Beiträge von mukti im Thema „Karma und Katastrophen, wie z. B. Hiroshima ?“

    Thursday:


    Aber du weißt anscheinend, was Erwachen ist - das Sehen der Vergänglichkeit.

    Zitat

    Die Dinge zu lassen, nicht ergreifen, das ist Erlösung, und Erwachen ist das Sehen der Vergänglichkeit.


    Was aber ist Sehen?


    Das ist bei mir weniger ein Wissen als ein Forschen. Dieses Sehen wäre ein Erkennen, ein Sehen mit dem Auge des Geistes wenn man so will. In diesem Fall die Erkenntnis dass alles Wahrgenommene entstanden ist und wieder vergeht. Bei den Formen ist das ziemlich offensichtlich, und die geistigen Vorgänge wie Denken, Fühlen und Wollen verändern sich meist noch viel schneller. Daher macht die Anhänglichkeit an irgendwas letztlich keinen Sinn, weshalb diese Erkenntnis ein Erwachen aus der Illusion von Ich und Mein bedeutet.


    Aber ist da noch eine Verbindung zum Threadthema?

    Na ich weiß nicht recht - Erwachen bedeutet zu erkennen dass es kein Erwachen gibt, Erlösung bedeutet zu akzeptieren dass es keine Erlösung gibt, das kommt mir vor wie Gedankenspielchen. Die Dinge zu lassen, nicht ergreifen, das ist Erlösung, und Erwachen ist das Sehen der Vergänglichkeit. Sorry wenn ich das jetzt so sage, aber was nützt mir eine mysteriöse Formulierung. Es gibt Illusion, und sie kann durch bestimmte Bemühung und Übung aufgelöst werden. Überhaupt verabschiede ich mich zunehmend von den intellektuellen Herumdenkereien um ganz einfach zu werden. Ach, wie befreiend das ist.


    Deshalb heißt es ja auch "Erwachen", aus allen Vorstellungen bzw. Träumen aufwachen. Das macht deshalb Sinn, weil man sonst leicht von Albträumen geplagt werden kann.

    Thursday:
    mukti:


    Distanz könnte man sagen, ein Distanziertsein von den Objekten wenn eben kein Anhaften daran besteht.


    Bereits das Objekt selbst ist Anhaften - ganz gleich wie die Distanz dazu ist - denn Objekt ist von Subjekt nicht getrennt. Die Unterscheidung ist die Bedingung für Anhaften, denn Objekte sind IMMER Objekte des Begehrens oder wie in deinem Fall der Versuch des Nicht-Begehrens - was nur die Rückseite der Medaille ist. Es ist und bleibt Anhaften - Verlangen oder Aversion.


    Ja und das Bewusstwerden der Vergänglichkeit löst die Anhaftung (Verlangen und Aversion) und die eigene Bedeutung, somit die Unterscheidung.

    Thursday:
    mukti:

    Freiheit könnte man ja auch verstehen als die Freiheit zu tun bzw. zu genießen was man will, das würde ich mal als äußere Freiheit bezeichnen, die aber in Wirklichkeit eine Abhängigkeit ist. Innere Freiheit ist dann die Freiheit des Geistes oder des Herzens, ein nicht beherrscht werden von Wünschen bzw. Begierden.


    :D
    Freiheit ist nichts anders als Freiheit des Denkens, des Redens und des Handelns - und das bedeutet, dass du die Verantwortung für die Folgen übernimmst - Karma eben - alles andere, die Versuche sich davor zu drücken und sowas wie innere Freiheit zu konstruieren sind Krücken. Du entgehst nicht. Niemand entgeht - . Wenn du lieber unfrei sein willst, weil du dich dem Ärger und dem ganzen Rest, den Empfindungen und damit dem Leiden, entziehen willst, dann ist das so. Bloß du entkommst da auch nicht. :D


    Das wäre aber fatal, wenn es kein Entkommen aus dem Leiden gäbe.

    Ähm, das sollte ich vielleicht noch beantworten:


    Thursday:
    mukti:


    Durch das Bewusstwerden der Vergänglichkeit wird das Anhaften ja weniger, und damit die innere Freiheit größer.


    Freiheit als Distanz? Und was soll "innere" Freiheit sein?


