Beiträge von Doris im Thema „Karma und Katastrophen, wie z. B. Hiroshima ?“

    Zitat

    Erwachen heißt, dass du genau das erkennst. Nichts mehr, und nichts weniger - in jedem Augenblick und es auch immer nur in jedem Augenblick realisieren kannst. Du erschast nicht aus einem Traum - du erkennst, das ist Traum und da gibt es kein Entkommen.


    Mein ich auch.
    Mit meinen Worten:
    Wir haben nur diesen Körper, diese Sinne, dieses Gehirn … und das kann nur tun, was es eben tun kann. Und die Fähigkeiten, die Erfassung der Welt, die Möglichkeiten der Erfahrung sind durch diesen Körper bedingt. Es gibt keine andere Möglichkeit für uns.
    Und wenn ich das erkannt habe, dann verschwindet das Absolute aus meinem Erleben. Ich weiß, dass es nur meine Welt ist, die ich erfahre, so wie der Andere nur seine Welt erfahren kann. Auch jede Suche nach einem Ausweg, nach einer Befreiung, nach einer Erlösung, einer Ersatzwelt, nach Vollkommenheit (vorgestellte) … wird als unmöglich und unnötig erkannt. Es gibt keine Parallelexistenz, keine Alternative, und nur eine Erlösung, nämlich die Befreiung von der Suche nach Erlösung: Es ist wie es ist.

    Zitat

    Das wäre aber fatal, wenn es kein Entkommen aus dem Leiden gäbe.


    Wie soll man dem denn entkommen?


    Ich denke, deshalb strampeln viele Buddhis so herum und meinen, sie seien noch sooo weit von Ziel weg.
    Aber ich meine: Es gibt kein Ziel. Es gibt Leiden. Immer wieder von neuem.


    Aus dem Kreislauf kommt man nur heraus, wenn man den Kreislauf als Vorstellung beendet. Auch das Leiden als Vorstellung.
    Das untersuche ich momentan.

    Zitat

    Ich kenne all die Ursachen nicht, die zu einer bestimmten Situation führen. Es ist aber möglich, dass es auch mit den Taten zusammenhängt, die man ausgeübt hat. Für mich selber erweist es sich als praktisch, wenn ich z.B. bei einem scheinbar ungerechten Angriff denke, dass es eine Reaktion auf meine vergangenen Taten ist. Dann liegt die Schuld nicht alleine beim Täter, und ich habe außerdem mein künftiges Schicksal in der Hand.


    Aber was sollen denn die Kinder, die Babys, ja die ausgelöschten Embryonen getan haben, damit eine solche Reaktion erfolgt?


    Und wären dann der Bombenwerfen, die Entwickler und die Befehlshaber nicht einfach nur die Vollstrecker einer unvermeidbaren Konsequenz gewesen?
    Eine Vermeidung dieser Tat wäre dann nicht hilfreich gewesen, sondern nur ein Aufschieben einer unvermeidbaren Konsequenz.


    Klar, so ein Erklärungsversuch ist praktisch, weil sie das Gefühl der Ohnmacht verdrängen hilft. Mehr ist das nicht als Vermeidung von Schmerz. Mit dem Gefühl ein Opfer zu sein, mit Kontrollverlust kann man eben schwer umgehen. Da gibt ein Konzept der Mitschuld ein Stück Kontrolle zurück.
    Wenn schon praktisch, dann ziehe ich dies vor: "Shit happens."

    Zitat

    Wenn man alle Stellen in der Buddhalehre weglässt, wo davon die Rede ist dass die Taten das Schicksal erwirken, dann ist es leichter. Da halte ich mich aber lieber dafür offen, denn was weiß ich schon.


    Das ist es, was ich meine, mit der Verirrung, den der Begriff "Schicksal" stiftet. Dann liegt der Schluss nahe, die Opfer der Atombomben hätten ihren Tod selbst verursacht.

    Zitat

    Es scheint mir zu schwierig das zu verstehen und nehme lieber die vier edlen Wahrheiten als Ansatz. Ich denke je mehr man die durchdringt desto mehr erschließt sich auch alles andere.


    Das kann jeder so machen wie er will.
    Selbst merke ich wie wichtig es für mich ist, den Hebel gleichzeitig an verschiedenen Punkten anzusetzen.


    Ich glaube das Verstehen von Karma – ich gehe mal davon aus, dass ich es ein bisschen verstanden habe – fällt so schwer, weil wir erst mal Strafe und Schicksal mit Karma verbinden (Diese Vorstellungsgewohnheit ist auch Karma). So lange diese Vorstellung mächtig ist, klappt das mit dem Verstehen nicht. Denn eigentlich finde ich es ganz einfach.


    Um bei dem Hiroshima-Beispiel zu bleiben: Dass so viele Menschen an diesem Ort waren, zu Schaden kamen und gar starben, hat erst mal nichts mit Karma zu tun. Wenn der eine aber Überlebende ein Friedensaktivist wurde, der andere verbittert, dann ist das Karma. Und das wird sich auf sein Leben (nicht in allen Aspekten) und auf das Leben der Anderen auswirken. Manchmal nicht sofort, sondern erst viel später. Manchmal so spät, dass es nicht erkannt wird.
    Vor ein paar Jahren fiel mir der Begriff "Gewohnheitsenergie" vor die Füße. Und da fiel der Groschen. Wenn ich mein Karma ändern will, dann ändere ich meine Gewohnheiten, z.B. auf Aggression nicht mit Zorn zu reagieren.


    Ich finde, das haben der Dodo und bel ganz prima erklärt.

    Zitat

    Wie wichtig ist diese Kamma-Frage eigentlich? Ist sie notwendig, um Dukkha zu beenden?


    Es hilft zumindest ungemein.


    Ich habe im Hinterkopf, dass es heißt, es sei wichtig nichts wegzunehmen.
    Was Karma anbelangt, bin ich selbst davon überzeugt, dass es zu diesen Universalien des Dharma gehört.
    Auch möchte ich unterscheiden zwischen dem Versuch Karma zu verstehen und dem Erkennen von Karma. Der Versuch zu verstehen bedeutet das System des Buddhismus zu verstehen und von dieser Seite heranzugehen.
    Das Erkennen scheint mir universal zu sein und sich allen Menschen jeglicher Religion oder jeglichen Glaubenssystem zu erschließen. Sagt nicht jede Religion: "Stopp!"? ist das nicht etwas, dass jeder Mensch von sich aus erkennen kann? Sagt nicht jede Suchttherapie: "Hör auf, dann wird es dir besser gehen!"? Das ist Allgemeinwissen. Übende versuchen lediglich ernsthaft Konsequenzen aus diesem Wissen zu ziehen.