Beiträge von Sunu im Thema „Rationalität und Gefühl“

    Yofi:


    Gegenfrage: Warum meinst du, bauen Mönche keine Nutzpflanzen an, sondern gehen auf Bettelgang?


    Hallo Yofi,


    Das ist eine gute Frage.. Ich denke es gibt einige Faktoren die da eine Rolle spielen, Ellviral schon einige davon genannt und Du selbst auch .
    Ausserdem ist für mich ist Buddhismus auch immer ein Weg zur Ursprünglichkeit, zur Natürlichkeit... Und so ist mir die Idee gekommen, dass "sammeln" einfach besser zu dieser menschlichen Ursprünglichkeit passt als Ackerbau der vlt. zudem auch ein "Produkt" einer Art menschlicher Gier ist. Betteln setzt hingegen auf das Mitgefühl.... Vlt. ähnlich wie es die " Jäger und Sammler" taten, die sich insgesamt wohl eher als Teil Ihrer Umwelt wahrgenommen haben, als es die Ackerbauern taten. Formen der Ansicht des bedingten Entstehens, gab es ja auch schon vor Buddha. Er fand aber so zu sagen, einen Weg diese ursprüngliche Ansicht zu reanimieren in Mitten der sogenannten " Zivilisation", die ihren Anfang nicht zuletzt im Ackerbau nahm. Betteln ist dann ein an die " zivilisierte Umwelt" angepasstes Sammeln. Irgendwie :D


    Das sind nur Vorstellungen. Existenz setzt Nichtexistenz voraus... Beides Vorstellungen die nur u.A. bedingt durch unsere Wahrnehmung Bedeutung erlangen. Genau wie Geburt, Tod, Karma, Wiedergeburt.


    Zitat

    Nun aus diesem Begehren und Anhaften entstehen Emotionen, Leidenschaften, Gewohnheiten etc. Erst in den feinstofflichen Bereichen, die wir anhand von Übungen erreichen können, werden Störgefühle verdünnt auftreten und können schließlich auch überwunden werden.


    Gier (extremes Begehren und Anhaften) und Hass ( starke Ablehnung, Zurückweisung) entsteht aus der Annahme von inhärenter Existenz ( Unwissenheit). Diese Annahme erzeugt Leid. Es gibt einen Weg aus dieser leiderzeugenden Annahme....Das geschieht durch den Wandel der Annahme von inhärenter Existenz, hin zu der Annahme des bedingten Entstehens (Weißheit im buddhistischen Sinne). Es erfordert Achtsamkeit um diesen Wandel vollziehen zu können.


    Zitat


    Es reicht also nicht, wenn wir Störgefühle als bedingt und in Abhängigkeit entstanden betrachten, aber es ist immerhin ein Anfang und erster Schritt dazu, sie zu überwinden


    Ja, eine rein verstandsmäßige Betrachtung kann nur ein Flaschenöffner sein....Ein Flaschenöffner kann weitergereicht werden....
    trinken muss aber jeder selbst...Achtsam, so dass kein Schluck der Medizin verloren geht und jeder Winkel des Körpers von ihr erreicht werden kann.



    Zitat

    Deshalb sind wir auch hier, als stolze Besitzer der "hungrigen" Körper. Wenn man das als einen glücklichen Zustand empfindet, dann ist es eben so. Der Grundessenz des Buddhismus, den Vier edlen Wahrheiten, entspricht das aber nicht.


    Denkst du denn, dass die Ablehnung des Körpers bzw. des Lebens der Grundessenz von Buddhas Lehre entspräche? Warum hat Buddha dann davon abgesehen sich totzuhungern?


    Das festhalten an der Nahrung entsteht durch Hunger.
    Wir wären höchstwahrscheinlich längst ausgestorben hätten wir diese Empfindung nicht...Man könnte sagen, wir hätten uns vom weiteren Dasein befreit. Tatsächlich hat sich Buddha fast Tod gehungert während seiner Zeit als Asket und hat erkannt, dass Askese nicht der Weg ist, der zu der Befreiung vom Leiden führt. Da genauso wenig wie ein Leben in Genußsucht. Er entdeckte den mittleren Weg. Der Hunger an sich ist nicht das Problem und man sollte ihn stillen, allerdings ohne zu übertreiben, sonst wird daraus Gier.


    Ähnlich verhält es sich mit der Selbstbezogenheit. Wobei das Selbst als abhängig entstehendes Selbst verstanden wird.


    S.47.19.:

    'Ich werde auf mich achten', so sind, ihr Mönche, die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. 'Ich werde auf die andern achten', so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen, ihr Mönche, auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber".


