Beiträge von 123XYZ im Thema „Buddhanatur (Mahayana-Uttaratantra-Shastra)“

    mkha´:

    Definiere doch bitte - was genau bezeichnest Du mit „Bewusstseinsstrom“?


    Oje, bitte den Begriff nicht zu ernst nehmen, der war eine spontan-intuitive Eigenkreation von mir ;)
    Was ich mir dabei dachte: Im "Hier-und-Jetzt" sein bedeutet in den Strom eintreten zwischen Vergangenheit (Illusion) und Zukunft (Illusion) und mitfließen. Also im natürlichen Geist verweilen (Bewusstsein) und mitströmen, denn alle Momente wechseln fliessend von einem zum anderen. Ich verweile also in Ruhe und zeitlos von Moment zu Moment zu Moment ... in der Natur des Geistes, trete also in den "Bewusstseinsstrom" ein.


    kilaya:


    Eine interessante Frage ist, wo man die Grenze zieht zwischen "Buddhanatur" und individuellem Ausdruck. In der einen Sichtweise ist die Buddhanatur ein sehr kleiner Kern, bis hin zum Dzogchen wo sie den gesamten individuellen Ausdruck mit einschliesst. Es gibt ein Spektrum zwischen dem "Absoluten", dem Dharmakaya, und den äußeren Randschichten des Nirmanakaya. Man kann beliebige Grenzen setzen, oder man lässt es ganz und verbindet alle Ausdrucksformen als reinen Ausdruck der gleichen Essenz / der gleichen Wesensnatur. Dann sind das "Absolute" und das "Relative" in letzter Konsequenz eins.


    Das habe ich mich auch gefragt. Was macht dann noch Individualität aus?
    Ich denke es ist das natürliche/echte Selbst mit seinen natürlichen/unverblendeten (!) spezifischen Eigenheiten wie Stimme, Gestik, Mimik, Humor..


    kilaya:

    In einer anderen Ausdrucksform könnte man auch sagen: das individuelle Bewusstsein geht ins kollektive Bewusstsein über und dieses geht (über die göttlichen Archetypen) ins göttliche / absolute Bewusstsein über. Grenzen sind dabei letztlich willkürlich gesetzt.


    Auch daran musste ich denken ;)
    Das kollektive Unterbewusstsein mit seinen göttlichen Archetypen. Ich habe mal ein Buch gelesen wo die einzelnen Stufen neuropsychologisch theoretisiert werden. Das kollektive Unterbewusste markierte da noch nicht die endgültige Transzendenz, sondern die vor - oder vorvorletzte Stufe von insgesamt Acht. In der endgültigen Transzendierung wird man eins mit dem Raum und auch die Götter schwinden.
    Nachtrag: Hier ist es: Das Schaltkreis-Modell von Timothy Leary
    Dieses Modell ist allerdings nur tw. mit dem buddhistischen Stufenweg vergleichbar.


    Ellviral:

    Das tut gut, oder?


    Ja! Es war sehr angenehm das für mich zu erkennen. Letztlich war in diesem kurzen "lichten Moment" auch spürbar wie leidhaft die Vorstellung des Getrenntseins doch ist!

    Hallo wir alle :D


    Ich glaube ich hatte gerade beim Meditieren ein kleines Stückchen klare Sicht oder wie auch immer.
    Wenn wir alle Buddhanatur haben, d.h. den natürlichen, reinen, unbefleckten Geist, dann sind wir alle gleich und verbunden. Es gibt keine Trennung in unserem Geist außer in unseren gewöhnlichen individuellen Verblendungen.
    Stellt Euch vor ihr schaut jmd ins Gesicht der das gleiche Bewußtsein hat wie ihr selber. Was bedeutet das?
    Es bedeutet das wir einander 100% verstehen und kennen und da kann ich mir auch Hellsicht, Gedankenlesen usw erklären.
    Denn wenn wir das gleiche Bewußtsein haben können wir jede Reaktion und jeden Gedanken des Gegenübers spielend leicht verstehen, da es unsere eigenen sein könnten.
    Der natürliche Geist ist befreit und konventionelles Denken wird nur noch auf Basis dieses bei allen gleichen natürlichen Geistes verwendet nämlich um sich zB sprachlich zu verständigen.
    Wenn keiner mehr verblendeten, gewöhnlichen Gedankenkonstrukten nachhängt dann gibt es tatsächlich nur noch einen gemeinsamen Bewusstseinsstrom und einzigst unsere Rupas sind noch gefühlte Trennung.
    Dann verwenden wir unser konventionelles Wissen nur noch um uns auszudrücken, was wir veilleicht auch nicht mehr bräuchten weil wir unsere Gedanken ja aufgrund des gemeinsam geteilten Großen Geistes lesen könnten.


