Beiträge von Elliot im Thema „Buddha-Jhana kontra Brahmanen-Jhana“

    Yofi:

    Es ist keine Behauptung von mir gewesen, denn wie du siehst, kann eine Rückkehr zu etwas, was im Sinne eines Übels übersetzt wurde, kaum sinnvoll sein.


    Ich verstehe Dich so:


    Sollte jemand zum Beispiel über die vier körperlichen Jhanas und das Gebiet der Raumunendlichkeit in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit eingetreten sein:


    Zitat

    "... Ānanda, mit dem völligen Überwinden der Formwahrnehmung, mit dem Verschwinden der Wahrnehmung der Sinneseinwirkung, mit Nichtbeachtung der Vielheitswahrnehmung, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt 'Raum ist unendlich', tritt er in das Gebiet der Raumunendlichkeit ein und verweilt darin. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück."


    "Sollte jemand sagen: 'Das ist das äußerste an Glück und Freude, das Lebewesen erleben', so würde ich ihm das nicht zugestehen. Warum ist das so? Weil es noch eine andere Art von Glück gibt, höher und erhabener als jenes Glück. Und was ist jene andere Art von Glück? Ānanda, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Raumunendlichkeit, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt 'Bewußtsein ist unendlich', tritt er in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit ein und verweilt darin. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück."


    (Majjhima Nikāya 59: Die vielen Arten von Gefühl - Bahuvedanīya Sutta)


    ... dann wird diesem jemand im allgemeinen nicht daran gelegen sein, aus dem Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit zurück in das Gebiet der Raumunendlichkeit zu gehen, sondern er wird entweder weiter in das Gebiet der Nichtsheit gehen:


    Zitat

    "... Sollte jemand sagen: 'Das ist das äußerste an Glück und Freude, das Lebewesen erleben', so würde ich ihm das nicht zugestehen. Warum ist das so? Weil es noch eine andere Art von Glück gibt, höher und erhabener als jenes Glück. Und was ist jene andere Art von Glück? Ānanda, mit dem völligen Überwinden des Gebiets der Bewußtseinsunendlichkeit, indem sich der Bhikkhu vergegenwärtigt 'da ist nichts', tritt er in das Gebiet der Nichtsheit ein und verweilt darin. Dies ist jene andere Art von Glück, höher und erhabener als das vorhergehende Glück."


    (Majjhima Nikāya 59: Die vielen Arten von Gefühl - Bahuvedanīya Sutta)


    ... oder er wird das Verweilen zunächst beenden.


    Wenn er sich zu einem anderen Zeitpunkt wieder zum Verweilen hinsetzt, dann wird er aber nicht von eben auf gleich in das Gebiet der Nichtsheit eintreten (den wenigsten wird das überhaupt gelingen), sondern er wird beginnend eventuell beim ersten Jhana wieder eine Reihe von Zuständen bis hin in das Gebiet der Nichtsheit durchlaufen.


    Viele Grüße
    Elliot

    accinca:

    ... Dadurch kommt es dann zur ersten arupa Vertiefung bzw. das was zuvor als Kaya aufgefasst wurde wird aufgegeben und als Raum betrachtet und Wahrgenommen. (sicher würdest du auch das noch als sinnliche Wahrnehmung bezeichnen wollen).


    Nein, das zählt nicht mehr zu dem, was über die fünf klassischen Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Berühren wahrgenommen wird.


    Ab hier ist nur noch der "sechste Sinn", das manoviññāṇena aktiv:


    Zitat

    "Freund, was kann mit geläutertem Geist-Bewußtsein ( manoviññāṇena ), das von den fünf Sinnesfähigkeiten ( pañcahi indriyehi ) entbunden ist, erschlossen werden?"


    "Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    accinca:

    Ich denke es ist in der vierten Vertiefung mehr die geistige Wahrnehmung oder Idee von Körper. Der Geist erkennt zunehmend seine Konstruktionen ... Der Geist wendet sich von der Konstruktion von Körper (kaya) ab und erkennt nur noch Raum als übrig bleibende Konstruktion. Und so geht es weiter bis auch die Letzte mögliche Wahrnehmung durchschaut und aufgehoben wird.


    Diese Sichtweise kommt der Cittamātra-Lehre gleich.



    Viele Grüße
    Elliot

    accinca:

    Was insbesondere die erste Vertiefungen aber ausmacht, das ist die Abwendung von der sinnlichen Wahrnehmung und im weiteren Verlauf von aller Wahrnehmung überhaupt.