    Narzissmus ist allerdings eine übertriebene Selbstbezogenheit. Wobei das Selbst als inhärent existierend verstanden wird.


    Auch Emotionen sind meiner Meinung nach nicht leidbehaftet, wenn sie als abhängig entstehend verstanden werden. Erst durch das Anhaften, durch die Zuweisung von inhärenter Existenz entsteht Leid.

    Yofi:
    Sunu:

    Und die emotionalen Reaktionen, sind u.A. immer mit Nahrungsaufnahme verbunden usw...usw....So what?
    Seinlassen. 8)


    Welche meinst du? Dass man sich über das Essen freut oder enttäuscht ist, weil man etwas besseres erwartet hat?
    Ja, wenn jemand eine starke Fixierung aufs Essen hat, kann das bei ihm (fast immer?) so vorkommen.


    ...Eigentlich meinte ich alle, weil es keine emotionalen Reaktionen gibt, ohne die Energie die aus Nahrung umgesetzt wird....Das gilt natürlich auch für die Vernunft und den Verstand und den gesamten Körper....entsprechend sind Vernunft, Verstand und Emotionen auch auf Nahrungsbeschaffung ausgelegt...Eigentlich sind das nur Werkzeuge für die Selbsterhaltung und Fortpflanzung.... Weil viele Menschen die Erwartungen an ihren Verstand, ihre Vernunft oder ihre Gefühl aber soooo hoch schrauben indem sie sich für etwas besonderes halten, schaffen sie sich ihr Leiden durch ihren Narzissmus selbst... Weil sie durch ihre selbst gesteckten, hohen, unereichbaren Erwartungen von vornherein zum scheitern verurteilt sind.....

    Yofi:

    Egal welche Art von Erwartung, sie ist immer mit emotionalen Reaktionen verbunden. Aufgeben.


    8)


    Und die emotionalen Reaktionen, sind u.A. immer mit Nahrungsaufnahme verbunden usw...usw....So what?
    Seinlassen. 8)

    Stero:
    Sunu:

    Ich denke Vernunft und Verstand sind einfach nur Vernunft und Verstand. Unzulänglichkeit entsteht erst, bedingt durch die Erwartungen die man an etwas stellt.


    ja, wenn du keine Erwartungen an deine Vernunft und deinen Verstand hast, dann werden dir deine Vernunft und dein Verstand niemals unzulänglich erscheinen. Dann wirst du allerdings auch nichts unternehmen, um Inkapazitäten auf diesen Gebieten zu beseitigen.


    Wenn ich von einem Flaschenöffner erwarte, dass er mich in die nächste Stadt fährt, dann wird sich der Flaschenöffner dafür als unzulänglich herausstellen.
    Wenn ich von ihm erwarte, dass ich eine Flasche mit ihm öffnen kann.... Dann kann diese Erwartung voraussichtlich erfüllt werden.
    Vernunft und Verstand sind Produkte der Evolution, geeignet um sich damit das überleben in der Welt zu sichern...
    Nicht dafür geeignet um eine mutmaßliche universelle Gesetzmäßigkeit damit zu ergründen.

    Zitat

    Also, entweder sind wir nicht vernünftig und klug genug, oder, was warscheinlicher ist, Verstand und Vernunft sind generell unzulängliche Sachen.


    Ich denke Vernunft und Verstand sind einfach nur Vernunft und Verstand. Unzulänglichkeit entsteht erst, bedingt durch die Erwartungen die man an etwas stellt.

    Zitat


    Diese Abirrung steht also für eine störende Emotion. Aber auch eine Emotion, die wir für freudig halten wie z. B. die Vergnügtheit (Abirrung von Mitfreude) ist aufgrund des Wandels (anicca) leidhaft. Es besteht also nicht der geringste Grund dafür, daran festzuhalten und die Intention kann es nur eine richtige geben: Leidbefreiung


    Die Abirrung ist immer ein verlassen der Mitte...
    Mitgefühl ja....Mitleiden Nein....
    Mitfreude ja.... Zu viel davon und es es kippt in Richtung Vergnügtheit ( da kommt dann Hysterie hinzu)
    Gleichmut ja..... Aber unwissende Gleichgültigkeit ist auch nicht gut...Das wäre dann eben zu wenig an Emotion.


    Die Mitte verhält sich ein bisschen so, wie das Auge des Sturms. Da kommen die Emotionen zur Ruhe... Aber wie das Auge des Sturms auch Teil des Sturms ist, ist auch diese Ruhe nicht emotionslos, sondern befindet sich eben in Mitten der Emotionen.