Beiträge von diamant im Thema „Geisteskrankheit im Buddhismus“

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    Auf eine solche Idee kann man nur kommen (bzw. sie Anderen nahelegen), wenn man nur auf den als Rezitationstext sehr knapp formulierten Pâtimokkha verweist und dessen ausführliche Erläuterung im Suttavibhanga (dazu gleich) und den Khandhakas nicht kennt bzw. ignoriert.


    Nein, auf eine solche Idee kommt man, wenn man - wie Thanissaro - die Texte alle gelesen hat und meint, da ginge der Vinaya wohl zu weit (Ablehnen der Ordination von Einäugigen, von Leuten, denen die Brauen zusammengewachsen sind usf.). Aber ich greife hier vor, ich stelle diesen Text woanders ein, pointierter, und dieses Wissen floss hier im Übrigen schon ein. Thanissaro erläutert auch, dass nach der Ordination erworbene Krankheiten etc. nicht zum Ausschluss führen sollen.


    Warum heißt du hier eigentlich nicht Sôgen? Das würde passen, finde ich. Die gleichen herablassenden Unterstellungen wie schon vor zwanzig Jahren. Aber vielleicht würde es sich nun - unter neuer Moderatorenschaft - nochmal lohnen, die Verbindung der Rei-Clique mit Österle anzusprechen. Jedem seine Animositäten, nicht wahr?


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    lässt sich mE aus den einschlägigen Vinaya-Texten nicht herauslesen


    Das liegt eben an den Augen des Betrachters. Einem Autor von Text zu unterstellen, er habe dabei keine Hintergedanken, halte ich für naiv. Dabei ist die von dir ja bestätigte Tatsache, der Sangha wollte sich die Arbeit an Kranken vom Leib halten, ja Grund genug, die Stelle heftig zu kritisieren.


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    Meine Meinung dazu behalte ich für mich.


    Ich nicht. Denn es ist genau umgekehrt - wer sich um die Kranken kümmert, ist dem Erwachen näher als der, der sie meidet. Man lasse sich das mal im Hirn zergehen: Da geht ein reicher Typ vor die Tür und sieht die Elenden, und dann beschießt er - nach dem Errwachen wohlgemerkt - dass man das Leiden am besten überwindet, indem man es nicht so an sich ranlässt. Was auch deshalb wichtig ist, weil ich immer wieder darauf hinweise, dass der Buddha keine Antwort auf körperliches Leiden wusste. Also jenes Leiden, das den Menschen im Allgemeinen am meisten Kummer macht.


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    Oder kannst Du eine Belegstelle angeben?


    Einfach die genannte Quelle Thanissaro weiter lesen. Ja, das ist mit Lepra und Tuberkulose ja auch so, die sind eben schon jahrtausendelang dokumentiert, ebenso wie der chronische Husten. Selbst mein Hausarzt musste mich mal fragen: "Was haben Sie denn jetzt? COPD oder Asthma?" Denn mein Facharzt hatte im Lauf der Jahre beides diagnostiziert.


    Doch bei all diesen fünf Krankheiten waren Äußerlichkeiten, nämlich der Haut, vorrangig. Darum auch bei Thanissaro der Hinweis, wenn die widerlichen Stellen von der Robe bedeckt seien, könnten sie durchgehen. Der Mönch als Model.


    Und das mir das besonders auf den Senkel geht, hat auch einen aktuellen Anlass. Die beste Freundin meiner Bekannten war zeitweise ebenfalls im öffentlichen Raum als Freudenmädchen tätig. Kürzlich habe ich sie zuhause besucht und ihre Medikamente gesehen und erfahren, dass sie Lupus hat. Dieser äußert sich u.a. auch in deutlich sichtbaren Hautausschlägen. Von daher war zu erwarten, dass sie meinen Vorschlag, mit den Kindern der Bekannten nicht in einem privaten Pool baden zu gehen, sondern im öffentlichen Schwimmbad (weil da am Wochenende einfach mehr Stimmung ist), nicht annehmen würde. Und darum sollte man schon deutlich herausarbeiten, welche Egoisten diese Mönchshänflinge der Theravada-Tradition sind. Das sind einfach schlechte Vorbilder. Man sollte ihnen den Lupus spenden statt Reis.

