bel:mukti:Also wenn ich noch nie was davon gehört hätte und zum ersten Mal von einer geläuterten Schau lesen würde mit der die vergangenen Leben mit Aufenthaltsort, Name Familie, Erlebnissen usw. gesehen werden, und dass gemäß der Handlungen diese oder jene Geburt nach dem Zerfall des Körpers erlangt wird, käme ich nicht auf die Idee irgendwas anderes anzunehmen als was direkt da steht. So war es auch als ich das erste Mal darüber gelesen habe, und so wird es auch allgemein verstanden. Es gibt natürlich hier und heute viele die das grundsätzlich anzweifeln, und mein Eindruck ist dass ungewöhnliche Interpretationen aus solchem kulturbedingten Zweifel erwachsen.
Ja, aber wenn Du davon noch nie was gehört hättest, dann hättest du höchstwahrscheinlich auch noch nie was von Paticcasamuppada oder Anatta gehört. Hättest du aber (natürlich nicht nur so gehört), würde sich wo möglich der selbe Wortlaut ganz anders darstellen.
Du stellst dich quasi hier auf den Standpunkt eines Puthujjana aus M1 - und sagst dann: gut so, andere sehen's ja auch so.
Der Zweifel daran sollte aber vor allem aus der Lehre Buddhas selbst erwachsen.
Daß du und andere aber erst überhaupt nicht auf die Idee kommen, ist schon erstaunlich. Also anstatt von dem auszugehen, was der Buddha beim Erwachen gesehen hat (nämlich Paticcasamuppada) und aus dieser Perspektive heraus alles andere zu durchleuchten, mach ihr es genau umgedreht: Paticcasamuppada wird auf Puthujjana-Niveau zurechtgestutzt - irgendwie muß das ja reinpassen, "was da direkt steht". Und wat nicht paßt, wird passend gemacht. Deshalb auch die ganzen Strohhalm-Theorien, wie da nun was "hinüberwandert" - die kommen doch nicht von mir, sondern das sind die intellektuellen Verknotungen und Rhetoriken der verzweifelten Zweifler in den eigenen Reihen der Gläubigen.
Puthujjana sind wir wohl alle, diese Bezeichnung betrifft ja sogar Mönche und Nonnen die noch nicht den Stromeintritt erreicht haben. Da haben wir also dieselbe Ausgangssituation, den Vorwurf Paticcasamuppada auf Puthujjana-Niveau zurechtzustutzen, könnte ich dir ebenso machen, und dich ebenso einen verzweifelten Zweifler nennen. Was mir die Redlichkeit verbietet, weil ich zugeben muss keine letztendliche Erkenntnis in diesen Dingen zu haben sondern nur nach Abwägung aller Fakten mit Wahrscheinlicheiten als Arbeitshypothese rechne.
Und ich habe nicht geschrieben dass ich es deshalb so sehe weil es andere auch so sehen, sondern dass ich Gründe habe das so zu sehen, dazu kommt noch dass es die wirklich ernsthaft Praktizierenden seit Buddhas Zeiten, die tatsächlich in die Hauslosigkeit gezogen sind, den Vinaya und den achtfachen Pfad konsequent befolgen und ihr Leben dieser Sache vollständig gewidmet haben, so gesehen haben. Ein erfahrener Experte wird zurecht als Autorität bezeichnet. Was nun die persönlichen Gründe betrifft, da müsste ich weit ausholen und ein Buch darüber schreiben, einiges ist in vergangenen Diskussionen zu diesem Thema schon zur Sprache gekommen.
Wie schon angeführt steht ganz klar an vielen Stellen der Lehre vom genauen Sehen vergangener Leben und den gegenwärtigen Handlungen die weitere Leben bestimmen. Da ließe sich entgegnen, dass man schon um ein paar Ecken denken muss um das anders auszulegen, wenn man damit nichts anfangen kann. Da bietet sich der Strohalm der Interpretationsmöglichkeit von Anatta und des Paticcasamuppada an. Wobei die traditionelle, will mal sagen normale Sichtweise dazu ja auch schon von anderen hier beschrieben wurde.
Es steht also Ansicht gegen Ansicht, welche davon stimmt würde sich nur erweisen beim konsequenten Begehen des Buddhaweges, indem getan wird was zum Sehen der Wirklichkeit nötig ist. Einstweilen mag jeder sein Ding als eine Vobereitung dazu für passend erachten.