    Distanz könnte man sagen, ein Distanziertsein von den Objekten wenn eben kein Anhaften daran besteht. Ist aber nicht irgendwie künstlich, sondern ein Desinteresse an etwas das sowieso wieder vergeht. Freiheit könnte man ja auch verstehen als die Freiheit zu tun bzw. zu genießen was man will, das würde ich mal als äußere Freiheit bezeichnen, die aber in Wirklichkeit eine Abhängigkeit ist. Innere Freiheit ist dann die Freiheit des Geistes oder des Herzens, ein nicht beherrscht werden von Wünschen bzw. Begierden.

    Thursday:
    mukti:


    Also wenn ich unter etwas leide und mir z.B. die Vergänglichkeit vergegenwärtige, hilft mir das schon sehr. Das Leid wird weniger als es vorher war.


    Ja - das kann ich verstehen. Nur ist das Leiden i.S. des Dharma? Wenn das nun nicht vergeht? Was machst du dann mit deiner Vorstellung von Vergänglichkeit? Wird das Leid dann größer?
    Und andersherum - wenn du nach etwas verlangst, und dir dann die Vergänglichkeit klar machst - wird dann das Leiden i.S. von Anhaften nicht eher stärker?


    Durch das Bewusstwerden der Vergänglichkeit wird das Anhaften ja weniger, und damit die innere Freiheit größer.

    Doris Rasevic-Benz:

    Meinst Du, sie seien selber schuld?


    Ich kenne all die Ursachen nicht, die zu einer bestimmten Situation führen. Es ist aber möglich, dass es auch mit den Taten zusammenhängt, die man ausgeübt hat. Für mich selber erweist es sich als praktisch, wenn ich z.B. bei einem scheinbar ungerechten Angriff denke, dass es eine Reaktion auf meine vergangenen Taten ist. Dann liegt die Schuld nicht alleine beim Täter, und ich habe außerdem mein künftiges Schicksal in der Hand.

    Thursday:
    mukti:


    Das ist jetzt ein anderes Thema, aber Sinnlichkeitsbegehren, Daseinbegehren und Nichtseinsbegehren (D.22) geht umso mehr zurück, je mehr Anicca, Dukkha und Anatta bewusst wird.


    Das muss sich konkret erweisen. Und es geht nichts zurück, denn damit vergleichst du ja mit einem vorher - wie es war - es ist immer so und immer sind alle Formen da in jeder Situation und es ist weder stärker noch schwächer. Du wirst immer bloß mit deinem aktuellen Begehren und Leiden konfrontiert und hast DAS zu lösen. Und da auch immer die Wurzel moha daran beteiligt ist, es kommt ja letzlich aus der Unwissenheit, erscheint es dir eben auch als neu und auch schwer, da du ja darin dann keine Übung hast. Und du wirst dann auch Fehler machen oder Erfahrungen. Die Entscheidung, die du immer zu treffen hast, ist die bezüglich unheilsam - und das hilft ungemein beim Loslassen.


    Also wenn ich unter etwas leide und mir z.B. die Vergänglichkeit vergegenwärtige, hilft mir das schon sehr. Das Leid wird weniger als es vorher war.

    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Wenn man alle Stellen in der Buddhalehre weglässt, wo davon die Rede ist dass die Taten das Schicksal erwirken, dann ist es leichter. Da halte ich mich aber lieber dafür offen, denn was weiß ich schon.


    Das ist es, was ich meine, mit der Verirrung, den der Begriff "Schicksal" stiftet. Dann liegt der Schluss nahe, die Opfer der Atombomben hätten ihren Tod selbst verursacht.


    Verirrung wäre wenn man kein Mitgefühl hat mit dem Argument "selber schuld".

    Thursday:
    mukti:


    Die Ursache des Leidens ist Begehren, daher ist wichtig zu wissen wie man das hier und jetzt beseitigen kann. Das ist ein realistischer Ansatz. Die Prozesse von Kamma-Vipaka sind dagegen kaum erkennbar.


    Ja, das mit dem Begehren, das kann man aber nicht abstellen. Du wirst immer Durst oder Hunger haben - außer es ist deine Absicht dich selbst zu vernichten. Das ist natürlich auch ein möglicher Ansatz. Aber das ist nicht der mittlere Weg.


    Das ist jetzt ein anderes Thema, aber Sinnlichkeitsbegehren, Daseinbegehren und Nichtseinsbegehren (D.22) geht umso mehr zurück, je mehr Anicca, Dukkha und Anatta bewusst wird.

