Beiträge von diamant im Thema „Homosexualität und buddhistische Schulen“

    Darum geht es nicht. Man muss nicht alles übernehmen und nachplappern, was man liest. Man kann sich auch davon distanzieren. Zumal - wenn man sich schon in einer inneren Schriftlogik gefangen sieht - der Buddha im Palikanon die Möglichkeit einräumte, das dort oder von ihm Gesagte zu überprüfen. Sollte man es also für schlecht befinden und zu einem anderen Ergebnis kommen, hat man alle Freiheiten, dies auch so darzustellen. Der Dalai Lama hätte klar machen können, dass es sich bei seinen Zitaten um angestaubten Unsinn handelt. Zum einen ist ihm seine Position im Weg, zum anderen aber offenbar auch eine Erkenntislücke.

    Da kann ich dich beruhigen. Ich kenne mich ganz gut aus im Presserecht und dem, was in Veröffentlichungen noch erlaubt ist. Alles, was ich hier schrieb, fällt darunter und benötigt keine "Indizierung". Ich bin nicht in Foren, um private mails auszutauschen mit Usern, die sich nicht identifizieren müssen, sondern um öffentlich sichtbare Beiträge zu schreiben. Ich verstehe, dass deine Grenzen woanders liegen, ich halte mich einfach ans Gesetz und nutze auch die Meinungs- und Redefreiheit, die uns gegeben ist. Für mich sind praktische Beispiele in hier oft theoretisch geführten Diskussionen wichtig.

    Ich kann dir nicht folgen, mkha. Ich benutze gern Analogien, und da ich ein sehr durchschnittliches Gedächtnis habe, am liebsten aktuelle Ereignisse. Wir diskutieren hier Homosexualität. Streng genommen habe ich hier von meinen aktuellen Erfahrungen berichtet, die diesen Bereich tangieren. Warum? Weil gerade Transsexuelle die Grenzen zwischen den Geschlechtern verschwimmen lassen. Weil sie in einem buddhistischen Land statffinden. Weil sie konkret aufzeigen, dass Lust nicht so funktioniert, wie hier zur Rechtfertigung der Palikanon-Ethik von einigen dargestellt. Angereichter mit Verweisen auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Wenn das persönliche Erleben hier im Einklang mit diesen Erkenntnissen ist, wird es m.E. noch überzeugender. Stell dir einfach vor, dass dieses konservative Verbrämen von buddhistischem Unsinn für mich kaum zu ertragen ist. Da müssen ein paar harte Fakten dagegengehalten werden. Wie läuft es tatsächlich auf der Welt? Jemand meint hier im Forum, in Asien hätte man ein besonderes Problem mit dem "Analen". Nein. Die Rezeptionistin meines Hotels hat mir, als ich oben zugange war, mein T-Shirt geflickt. Als ich es abholte, meinte sie nur: "Heute also ein Ladyboy" - und grinste. Nichts weiter. Also weg mit diesen kolonialen Zuweisungen!


    Zum Beispiel auch so: Man kann Sex haben, ohne dass es einen irgendwie in einer grundlegend meditativen Lebenshaltung "verstört". Manche Menschen wollen Folgendes tun, wie es mir heute erzählt wurde, und sie machen damit mehr für die zwischenmenschliche Verständigung als irgendein zölibatärer Mönch: Der besagte Transsexuelle wird von einem koreanischen heterosexuellen Paar gebeten, mit ihnen sandwichartig zu verkehren (Stil okay?, nicht zu derb?, versteht nun aber jeder, was gemeint ist?). Die Frage ist: Was geschieht hier eigentlich genau, was ist hier im Dreier-Akt hetero-, was homo-, was bi- oder wie? Das berührt dann auch die Zenübung, die ich betreibe. Wir verzetteln uns in verbalen Abgrenzungen. Wir können sie körperlich im Sex aufheben (merke, das ist etwas anderes als sie im zazen gedanklich aufzuheben!). Aber ich kenne Männer, die nicht akzeptieren, dass jemand mit einem Penis als "she" angesprochen und als Frau betrachtet werden will. Da könnten wir als Buddhisten - sofern wir der trennenden Wirkung der Worte uns bewusst sind - ein viel besseres Beispiel abgeben als der Dalai Lama mit seinen althergebrachten Erklärungen. Dafür gebe ich ihm die rote Karte. Vielleicht wäre es vor einer Woche nur die gelbe gewesen. Sei doch froh, dass ich dir hier ganz aktuell klar machen kann, wie eigene Erfahrung den Blick auf diese Dinge verschärft.


