Beiträge von Raphy im Thema „Lehrreden- Strukturierung einprägen“


    Hallo lieber Elliot,


    kann ich nachvollziehen, denke ich. Danke für die Hinweise und Suttenverweise.
    Auch wenn ich natürlich noch weit davon entfernt bin, das in den Sutten Beschriebene zu verwirklichen. :)


    Liebe Grüße


    Hallo lieber accinca,


    danke für den Hinweis. Das sehe ich auch so. Rechtes Nachdenken ist wichtig.
    Aber wie gesagt es reicht meist nicht aus nur Nachzudenken, sondern es gehört genauso dazu nach den rechten Erkenntnissen auch zu Handeln oder nicht zu Handeln, sich in Dana (Abgeben/Teilen) und Sila (Ethik/Sittlichkeit) zu üben, oder auch in rechter Sammlung/Versenkung/Meditation. Den edlen achtfachen Pfad auch zu leben, so gut man eben in diesem Moment kann und das wird ziemlich unperfekt sein bei den meisten, denke ich.


    Einsicht (Panna) ist aber immerhin eines von 3 Gebieten in die man den edlen achtfachen Pfad einteilen kann, eben neben Sittlichkeit (Sila) und Sammlung (Samadhi).


    Wenn man sich zum Beispiel die Definition oder Besprechung von Panna in diesem Link anschaut: -http://www.palikanon.com/wtb/panna.html - sieht man, dass nur eine von drei Arten wie Einsicht entsteht, ausdrücklich auf Nachdenken beruht.
    Die andere ist Einsicht durch Lernen, wobei da natürlich auch viel Nachdenken beteiligt sein kann, aber nicht zwingend sein muß. Ich kann zum Beispiel etwas richtiges oder weises von jemandem hören und es kommt zu einer Art blitzartigen Erkenntnis.
    Und als dritte Art auf Geistesentfaltung beruhendes Wissen. Was natürlich auch von Nachdenken begleitet werden kann. Aber auch in Richtung Meditation gehen kann und da ist Denken nicht zwingenderweise immer beteiligt. Zum Beispiel Jhanazustände, die man dann nutzen kann um mit einem gestillten und konzentrierten Geist zu Einsicht zu gelangen, wo dann auch wieder Denken dabei sein kann.


    Aber um einen gestillten, konzentrierten und wachen Geist zu haben oder zu entwickeln, ist es ersteinmal wichtig oder gehört es dazu, dass sich auch das Denken beruhigt und eben nicht auf alles eingegangen werden muß, was so da ist an Gedanken.


    Ich denke auch, dass man das sowieso oft nicht so strikt trennen kann, ich kann es jedenfalls oft nicht. Bei vielem was man so tut ist oft eben mehr oder weniger irgendeine Art von Denken mit dabei.
    Gedankenfreie Momente sind wohl vielleicht eher selten, manche suchen auch solche Momente, weil es eine unglaubliche Entspannung und zeitweilige Befreiung sein kann. Befreiung von dem alltäglichen Müll, den Sorgen, den nicht endenden Erwartungen von anderen und von sich selbst, und dem inneren und äußeren Streß.


    Deswegen empfand ich den Hinweis für mich hilfreich, dass Denken nicht alles ist und dass man das auch mal sein lassen kann. Gerade nach einer Zeit der Ruhemeditation, sei es mit oder ohne Jhana, selbst nach einem entspannenden Spaziergang, also einer Zeit wo die Gedanken und der Körper sich einmal beruhigen konnten, kamen für mich die hilfreichsten und hoffentlich auch heilsamen Erkenntnisse und Einsichten. Es ist einfach gut auch mal Pausen einzulegen, auch Pausen in gedanklicher Arbeit.


    Man sagt auch "In der Ruhe liegt die Kraft". Das wird meiner Meinung nach sehr vernachlässigt. Viele hetzen einfach nur. Sie geben sich überhaupt nicht die Ruhe und Zeit etwas nach innen zu fallen, mal alles aus einer anderen, entspannteren Perspektive zu sehen. Wenn sie es tun würden, würden sie merken, dass sie nicht nur ausgeglichener sind, sondern dass die Gedanken auch viel klarer und frischer werden. Ist jedenfalls bei mir so. Aber soll kein Patentrezept für die Lösung aller Probleme sind. Manche scheuen sicher auch die Ruhe, weil dann Dinge hochkommen die nicht so schön sind und sie dann vielleicht nichtmehr funktionieren können im Alltag. Deswegen finde ich auch den Buddhaweg so gut, weil er sehr viele Aspekte beleuchtet und es viele Ansatzpunkte gibt an denen man arbeiten kann und die vielleicht helfen können auch das Leid zu ertragen das für die vollkommene Befreiung notwendig ist, ohne davor wegzulaufen.


    Aber wieder nur meine unvollkommene Meinung und Erfahrung dazu. So stellt es sich mir in diesem Moment gerade dar. :)


    Liebe Grüße

    mukti:

    Also es bleibt was, es ist etwas wirklich da, es ist nicht alles nur eine Vorstellung oder Illusion, wie z.B. bei Shankaracarya oder dann vielleicht auch im Mahayana.
    Aber man kann das ja nur als einen Zugang begreifen, als eine Ansicht. Vielleicht entzieht sich das letztlich der gewöhnlichen Logik ob die Welt wirklich ist oder nicht.
    Was man wahrnimmt, ist jedenfalls gewöhnlich nicht die Wirklichkeit, nur ein Ausschnitt, eine geistige Gestaltung. Was ist wirklich, unendliche, stets sich transformierende Energie? Darüber hat der Buddha glaube ich nicht viel gesagt, weil es nicht zum Ende von dukkha führt.


    Hallo lieber mukti,


    so wie ich Elliots Zitat aus "S.12.15. Der Sproß aus dem Hause Kaccāyana - 5. Kaccānagotta Sutta" (z.B.: http://www.palikanon.com/samyutta/sam12_20.html#s12_15) verstehe ist es nicht so, dass etwas bleibt oder wirklich da ist:

    Zitat

    ...für den aber, Kaccayana, der die Aufhebung der Welt der Wirklichkeit gemäß mit richtigem Verständnis betrachtet, gibt es das nicht, was in der Welt ,Sein' (heißt). ...


    Man kann also nicht sagen, dass es etwas gibt oder etwas da ist.



    Aber auf der anderen Seite kann man auch nicht sagen, dass es nichts gibt:

    Zitat


    ...Für den nun, Kaccāyana, der den Ursprung der Welt der Wirklichkeit gemäß mit richtigem Verständnis betrachtet, gibt es das nicht, was in der Welt ,Nichtsein' (heißt); ...



    Insofern könnte man sagen: Alles ist nur eine Vorstellung. Nämlich entweder die Vorstellung, dass es etwas gibt, dass die Welt wirklich ist. Oder die Vorstellung dass es nichts gibt, dass die Welt nicht wirklich ist:

    Zitat


    ...
    7. ,Alles Ist', das, Kaccāyana, ist das eine Ende. ,Alles ist nicht, das ist das andere Ende. Diese beiden Enden vermeidend, verkündet in der Mitte der Tathāgata seine Lehre:
    ...



    Und beide Enden/Vorstellungen sind zu verwerfen/zu überwinden/aufzugeben/loszulassen, sie basieren auf der Vorstellung eines Ich, das sein kann oder nicht mehr/noch nicht sein kann:


    Zitat

    ...6. Durch Aufsuchen, Erfassen und Dabeiverbleiben [29] ist ja, Kaccāyana, diese Welt zumeist gefesselt. Wenn nun jemand [30], Kaccāyana, dieses Aufsuchen und Erfassen, das Wollen des Denkens, sein Eindringen und Darinbeharren nicht aufsucht, nicht erfaßt, nicht dazu den Willen hat in dem Gedanken: es ist in mir kein Ich [31], - und wenn er dann daran, daß Leiden alles ist, was entsteht und Leiden alles ist, was vergeht, nicht zweifelt und kein Bedenken hat und infolge seines ausschließlichen Vertrauens [32] schon das Wissen hiervon besitzt - in so weit, Kaccāyana, gibt es rechte Einsicht.


    7. ,Alles Ist', das, Kaccāyana, ist das eine Ende. ,Alles ist nicht, das ist das andere Ende. Diese beiden Enden vermeidend, verkündet in der Mitte der Tathāgata seine Lehre:


    8. Aus dem Nichtwissen als Ursache entstehen die Gestaltungen; aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewußtsein usw. usw. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zu stande. Aus dem restlosen Verschwinden aber und der Aufhebung des Nichtwissens folgt Aufhebung der Gestaltungen; aus der Aufhebung der Gestaltungen folgt Aufhebung des Bewußtseins usw., usw. Auf solche Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zustande. ...


    Ich glaube aber nicht, dass man das nur mit Nachdenken herausfinden kann. Deswegen besteht der edle achtfache Pfad wohl nicht nur aus Nachdenken. Es kann eigentlich nur eine Anregung sein zu praktizieren, so gut man eben kann.


    Wie du schreibst mukti, es entzieht sich der gewöhnlichen Logik, das kann man einem "Ich" nicht erklären.


    Etwas Anderes ist der "verbleibende Rest" in der Sutta über die Leerheit. Da wird einfach beschrieben was noch an Bedrückendem bleibt. Es geht da nicht um die grundlegende Sicht ob es etwas gibt oder nicht gibt. Diese Sicht/Vorstellung wurde schon überwunden, wann man soweit ist, dass nur noch die Spur von Bedrückendem bleibt, weil man noch lebt.


    Insofern beißt es sich vielleicht etwas mit der Stelle aus der Leerheitssutta am Ende: "... Er weiß: Von dem, was nicht da ist, ist es leer, was aber geblieben ist, das ist da. ..."


    Das klingt so als wenn da wirklich etwas da wäre. Kann aber nicht sein wenn das gilt: "...für den aber, Kaccayana, der die Aufhebung der Welt der Wirklichkeit gemäß mit richtigem Verständnis betrachtet, gibt es das nicht, was in der Welt ,Sein' (heißt). ... "


    Ist aber vielleicht auch nur eine Frage der Formulierung. Irgendwelche Worte muß man ja wählen. So wie man auch als Arahant die Worte "ich" und "mein" benutzen kann, weil eben so gesprochen wird, obwohl man nichts als "ich" und "mein" betrachtet.


    Und alles nur meine unvollkommene Meinung und Interpretation dazu. Für mich passt es, kann aber auch totaler Quatsch sein. :)


    Liebe Grüße