    Ihr kennt das doch auch das man einer Person begegnet die man super verstehen kann. "Die Chemie stimmt"... Kommunikation funktioniert angenehm und ohne Reibungen. Harmonie und Freude sind die Folge.. und das passiert dann wohl bei affinen gewöhnlichen Strukturen. Was wäre wohl wenn zwei oder mehr Menschen Buddhanatur verwirklicht haben und sich begegen? Wie hervorragend muss wohl dann das Miteinander funktionieren :)
    Da wundern mich auch zB die Methoden von Bewusstseinstausch und Geistübertragung über die Augen etc nicht mehr.



    Ich musste das einfach mitteilen, weil mir diese Erkenntnis gerade spontan, klar und deutlich vor dem inneren Auge erschienen ist.

    kilaya:

    Wie gesagt, das ist nur eine - im Vajrayana eher seltene - Definition von einer Buddhanatur: die als Potential, das erst aktiviert werden und wachsen muss. Bei diesem Konzept oder Bild treten mir aber zu viele Ungereimtheiten auf. Es ist eher sowas an der Grenze zwischen Sutra und Tantra.


    Soweit ich informiert bin markiert das Uttaratantra-Shastra genau das: Den Übergang/die Grenze zwischen Sutra und Tantra also Mahayana zu Vajrayana.
    Deshalb wird es auch im Lehrplan an die letzte Stelle des Sutras-Studiums vor Beginn des Tantra-Studiums gestellt.
    (Ich sag´s immer wieder dazu: Dies ist die Information eines blutigen Anfängers der eigentlich keine Ahnung hat wovon er redet ;) )

    kilaya:

    Hier ist ja das Thema Buddha-Natur, also lasst uns etwas konkreter bei diesem Beispiel bleiben. Thomas, vllt. könntest Du eher die Unterschiede in der Definition der verschiedenen Schulen / Linien zur Buddha-Natur mit deutschen Stichworten zusammenfassen; dass es Unterschiede bei den Schulen gibt ist klar und ist v.a. eher Thema des neuen Threads. Jetzt vermischt sich das, aber ich bin teilweise nicht sicher, ob es nicht doch eher in den anderen Thread gehört.


    Auch wenn es aus meinen geposteten Zitaten nicht so hervorgeht ist das Thema des Artikels dem ich sie entnommen habe genau das Thema dieses Threads nämlich "Buddha-Natur und das Mahayana-Uttaratantra-Shastra" bzw "Overview of Uttaratantra".


    Ich habe die zwei Zitate gewählt, weil hier Hinweise auf unterschiedliche Sichtweisen verschiedener Schulen zur Frage benannt werden. Um diese zu verstehen sollte man sich den Artikel natürlich konzentriert in voller Länge durchlesen.
    Ich habe das selbst ehrlich gesagt nicht getan, wollte aber darauf hinweisen und denke es passt hier her.


    Was mich angeht: Das Uttaratantra ist für mich noch kein Thema. Ich befinde mich im Grundlagenstudium, orientiere mich aber gerne schon mal was den weiteren Weg und auch Unterschiedlichkeiten angeht um gut vorbereitet zu sein.

