Beiträge von Raphy im Thema „Ist unsere Realität ein Paradoxon?“
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Helios:
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Bin ich meine Gedanken? Wenn nicht wer bin ich dann? Gibt es überhaupt eine Antwort auf diese Frage und ist es überhaupt wichtig eine Antwort auf die Frage zu kennen?
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Hallo lieber Helios,
ich kenne solche Überlegungen auch.
Ich finde diese Stelle aus "Majjhima Nikāya 2 - Alle Triebe - Sabbāsava Sutta" - meist ganz hilfreich, wenn ich merke ich verstricke mich zu sehr in solche Gedanken und Grübeleien:
Zitat...
6. "Was sind die Dinge, die für das Erwägen ungeeignet sind, die er erwägt?
Es sind Dinge, bei denen, wenn er sie erwägt, der noch nicht entstandene Sinnestrieb (kāmāsavo) in ihm entsteht und der bereits entstandene Sinnestrieb zunimmt,
bei denen der noch nicht entstandene Werdenstrieb (bhavāsavo) in ihm entsteht und der bereits entstandene Werdenstrieb zunimmt,
bei denen der noch nicht entstandene Unwissenheitstrieb (avijjāsavo) in ihm entsteht und der bereits entstandene Unwissenheitstrieb zunimmt.Dies sind die Dinge, die für das Erwägen ungeeignet sind, die er erwägt. Und was sind die Dinge, die für das Erwägen geeignet sind, die er nicht erwägt?
Es sind Dinge, bei denen, wenn er sie erwägt, der noch nicht entstandene Sinnestrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Sinnestrieb überwunden wird,
bei denen der noch nicht entstandene Werdenstrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Werdenstrieb überwunden wird,
bei denen der noch nicht entstandene Unwissenheitstrieb in ihm nicht entsteht und der bereits entstandene Unwissenheitstrieb überwunden wird.Dies sind die Dinge, die für das Erwägen geeignet sind, die er nicht erwägt. Indem er Dinge erwägt, die für das Erwägen ungeeignet sind, und indem er Dinge nicht erwägt, die für das Erwägen geeignet sind, entstehen noch nicht entstandene Triebe in ihm, und bereits entstandene Triebe nehmen zu."
7. "Auf solche Weise erwägt er unweise:
'Gab es mich in der Vergangenheit?
Gab es mich nicht in der Vergangenheit?
Was war ich in der Vergangenheit?
Wie war ich in der Vergangenheit?
Was war ich, und was bin ich daraufhin in der Vergangenheit geworden?
Wird es mich in der Zukunft geben?
Wird es mich in der Zukunft nicht geben?
Was werde ich in der Zukunft sein?
Wie werde ich in der Zukunft sein?
Was werde ich sein, und
was werde ich daraufhin in der Zukunft werden?Oder ansonsten ist er über die Gegenwart verwirrt:
'Bin ich?
Bin ich nicht?
Was bin ich?
Wie bin ich?
Wo kam dieses Wesen her?
Wo wird es hingehen?'"8. "Wenn er auf solche Weise unweise erwägt, entsteht eine von sechs Ansichten in ihm.
Die Ansicht 'für mich gibt es ein Selbst' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
die Ansicht 'für mich gibt es kein Selbst' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
die Ansicht 'ich nehme Selbst mit Selbst wahr' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
die Ansicht 'ich nehme Nicht-Selbst mit Selbst wahr' entsteht in ihm als wahr und erwiesen;
oder die Ansicht 'ich nehme Selbst mit Nicht-Selbst wahr' entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder
ansonsten hat er eine Ansicht wie diese: 'Es ist dieses mein Selbst, das da spricht und fühlt und hier und da die Ergebnisse guter und schlechter Taten erfährt; aber dieses mein Selbst ist unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Vergänglichkeit unterworfen, und es wird so lange wie die Ewigkeit überdauern' [4].Diese spekulative Ansicht, ihr Bhikkhus, wird das Dickicht der Ansichten genannt, die Wildnis der Ansichten, die Verdrehtheit der Ansichten, der Wankelmut der Ansichten, die Fessel der Ansichten. Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich."
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Quelle: "Palikanon - Majjhima Nikāya 2 - Alle Triebe - Sabbāsava Sutta"
http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m002z.html - Übersetzung von Kay Zumwinkel jetzt Mettiko Bhikkhu
Andere Übersetzung: http://www.palikanon.com/majjhima/m002n.htm - Übersetzung von Karl Eugen Neumann
Es scheint also nicht so wichtig zu sein, eine Antwort auf diese Fragen zu wissen. Im Gegenteil, das Erwägen darüber verstrickt einen nur noch mehr.
Leben im Hier und Jetzt ist schon ein guter Hinweis denke ich. Und du schreibst ja auch selbst:
Helios:
...Und ich merke außerdem je mehr ich mich mit diesen Gedanken auseinadersetze, desto unglücklicher werde ich, und das ist ja auch nicht der Sinn vom Buddhismus oder?
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Damit bestätigst du im Grunde diese Aussage, durch deine Erfahrung:
Zitat
Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich.Und den Sinn des Lebens könnte man im Zusammenhang mit diesem Zitat und als jemand der den achtfachen Pfad des Buddha bis zum Ende gehen möchte, vielleicht beschreiben als Befreiung von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; Befreiung von Dukkha.
Und dazu ist anscheinend gerade das übermäßige Nachdenken über den Sinn des Lebens nicht hilfreich. Obwohl es für manche bestimmt auch die Anfangsmotivation darstellt, sich überhaupt mit der Buddhalehre oder anderen Lehren zu beschäftigen.
Passt vielleicht auch zu Anandasa`s Post.
Aber nur meine Meinung.
Liebe Grüße