    Was du mit "Stil" meinst, weiß ich nicht. Ich trage auch Socken in meinen Sandalen, weil ich meine, sie fangen dann nicht so schnell an, zu muffeln (die Sandalen). Allerdings kommt gerade der Punkt, wo die Sachthemen in eingen Threads wieder zu Personendebatten werden, und das eigentliche Thema geht unter. Das muss ja hier nicht auch noch sein.

    ######News'#####
    Sex kann Leben verlängern, und um gesundheitlich zu nutzen, sollte er mind. 20 Minuten dauern (Uni Bristol): https://de.screen.yahoo.com/to…te-man-sex-140224040.html


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    Ich denke so langsam wird klar, dass "Anal" in Vorstellung für viele Asiaten einfach etwas eckelhaftes ist.


    Im größten Kaufhaus Pattayas sind in zwei von sechs Stockwerken die Männertoiletten mit Kondomen bestückt, die drei mal so viel wie die anderen kosten und offensichtlich für Homos gedacht sind. Ich sehe hier, insbesondere angesichts der verbreiteten Transsexualität und ihrer Akzeptanz, ein solches Problem nicht.


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    1. Sexueller Verkehr mit Familienangehörigen


    Danke, ein Erwachter war Gampopa also nicht, bloß ein Kind seiner Zeit. Selbst in seiner Gesellschaft haben mit Sicherheit Familienangehörige geheiratet, etwa Cousin und Cousine. Inzwischen sind wir so weit, dass wir sogar den Geschwisterinzest straffrei machen könnten, wenn sich zwei reife Menschen dazu entschließen. Man erkennt an solchen angestaubten Ratschlägen doch nur ihre Rückständigkeit und dass sie keine Zukunft haben.


    Dagegen:

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    Unangemessen häufig bedeutet mehr als 5 mal hintereinander Verkehr zu haben.


    Also während der knapp 9 Monate Schwangerschaft: nein, aber sonst gern 5 mal hintereinander. Da sieht man doch, was das für eine abergläubische, verklemmte Kacke ist. Ich habe auch mal ein Buch übersetzt, in dem von GV bei Gewitter abgeraten wurde. Ich selbst habe festgestellt, dass er da, wie bei Vollmond, einen Tick besser sein kann, zumindest stimmungsvoller. Und Sex mit Schwangeren habe ich zumindest noch in deren 7. Monat der Schwangerschaft gehabt, sie genossen es, es gab keine Probleme. Moderne ärztliche Erkenntnisse erlauben einen noch größeren Spielraum.


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    . Da läßt man sich nichts von anderen Abhängigen Sinnensüchtigen vorschreiben


    Da ist diese Abwehrhaltung. Und ein krasses Missverständnis. Man kann, wenn man den Buddhaweg verwirklicht, Sinnenlust genießen und dabei frei und unabhängig bleiben. Das ist offenbar einigen nicht vorstellbar, die sich im Wortgestrüpp des Palikanon verfangen haben.


    Rolf:

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    Eine Entsagung, also eine Enthaltsamkeit die bewusst und mit voller Überzeugung geschieht, hat keine negativen Folgen weil es eben keine Unterdrückung ist.


    Doch. Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit können die Folge sein, wenn man nicht mehr abspritzt. Das ist zumindest für die unangenehm, die nach der Enthaltsamkeit noch mal ran wollen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, durch Masturbation zu heilen, sie wird z.B. bei der chronischen Prostatatentzündung empfohlen:

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    Sexualtoilette. Häufige Masturbationen sind sinnvoll, um einen die Entzündung aufrechterhaltenden Sekretstau in den Samenleitern und der Samenblase zu verhindern.

    (http://www.apotheken.de/gesund…g-und-beckenbodenmyalgie/)
    Mein allererster Urologe hat mir damals in meiner Zeit der Enthaltsamkeit und Einhaltung diverser Mönchsregeln gesagt, dass mein Nicht-Abspritzen sogar die bakterielle Infektion auslösen könnte (auch wenn wir damals glaube ich auch über eine Technik sprachen, den Samen beim Erguss willentlich drinnen zu behalten, von der ich gelesen hatte, was dann zu allgemeinem Ausführungen seinerseits führte).


    Im Übrigen, wenn die Leute da ehrlich wären, passiert ja meistens nach langer Abstinenz Folgendes: Man stellt morgens fest, dass man, wie in der Jugend, einen nächtlichen Erguss hatte. Das Zeug WILL also raus. Und diesen hatte man natürlich durch Erregung. Was auch immer man sich da tags vormacht.

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    1. Der Zweck der Sexualität erschöpfe sich nicht in kurzfristigen Vergnügen sondern in der Zeugung von Kindern.


    Diese Aussage ist dumm. Denn auch beim Zeugen von Kindern herrscht oft kurzfristiges Vergnügen. Ja, das Vergnügen ist im Grunde Voraussetzung für die Zeugung (ohne Erregung kein Ständer usw.). Desweiteren weiß man in der Regel ja gar nicht, ob die Zeugung funktioniert.


    Es handelt sich um eine sehr bedauerliche, rein theoretische Auseinandersetzung eines Mönches mit dem Thema, die mal wieder zeigt, dass man alles dafür tun muss, NICHT diese Leute darüber reden zu lassen, die per Gelübde der Sexualität abgeschworen haben und demnach zu Unwissenden werden.


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    Sexualität verstärkt das Verlangen.


    Diese Aussage ist ebenfalls dumm. Denn die Unterdrückung der Sexualität verstärkt das Verlangen.


    Ausgelebte Sexualität führt häufig zu einer "Normalisierung" des Sexualverhaltens. Das sind Dinge, die gerade diejenigen, die mit ihrer Sexualität einen Kampf ausführen (wie hier offensichtlich Sanshin und nibbuti) nicht verstehen. Das Ausleben der Sexualität nimmt bei ihnen - im Gegensatz zu den Ausübenden - dann überdimensionale Züge an.


    Sehr bedauerlich ist dieser ganze Unsinn vom DL. Man kann auch durch das Ejakulat infolge Masturbierens Kinder zeugen. Warum sagt ihm so etwas keiner ins Gesicht, damit er merkt, er sollte bei dem Thema besser die Klappe halten.

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    es würde schon reichen, wenn 'diamant' die Laien & Mönchs-Regeln nicht ständig durcheinander bringen würden


    Ich glaube, du verstehst Pointen nicht. Da hat sich was verfestigt. Das ist doch meine Rede.


    Für mich selbst ist da nichts zu verwechseln, weil es auf einer tieferen Erkenntnisebene keinen Unterschied zwischen Laien und Mönchen gibt.


    Nach außen unterscheide ich das ganz klar - deshalb ja auch die Ausführungen zur Bedeutung der Laienregel zum Ehebruch. Deshalb auch der Kommentar, wenn Laien Transsexuelle nicht aus ihrer Gemeinschaft ausgrenzen müssen, Ordinierte dies aber sollen, ist damit der Beweis erbracht, dass das Regelwerk der Mönche ethisch minderwertig ist. Denn Ausgrenzung ist minderwertig.


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    der Schlüssel ist Verlangen


    Sehr schön. Der Schlüssel zum Menschsein ist Verlangen.


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    ganz abgesehen davon, dass 'diamant' die 5 Tugenden ohnehin ablehnt & als „ethisch minderwertig“ betrachtet


    Siehe oben. Ich empfinde sie als Kinkerlitzchen. Als zu leicht und billig. Gibt es in jeder Religion und jedem normalen Haushalt. Nicht der Rede wert. Absolut witzlos, dabei stehen zu bleiben. Da gibt es nichts abzulehnen, weil einem das bei guter Erziehung eh alles in Fleisch und Blut überging, also alle 5 "angenommen" wurden. Ganz im Gegensatz zu manchem Irrsinn des (minderwertigen) Vinaya. Der allerdings am Anfang des Palikanon stand und von dessen ethischen Vorstellungen sich die für Laien speisten. Die 5 Regeln sind nichts anderes als der Versuch eines Mini-Vinaya. Was dann auch oft bei deren Interpretation dazu führt, dass man eben mal die strengeren Maßstäbe des Vinaya anlegen möchte (Fehlverhalten wird dann zu "Fremdgehen" etc.). Oder dazu, dass bei bestimmten Anlässen die Laien ihre fünf Regeln ausweiten auf weitere, die sonst nur für die Ordinierten gelten.

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    der Vinaya-Korb ist wie gesagt für unartige Ordinierte bestimmt


    Du verstehst offenbar nicht genug vom Vinaya. Er gilt auch für die Artigen. Auch der Artige darf keinen Schmuck anlegen.