    Nein, vom ersten bis zum vierten Jhana ist das nicht der Fall, zumindest was die Körperwahrnehmung betrifft:



    Viele Grüße
    Elliot

    accinca:
    Elliot:


    Weil kāmasaññā hier ungenau mit "sinnlichen Wahrnehmungen" übersetzt wird, es muss aber "Wahrnehmung von sinnlichem Verlangen" heissen ...


    Da gibt es im Prinzip keinen Unterschied.


    Da gibt es einen prinzipiellen Unterschied, den zu verwischen einem Unverständnis von samma samadhi gleichkommt.


    kāma mit "Sinnestätigkeit" zu übersetzen ist schlichtweg falsch, denn kāma bedeutet "Sinnlichkeit":


    Zitat

    Kāma (Sanskrit काम, "weltlicher Genuss", „Verlangen“) oft einseitig als "Lust" oder "Sexuelles Verlangen" übersetzt.


    (https://de.wikipedia.org/wiki/Kama_%28Indien%29)


    kāma ist in der ersten Vertiefung nicht vorhanden, denn kāma ist eines der fünf Hindernisse ( nivarana ).


    Was der Übersetzer aber irrtümlich unterstellt ist, dass in der ersten Vertiefung die fünf Sinnesfähigkeiten ihre Tätigkeit einstellen. Dann hätte da aber nicht kāma-saññā, sondern Jnanendriya (Sanskrit: ज्ञानेन्द्रिय jñānendriya n.) stehen müssen. Steht da aber nicht.


    Würde auch keinen Sinn machen, denn - wie da steht - erlöschen Körperlichkeitswahrnehmungen ( rūpasaññā ) erst nach der vierten Vertiefung. Und Körperlichkeitswahrnehmungen gehören zu den fünf Sinneswahrnehmungen, nämlich Jnanendriya. Und diese hören nicht in der ersten Vertiefung auf, sondern erst in den formlosen Verweilungen:


    Zitat

    "Freund, was kann mit geläutertem Geist-Bewußtsein ( manoviññāṇena ), das von den fünf Sinnesfähigkeiten ( pañcahi indriyehi ) entbunden ist, erschlossen werden?"


    "Freund, mit geläutertem Geist-Bewußtsein, das von den fünf Sinnesfähigkeiten entbunden ist, kann das Gebiet der Raumunendlichkeit so erschlossen werden: 'Raum ist unendlich'; das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit kann so erschlossen werden: 'Bewußtsein ist unendlich'; das Nichtsheit-Gebiet kann so erschlossen werden: 'Da ist nichts [4]'."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    Der Übersetzer hatte offenbar keine Ahnung, wovon er sprach.


    Viele Grüße
    Elliot


    Was nicht stimmt an der Übersetzung, das ist die erste Zeile:


    Zitat

    1. Für den in die erste Vertiefung Eingetretenen sind die sinnlichen Wahrnehmungen ( kāma-saññā ) erloschen (während der Vertiefungen ist die Fünfsinnentätigkeit ausgeschaltet).


    Weil kāmasaññā hier ungenau mit "sinnlichen Wahrnehmungen" übersetzt wird, es muss aber "Wahrnehmung von sinnlichem Verlangen" heissen:


    Zitat

    "Udāyin, es gibt diese fünf Stränge sinnlichen Vergnügens ( kāma-guṇā ). Was sind die fünf? Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Klänge, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Gerüche, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Geschmäcker, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Berührungsobjekte, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Dies sind die fünf Stränge sinnlichen Vergnügens."


    (Majjhima Nikāya 66: Das Gleichnis von der Wachtel - Laṭukikopama Sutta)


    In der ersten Vertiefung ist also nicht die Fünfsinnentätigkeit ausgeschaltet, sondern das Verlangen nach angenehmen Gefühlen, die durch Sinneswahrnehmungen entstehen könnten:


    Zitat

    "Freund, in der ersten Vertiefung sind fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten. Wenn da ein Bhikkhu in die erste Vertiefung eingetreten ist, ist Sinnes"begierde" ( kāma-cchando ) überwunden, Übelwollen ist überwunden, Trägheit und Mattheit ist überwunden, Rastlosigkeit und Gewissensunruhe ist überwunden und Zweifel ist überwunden; und es treten anfängliche Hinwendung des Geistes, anhaltende Hinwendung des Geistes, Verzückung, Glückseligkeit und Einspitzigkeit des Geistes auf. Auf diese Weise sind in der ersten Vertiefung fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten."


    (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot