Die Frage war offenbar: Wozu Buddhismus, wenn es auch andere Arten der Selbstoptimierung gibt? Oder wozu überhaupt diese Selbstoptimierung, die nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sogar Stress erzeugt, wenn man sich reinsteigert, also kontraproduktiv ist?
Was den Buddhismus unterscheidet, sind offensichtlich nicht seine Werte (erst, wenn man ins Detail geht, fängt man sich an zu streiten - Liebe und Gebefreudigkeit, ja, aber geht die Liebe z.B. so weit, dass man kein Fleisch mehr isst usw.).
Ein paar Unterschiede in der Weltanschauung ergeben sich, wenn man bedingtes Entstehen in den Mittelpunkt seiner Erwägungen stellt, aber mir scheint, dass die meisten Menschen unabhängig vom Buddhismus sehr wohl eine Ahnung davon haben.
Treibt dich diese Frage um, Unbuddhist? Ich glaube, die Antwort wurde schon gegeben, aber du lehnst diese ab, weil du sie für ein Hirngespinst hältst. Nach meiner Ansicht ist der Buddhismus der Versuch einer höchsten Transzendenz, also eines Überschreitens des begrenzten Menschseins. Wenn man dies nicht für möglich hält, kann man Buddhismus auch leicht gegen andere Dinge austauschen, z.B. in Fragen der Selbstoptimierung, der Moral, des Rituals. Im Falle der Transzendenz ist es womöglich ein gravierender Unterschied, ob der Mystiker mit Gott/Allah eins werden will (kann?) oder, wenn ich es mal so sagen darf, mit niemandem. Nimmt man diese Idee an, würde es vielleicht genügen, dass es dem Mystiker selbst etwas gibt. Es wäre ja legitim, wenn dieser Mystiker sagt: Mir hat es was gebracht! Eine andere Frage wäre, ob es sich dann noch in angenehmer Weise auf seine Umwelt auswirkt.
Ansonsten nämlich sieht es meines Erachtens so aus, dass Praktizierende von Religionen die Welt nicht besser machen. Neuere Forschung fand auch heraus, dass religiöse Moral dazu dient, strikte Moralvorstellungen vor allem in Bezug auf Sexualität zu verankern ("Theorie der reproduktiven Religiosität", siehe http://www.sueddeutsche.de/kul…ie-1.2877820?reduced=true): "Was die meisten Themen betrifft, die nicht explizit mit Sex, Heirat und Fortpflanzung zu tun haben, scheint der Einfluss der Religion eher gering zu sein". Dazu wurden 300.000 Menschen in 90 Ländern befragt. Verstöße gegen Sozialverhalten und sexuelle Normen wurden von den Religiösen streng getadelt, mit der Ehrlichkeit z.B. nahm man es aber nicht so genau. Fazit war: Es ging nur um Teilsaspekte der Optimierung, nicht um Großzügigkeit und Vertrauen, sondern um die Sicherung von Ehe und Fortpflanzung.
Deine Frage, Unbuddhist, würde ich so beantworten: Der Buddhismus bringt in moralischer Hinsicht nur etwas, wenn man für eine eher restriktive Ehe- und Forfpflanzungsmoral ist. Auf anderen Gebieten bringt er nichts. Er versagt also im Sinne der Selbstoptimierung weitgehend, das Training der Achtsamkeit funktioniert nicht recht. Eine andere Frage wäre, ob er auf dem Gebiete der Entgrenzung (Transzendenz) der geistigen Erfahrungswelt mehr erreicht. Und ob sich daraus vielleicht sogar ergibt, dass die einseitig-restriktiven Auswirkungen seiner Moral "korrigiert" werden können.