    Doris Rasevic-Benz:


    Ich glaube das Verstehen von Karma – ich gehe mal davon aus, dass ich es ein bisschen verstanden habe – fällt so schwer, weil wir erst mal Strafe und Schicksal mit Karma verbinden (Diese Vorstellungsgewohnheit ist auch Karma). So lange diese Vorstellung mächtig ist, klappt das mit dem Verstehen nicht.


    Wenn man alle Stellen in der Buddhalehre weglässt, wo davon die Rede ist dass die Taten das Schicksal erwirken, dann ist es leichter. Da halte ich mich aber lieber dafür offen, denn was weiß ich schon.

    bel:

    Eine der Bedingungen für das Aufhören von Dukkha ist ja Verblendung (über die Ursachen des Leidens).
    Es ist z.B. falsche Ansicht, daß

    Zitat

    Was immer auch eine menschliche Person empfindet an Wohl oder Wehe oder Weder-wehe-noch-wohl, all das ist durch früher Getanes veranlaßt


    Die Ursache des Leidens ist Begehren, daher ist wichtig zu wissen wie man das hier und jetzt beseitigen kann. Das ist ein realistischer Ansatz. Die Prozesse von Kamma-Vipaka sind dagegen kaum erkennbar.

    Doris Rasevic-Benz:


    Ich habe im Hinterkopf, dass es heißt, es sei wichtig nichts wegzunehmen.


    Sehe ich so dass man offen bleibt und keine reduzierenden fixen Ideen entwickelt.


    Doris Rasevic-Benz:


    Auch möchte ich unterscheiden zwischen dem Versuch Karma zu verstehen und dem Erkennen von Karma. Der Versuch zu verstehen bedeutet das System des Buddhismus zu verstehen und von dieser Seite heranzugehen.


    Es scheint mir zu schwierig das zu verstehen und nehme lieber die vier edlen Wahrheiten als Ansatz. Ich denke je mehr man die durchdringt desto mehr erschließt sich auch alles andere.

    bel:


    Was die Opfer betrifft, so ist die Tatsache, daß sie am Ort des Abwurf waren, nicht etwas, was sie karmisch zu verantworten oder als Folge ihrer früheren Handelns zu erleiden hatten - denn diese Frage ist ja schon täterseits geklärt.
    Vielmehr ist es karmisch bedingt, wie sie sich dann unter diesen Bedingungen gedacht und verhalten haben. Genau das ist nämlich das Ergebnis ihrer früheren Denken und Handeln.


    Und die Kinder, die gar noch keine Möglichkeit hatten zu einer geistigen Entwicklung? Wenn sie unterschiedlich gedacht und erlebt haben, dann haben sie schon die Voraussetzungen dazu in ihr Leben mitgebracht. Aber nicht nur die Kinder, alle hatten aufgrund bestimmter Anlagen einen bestimmten geistigen Entwicklungszustand, den sie weiterentwickelt haben. Und der hängt mit ihren vergangenen Taten zusammen, die dann eben diese Reaktionen bestimmt haben denen sie ausgesetzt waren. Die Meisten von ihnen hatten wohl in ihrem Leben nicht etwas verursacht, das eine solch grausame Reaktion hervorgerufen hat. Da hat sich einiges angesammelt.


    Es widerstrebt mir, ein so schreckliches Ereignis so kalt zu analysieren. Aber es betrifft jeden, auch mich selber - auf Kamma folgt Vipaka.

    Zitat

    Eigner und Erben ihres Wirkens sind die Wesen, ihrem Wirken entsprungen, mit ihrem Wirken verknüpft, haben ihr Wirken zur Zuflucht und werden das gute und schlechte Wirken, das sie verüben, zum Erbe haben. (A.X.205)


    Und wo immer die Wesen ins Dasein treten, dort werden ihre Taten (kamma) zur Reife kommen. Und wo immer ihre Taten zur Reife kommen, dort werden sie die Früchte jener Taten ernten, sei es in diesem Leben oder im nächsten, oder in irgend einem späteren Leben. (A.III.33)


    Nicht, sage ich, ihr Mönche, gelangen die gewollten, gewirkten, aufgeschichteten Taten zur Versiegung, bevor man ihre Wirkung erfahren hat, sei es in diesem, dem nächsten oder einem späteren Leben. Und nicht, sage ich, kann man dem Leiden in Ende machen, bevor nicht die gewollten, gewirkten, aufgeschichteten Taten versiegt sind.
    (A.X.206)


    Diese Sichtweise leuchtet mir mehr ein als dass man völlig dem Zufall ausgeliefert wäre.