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    Vergehen heißt hier Sex mit Minderjährigen, Fremdgehen, Vergewaltigung & ähnliches


    Nein. Die Formulierung (für Laien) bezieht sich zunächst auf Ehebruch, dann auf ein Verbot von Sex mit Mädchen, die noch "unter der Obhut ihrer Eltern" stehen (das hat mit Minderjährigkeit nichts zu tun, da diese je nach Land und Zeit schwankt), natürlich auf Nonnen und auf Gefangene. Der Ehebruch ist übrigens so formuliert, dass man nicht in eine andere Ehe eingreifen soll. Das ist also wiederum nicht mit Fremdgehen gleichzusetzen.


    Ich bin übrigens kein "Hausleute". Ich bin Mönch. Das ist eindeutig mein "Nicht-Selbst"verständnis.

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    für nach Vinaya Ordinierte hat Sexualität einfach keine Bedeutung


    Diese Behauptung ist sachlich falsch. Sonst würde man den Transsexuellen ja nicht ausgrenzen. Geschlecht und Zuordnung haben Bedeutung. Ebenso die Sexualpraktiken. Der Vinaya ist dabei auf schon fast perverse Art erfinderisch und untersagt z.B. Dinge, die einem normalen Menschen gar nicht einfallen würden, wie ein Loch in die Erde zu machen und das zu vögeln.


    Wie gesagt, ich kann länger als zwei Wochen aufs Wichsen und Sex verzichten, nibbuti. Was "sexbesessen" ist oder 'übergeordnete Bedeutung" hat, lass also lieber Fachleute definieren.


    Hingegen:

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    gibt es die fünf Tugenden (... sexuelle Vergehen,


    Also, auch hier wieder: Es ist der Palikanon, der davon bereits besessen ist und es zum Thema machen muss. Eines der Kennzeichen, ich wiederhole es, das ausdrücklich erwähnt werden musste als Kennzeichen des Erwachten war sein "Mikropenis". Auch die Schreiber des Palikanon waren halt ganz normale Menschen wie wir. Heute hätten sie sich mit Pornos begnügt statt mit solchen Fantasien.

    Ich stelle mir unter Sanshin eine Frau vor. Wie auch immer.


    Wenn ich könnte, würde ich aber auch void verwarnen. Während Sanshin von Leuten schrieb, die "geil auf Kinder sind" (und diese mit Schwulen in einem Atemzug nannte, was ich ebenfalls kritisierte), verschärfte void das zu "Kinderschändern". Das ist aber nicht das Gleiche (da Gedanke nicht gleich Tat), und Letzteres ist eigentlich ein Hetzwort, das gern in der rechten Szene benutzt wird (es gibt z.B. Sticker an Neonazi-Autos mit der Aufschrift "Todesstrafe für Kinderschänder").


    Ich möchte da nicht missverstanden werden. Mich störte, dass Sanshin die diversen sexuellen Neigungen als "eklig" bezeichnet hat und sie nicht differenzierte. Ich bin nicht der Meinung, dass an sich die sexuelle Orientierungen gegeneinander ausgespielt werden sollten. Insofern ist Heterosexualität nicht normaler als Homosexualität, aber Homosexualität auch nicht normaler als Pädophilie (was in etwa "geil sein auf Kinder" entspräche) - es sei denn, man geht rein nach Statistiken und Prozentzahlen vor. Und auch wenn der Volksmund das mit Unterstützung von void hier anders äußert. Ich hatte dazu ja schon geschrieben, ich glaube, dass die sexuelle Orientierung recht früh festliegt. Auch die Homosexualität hatte vor einigen Dekaden noch den Status, den heute im von den USA festgelegten Klassifizierungssystem sexueller Störungen die Pädophilie hat. Das sollte man nicht vergessen. Unsere Toleranz gegenüber der Homosexualität ist relativ jungen Datums.


    Bei dieser Gelegenheit kann ich etwas nachtragen. Neulich schrieb ich hier irgendwo, dass mich zunehmend die Schönheit mancher Transsexuellen fasziniert. Kürzlich war ich mit einer im Bett, eine Masseuse. Sie nahm Hormone, hatte Brüste, aber noch ihren Penis, und es war interessant zu sehen, dass ihr Ejakulat fast so flüssig wie Wasser war, also nicht so klebrig wie das eines gewöhnlichen Mannes. Ihre ganze Empfindsamkeit wirkte jedoch sehr weiblich auf mich. Sie war extrem empfänglich und hatte gleich klar gemacht, dass sie es nur langsam und romantisch, mit viel Küssen und Petting machen wollte.


    Womit wir den eigentlich wunden Punkt im Buddhismus angesprochen hätten: Transsexuelle werden im Vinaya ausgegrenzt. Das allein wäre Grund genug, ihn heftig zu kritisieren.