Beiträge von Raphy im Thema „Anapanasati bei Buddhadasa (Atem konktrollieren???)“

    mindfullness:

    Vielen lieben Dank für deine Antwort, die sehr interessant ist. Schön, dass jemand hier den Text so gut kennt.


    Ich hätte es auch viel sinnvoller gefunden, erst mit dem “kurzen“, also normalen Atem zu beginnen. Denkst du also, es ist für die Übungen nicht negativ, auf die Unterscheidung zwischen kurz und lang völlig zu verzichten? Einfach den atem-körper wahrnehmen?


    Danke euch allen!!!


    Gerne lieber mindfullness.


    Ich kann dir leider keine konkreten Tips geben, weil ich selbst eher selten meditiere. Ich kenne mich da einfach zu wenig aus.


    Aber wenn ich Achtsamkeit auf den Atem übe mache ich es so wie du vorschlägst. Also ich nehme den Atem einfach wahr und unterscheide nicht gedanklich zwischen kurz oder lang. Allerdings habe ich irgendwann angefangen mehr Metta Meditation (Liebende Güte Meditation) zu machen und weniger Achtsamkeit auf den Atem. Das bekam mir einfach besser.


    Ich habe dann später auch andere Meditationsarten probiert. Und fand zum Beispiel das "einfach hier sein" und schauen was passiert, ohne bestimmtes Objekt wie den Atem und ohne bestimmte Ziele, ganz gut. Was dann wohl eher am Zen orientiert ist.


    Dann hat mir auch die Herangehensweise aus dem Neoadvaita und der Satsangszene geholfen etwas lockerer an das Thema Meditation heranzugehen.


    Zur Zeit ist es bei mir so, dass ich nur förmlich im Sitzen meditiere, wenn ich Lust darauf habe oder es sich so ergibt oder ich denke ich müßte jetzt mal wieder meditieren. Also keine Planung oder feste Zeiten. Und dann ist es oft so, dass ich überhaupt kein Objekt wie den Atem habe, sondern einfach nach innen falle oder einfach die Empfindungen des Körpers wahrnehme, spüre. Oder einfach nur mehr oder weniger entspannt sitze. Es kann auch passieren, dass ich den Atem dann doch als Objekt nehme oder liebende Güte als Objekt. Das ist bei mir sehr frei und undogmatisch. Ich mache einfach was gerade für mich passt.


    Was aber nicht heißt, dass ich vielleicht nicht auch mal wieder etwas ernster an die Sache herangehe. Feste Meditationszeiten und Mediationsanleitungen haben ihre Berechtigung. Nur für mich war es jetzt lange Zeit ersteinmal nichts mehr.


    Allerdings hat mich dein Thread hier dazu animiert, mich mal wieder mit Buddhadasa Bhikkhus Anapanasati zu beschäftigen. Mal schauen.


    Bei mir ist es so, dass ich meine Aufmerksamkeit meist auf einer Art inneren Raum habe, vor allem beim Gehen merke ich das. Ein Raum wo es friedlich ist. Aus diesem Raum oder diesem Frieden gehen meine Aktivitäten des Tages hervor. Egal was, ob ich stehe, sitze, schlafe oder fernsehe. Es ist eine Art anstrengungslose Aufmerksamkeit die oft sehr entspannt ist und eben friedlich.
    Im Grunde dreht sich mein Leben vor allem darum diesen Frieden besser kennenzulernen, zu vertiefen und ihn immer mehr zur Grundlage von allem zu machen, dem was ich denke, rede oder handle. Ich vermute mal weil dieser Frieden so befreiend ist. Deshalb ist es auch kein Zwang dem nachzugehen und das Leben dem unterzuordnen. Ich könnte garnicht anders leben, als diesem inneren Frieden möglichst treu zu bleiben.


    Das nur mal so allgemein damit du etwas nachvollziehen kannst wie meine "Praxis" aussieht und aus welcher Perspektive ich schreibe. Natürlich bin ich genauso ein Mensch mit Fehlern und ich bin auch oft unfriedlich, frech oder schlecht drauf. Das darf in diesem Frieden auch sein, dass man sich nicht friedlich fühlt. Da darf eh ersteinmal alles da sein. Aber mit der Zeit merke ich und lerne ich welche Dinge zu lassen sind und welche Dinge zu fördern sind um diesem Frieden treu zu bleiben. Und das deckt sich oft mit den Sutten die Buddha zugesprochen werden.


    Nun nochmal kurz zu dem Sachverhalt, dass bei Buddhadasa Bhikkhu der lange Atem vor dem Kurzen kommt, obwohl es in der Praxis ja scheinbar eher sinnvoller ist erst den Kurzen zu betrachten. Ich denke das ist keine feste Reihenfolge. Ich denke was jetzt da ist wird betrachtet. Wenn der Atem jetzt kurz ist, wird das betrachtet - wenn der Atem jetzt lang ist, wird das betrachtet.


    Buddhadasa Bhikkhu übernimmt hier die Reihenfolge aus "Majjhima Nikāya 118 - Achtsamkeit auf den Atem - Ānāpānasati Sutta" wo auch zuerst der lange Atem genannt wird. Ob das eine tiefere Bedeutung hat, weiß ich nicht. Aber wie gesagt ich denke nicht, dass es eine feste, zwanghafte Reihenfolge ist.


