auch immer als "ich und mein" auffasst, solange wird "ich und mein" geboren. Und solange werden Dinge, Zustände oder was auch immer ergriffen. Also immer wieder. Also könnte man auch Wiedergeburt dazu sagen.


    Und dazu muß es auch zumindest eine scheinbare Welt, zumindest scheinbare Dinge und Zustände oder zumindest scheinbar irgendetwas geben, welches das Ergreifen scheinbar ermöglicht und was es scheinbar wert wäre zu ergreifen.


    Und ob alle dieser inneren und äußeren Grundlagen des Ergreifens nach dem Tod meines groben materiellen Körpers wirklich nichtmehr vorhanden sind, weiß ich leider nicht. Aber so wie ich die Sutten bis jetzt verstehe, hört das nicht von allein auf. Der Pfad den der Buddha gezeigt hat, scheint also wichtig zu sein für jemanden der Dukkha überwinden will oder irgendeine andere Formulierung des Buddha ansprechend findet und als der Übung wert ansieht.


    Aber nur meine persönliche, derzeitige, wahrscheinlich höchst unvollkommene Sicht dazu. :)


    Liebe Grüße