    Mirco:

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    Wie würdest Du es tun?


    Da ich mir selbst ein Licht bin - wie es mir beliebt. Im Gegensatz zu den Theravadin denke ich, Buddhasein heißt genau das: Nicht in einem Buch nachschlagen, sondern selbst drauf kommen.


    Sudhana:

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    dort nämlich werden die Gründe für den Ausschluss auch tatsächlich genannt.


    Bitte nicht nur behaupten, sondern sinnvollerweise die Gründe, die im Vinaya dafür genannt werden, Menschen mit Ekzemen usf. auszuschließen, auch hier anführen. Die bloße Behauptung nämlich will m. E. darüber hinwegtäuschen, dass die Sache noch übler aussieht, als ich sie dargestellt habe.


    So heißt es in der Fassung von Thanissaro, der Grund läge darin, dass Mönche und Laien nicht mit der Pflege der Betroffenen belastet werden sollten. (S. 194 in Teil II des Vinaya, http://www.accesstoinsight.org…hanissaro/index.html#bmc2). Behauptet wird dann, dass damals fünf Krankheiten "among the Magadhans" verbreitet gewesen wären, wobei es vor allem um Hauterkrankungen oder Ausschläge ging. Bezeichnenderweise wurden kleinere, die von der Robe bedeckt waren, geduldet, aber nicht solch infektiöse im Gesicht (die stärker als eine Akne waren). Weitere Ausschlussgründe, und das mag man wirklich kaum fassen: Chronischer Husten und Asthma, Hämorrhoiden (!, ein weiterer Hinweis darauf, dass die Ausschlussgründe Homo- und Bisexualität nur vorgeschoben waren und es darum gehen dürfte, dass die Mönche möglichst gut aussehen und selbst ihr Arsch in Ordnung ist, man verzeihe mir diese Deutlichkeit).

    accinca:

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    Trotzdem würde und hat der Buddha niemanden vom achtfachen rechten Pfad abgeraten.


    Interessant sind vielmehr die ganzen Ausschlussgründe körperlicher Art für eine Ordination. Man will keine Leute mit Ekzemen, Lungenkranke, Epileptiker (wenn man das mal in modernere Begriffe übersetzt) ... http://www.buddhisma2z.com/content.php?id=295


    Was offenbart sich da? Zum einen Unwissenheit (es gab sicher Zeiten, da hielt man Epilepsie für ansteckend), dann Unfähigkeit (mit dem Erkrankten mitfühlend umzugehen) und vor allem die Tatsache, dass diese Art der "Geistesklarheit" offenbar nicht dazu führt, dass man über körperliche Gebrechen leicht hinwegsieht.


    Im Umkehrschluss zeigt sich natürlich an dieser mangelhaften Ethik, dass sie a) weder zeitlos gültig sein kann, noch b) der Weisheit letzter Schluss ist.

    Da "sakko" mich im Chat ansprach und der bei mir hängt ...


    Im Palikanon wird Geisteskrankheit als cetasiko rogo bezeichnet (A i 460, Roga Sutta). Die Ursache sind kilesha/klesha, also unsere geistigen Trübungen. Da die Befreiung von diesen Trübungen Erleuchtung bedeutet, kann man im Umkehrschluss sagen, dass nach buddhistischem Verständnis also jeder, der den Pfad betritt, ein Geisteskranker ist. Von daher sollte man annehmen, dass der Buddhismus all diese Geisteskranken willkommen heißt (wie man ja auch hier und in Dojos immer wieder bestätigt bekommt ;) )


    Allerdings gibt es auch diese Passage

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    eine Wiederzulassung nach überstandener Geisteskrankheit durch ein Ausschlußverfahren

    in Mahāvagga IX (http://www.palikanon.com/vinaya/mahavagga/mv09_06-07.htm). Demnach kann ein Geisteskranker also problemlos aus der Sangha (der Ordinierten) ausgeschlossen werden. Von daher, sakko, könnte deine Ansicht stammen, dass Geisteskranke bei der Meditation unerwünscht sind.