    Es ist wohl einfach eine Aufzählung oder Feststellung dass der Atem lang oder kurz sein kann. Und wir betrachten einfach die lange oder kurze Qualität die jetzt hier ist und nicht die Qualität die unserer Meinung nach jetzt hier sein sollte.


    Trotzdem ist es natürlich sinnvoll den Atem sich beruhigen zu lassen und damit auch den Körper und seine Gestaltungen sich beruhigen zu lassen. Und auch das Denken sich beruhigen zu lassen. Aber das wäre wohl erst der nächste Schritt oder es passiert wenn die richtigen inneren und äußeren Umstände gegeben sind.


    Und wie gesagt das sind alles nur meine Interpretationen und Meinungen, wichtig ist, dass du wirklich selbst schaust wie du am besten meditierst und praktizierst.
    Wenn meine Ausführungen kleine Anregungen sind, dann ist das schon viel. Es ist auch davon auszugehen, dass in meinem Verständnis und den Formulierungen viele Fehler enthalten sind. Ich lerne noch.
    Am besten selbst die Sutten lesen. :)


    Majjhima Nikāya 118 -Achtsamkeit auf den Atem - Ānāpānasati Sutta


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m118z.html - Übersetzung von Kay Zumwinkel, jetzt Ajahn Mettiko Bhikkhu


    http://www.palikanon.com/majjhima/m118n.htm - Übersetzung von Karl Eugen Neumann


    Liebe Grüße

    Hallo lieber mindfullness,


    ich denke das ist ein Missverständnis und wird Buddhadasa Bhikkhu nicht ganz gerecht. Obwohl er auch von Kontrolle spricht. Das stimmt schon.


    Es ist richtig den Atem nicht zu beeinflussen, ihn fließen zu lassen, ihn nur zu beobachten. Beschreibt Buddhadasa Bhikkhu ja auch selbst:



    Das gehört aber noch zu den Vorübungen für die 16 Schritte:


    Zitat


    ...


    In diesem Kapitel haben wir die veschiedenen Vorbereitungen beschrieben, die nötig sind, um mit der Übung zu beginnen und wie man schließlich den Atem mit sati kontempliert. Das ist die Grundlage für die detailliertere Untersuchung der vier Tetraden, wie sie im ersten Kapitel beschrieben wurden. Manche Meditierende sind schon mit dieser Ebene der Übung zufrieden, die schon ganz schön schwer sein kann.


    ...


    Wenn dir also "einfach nur beobachten" reicht, mußt du dich garnicht mit den 16 Schritten befassen.


    Zu dem kurzen Atem sei noch gesagt, dass alles was kein langer Atem ist, als kurzer Atem gilt, man muß also nicht künstlich kurz atmen, meiner Meinung nach:



    Ich selbst habe mich damals als ich nach Buddhadasa Bhikkhus Methode übte, kaum um den kurzen Atem gekümmert. Für mich müßte die Reihenfolge eigentlich soherum sein, dass ich mir erst den kurzen Atem anschaue und dannach mit zunehmender Beruhigung des Atems den immer länger werdenden Atem. Weil wenn mein Atem ruhig und lang ist, freut mich das doch und ich versuche nicht ihn wieder künstlich zu verkürzen.


    Den kurzen Atem kann man vielleicht im Alltag gut beobachten, wenn man gestresst und abgehetzt ist.


    Natürlich kommt in den 16 Schritten auch das Wort "Kontrolle" vor, aber ich denke das ist vor allem so zu verstehen wie in dieser Fußnote Nr. 15 aus dem Kapitel "3. Atem-Körper":


    Zitat


    Die anapanasati-Form von pranayama ist keine übergestülpte oder erzwungene "Kontrolle" des Atems. Es handelt sich vielmehr um ein sehr feines und geduldiges Führen oder Regulieren des Atems. Bildlich gesprochen wird eine Feder anstatt eines Hammers verwendet.


    Ich denke es ist eine Kontrolle die eher auf Verständnis, Wissen und Einsicht basiert und weniger auf blindes Zwingen.


    Aber wie gesagt in der Vorübung zu den 16 Schritten wird anfangs überhaupt nicht mit Kontrolle gearbeitet. Man beobachtet nur und läßt alles so wie es ist.
    Ist auch meine Form der Meditation meist.
    Und ich denke das reicht für viele auch ersteinmal.


    Also wird dir vielleicht eine andere Erklärung, die sich mehr mit dem Beobachten und dem "So Lassen" des Atems beschäftigt, eher helfen zur Zeit.


    Hilfreich für das Verständnis dieser Vorübungen finde ich zum Beispiel das Kapitel "Abschließende Bemerkungen zur vollständigen Methode von Santikaro Bhikkhu - Der Anfang: Sati begründen".
    Wo Santikaro Bhikkhu das nocheinmal erklärt:


    Zitat


    ...


    (1) Sitzt bequem, entspannt und still und fühlt das Atmen, das nun leicht in dem ruhigen und stillen Körper wahrgenommen wird. Richtet die Aufmerksmkeit auf den Vorgang des Atmens, bestimmt, aber sanft. Behaltet diese Wachsamkeit auf das Atmen bei und werdet sowohl mit der Atmung als auch mit der darauf gerichteten Achtsamkeit vertraut.


    ...


    Aber alles nur meine Meinung dazu. Ich habe mal einen Monat intensiver nach dieser Anleitung geübt, aber zur Zeit meditiere ich wenig bis garnicht.
    Also mach deine eigenen Erfahrungen.
    Alles Gute dabei. :)


    Liebe Grüße