Ein wichtiger Bestandteil der Verhaltensanalyse, der für mich eine Brücke zwischen dem Begriff von Gefühl und der "Rationalität" (Stero) bzw. Achtsamkeit (Buddhismus) schlägt, ist die Annahme, dass
Gefühl und Emotion zwei unterschiedliche Phänomene sind.
Gefühl und Wahrnehmung als ein unzertrennlicher Akt der geistigen Aktivität bestehen in Abgrenzung von - nehmen wir als Beispiel Wut - störenden Emotionen, die nur in Verbindung mit der falschen Vorstellung von 'Ich/getrennt von etwas' auftreten.
Achtsamkeit würde das mit der Wahrnehmung verbundene Gefühl auf ein reines Gefühl, ohne störende Emotion, reduzieren. Dabei spielen sicher auch Instinkte eine Rolle, die man ebenso von emotionalen Hintergründen trennen sollte.
Beispiel:
Fasse ich etwas heißes an, ziehe ich (bzw. mein Körper) automatisch die Hand zurück. Sehe ich vor mir einen Tiger, reagiert zunächst ein Teil des Gehirns, der für Reaktionen außerhalb der ankonditionierten Mechanismen zuständig ist, und ich werde entweder davon rennen oder für einen Kampf bereit bzw. eventuell auch für gutes Zureden offen sein (Letzteres gelingt öfter dem Andreas Kieling, sollte er für jemanden ein Begriff sein - Scherz.)
Wichtig dabei ist, dass die körperliche Reaktion anhand der Ausschüttung vom Stresshormonen nicht zwingend eine störende Emotion hervorrufen muss, sondern im Gegenteil - ohne Furcht oder Wut habe ich einen 'klaren Kopf' und kann die instinktive Reaktion durch keine irrationale Handlungen überlagern. Interessant dabei ist auch eine Tatsache, die durch Forschung bekannt wurde: Attrappen, die der Körperform von Fressfeinden einer bestimmter Tierart ähneln (z. B. einer Schlange), die in dem Gebiet bereits seit vielen Generationen der beobachteten Tierart nicht mehr vorkommen, lösen bei den Tieren eine instinktive Fluchtreaktion auf. Das bedeutet, dass Umweltgefahren und angemessene Reaktionsweisen genetisch weiter gegeben werden und unser Gehirn in bestimmten Situation 'richtig' reagiert insofern wir diesen Vorgang durch emotionale Reaktionen nicht stören.
Von einem reinen, durch Emotionen nicht überlagerten Gefühl leitet sich auch das Mitgefühl ab.
Beispiel:
Wenn uns jemand leid tut, der gerade Schmerzen hat, können zwei unterschiedliche Motivationen ursächlich sein. Entweder die Ich-gebundene-Emotion, d. h. man stellt sich (läuft oft 'unbewusst' ab) vor, dass man selbst die beim anderen beobachteten Schmerzen erleben könnte, bekommt Angst, ist bestürzt, möglicher weise auch empört (über die Möglichkeit Schmerzen zu haben oder über den vermeintlichen Verursacher) und reagiert emotional: hat Mit-Leid. Handelt es sich dagegen um ein reines Gefühl der Anteilnahme (verbunden mit Hilfsbereitschaft), spricht man vom Mit-Gefühl.