    Konnte eine Erklärung zu den unterschiedlichen Ansichten der Schulen von Berzin finden:


    Berzin:

    The Three Rounds of Transmission of the Dharma


    To understand that, we need to understand the three rounds of transmission of the Dharma. This is what is usually translated as the three turnings of the wheel of Dharma (this is a classification system for sutra, not for tantra). Although the non-Gelugpa schools refer to and analyze these three rounds in terms of the time when Buddha taught them (so the third round would be the last round that Buddha taught in time), Tsongkhapa, in the Gelug tradition, classifies and explains them differently according to the subject matter.


    Berzin:

    This particular lineage of Loden-sherab’s translation explains Buddha-nature in accordance with the second round of transmissions of the teachings, in accordance with voidness as being a refutation with no implication left over (med-dgag, nonimplicative negation) – there’s no such thing as true existence. The commentaries from the Gelug tradition and the Sakya tradition follow this.


    Now there was another line of transmission that went through a young boy who went with Ngog Lotsawa to Kashmir and also was there studying with Sajjana. And since the boy was about to die, he received special teachings on this text; and he obviously survived and he became known as Zu Gawey-dorjey (gZus dGa’ba’i rdo-rje). He wrote a commentary on the text together with another great master [Tsen Drimey-sherab (gTsan Dr-med shes-rab)]. He spread this in Tibet and this became known as the Meditation Tradition of the Dharma Texts of Maitreya (Byams-chos sgom-lugs). The Third Karmapa, Rangjung-dorje (Kar-ma-pa Rang-‘byung rdo-rje), received this second tradition and through his own realization he wrote his own commentary on it, and this is the line that the Kagyus and the Jonangpas follow – Nyingma follows this as well. This tradition puts the emphasis on the Buddha-nature being the clear light consciousness, rather than clear light object or a voidness, and so this is the other-voidness (gzhan-stong) explanation.


    (Quelle: Overview of Uttaratantra)


    ...scheint also durchaus Unterschiede in der Auslegung zu geben.

    @Sherab: Ich kann mir auch nicht vorstellen das es da einen großen Unterschied gibt. Es irritiert halt nur das in der Inhaltsbeschreibung ausdrücklich auf die Mahamudra-Lehre hingewiesen wird.
    Ich habe mich kürzlich etwas mit Jamgön Mipham befasst. Der hat zahlreiche Kommentare zu den großen Klassikern verfasst und u.a. auch die bis dato präferierte Interpretation der Madhyamaka-Lehre in einem berüchtigten Kommentar neu ausgelegt. Daher meine Überlegung ob es evtl. auch zu diesem Werk unterschiedliche Ansichten seitens der Kommentatoren gibt. Es liegen immerhin Kommentare von Dzongsar Jamyang Khyentse Rinpoche, Jamgön Kongtrul und Jamgön Mipham vor.


    Hier der Text "Lion´s 'Roar - Buddha'Nature'in'a'Nutshell'" von Jamgön Mipham Rinpoche (dort wird zB auf die unterschiedlichen Erklärungen verschiedener Kommentatoren zur Buddha-Natur Bezug genommen)


    Hier finden sich ua mp3-Dateien der Rigpa-Shedra zu den Seminaren bzgl Miphmas Interpretation von Buddha-Natur auch in Bezug auf das Uttaratantra Shastra:
    Khenpo Namdrol 2008 Teachings on Mipham Rinpoche's work on Buddha Nature
    Shedra 2009 Teachings on Mipham Rinpoche's commentary on the Uttaratantra Shastra

    @kilaya: Vollständiger Titel: "Buddha-Natur: Das Mahayana Uttaratantra-Shastra mit Kommentar"
    Es beinhaltet also sowohl Text als auch Kommentar.
    Das man den Text als Grundlage sämtlicher Schulen ansieht scheint wohl definitiv so zu sein.
    Meine Frage ist ob der spezielle Kommentator das Werk jeweils anders auslegt und ob es daher für Dzogchen-Praktizierende ungeeignet ist einen Mahamudra-Kommentar zu lesen.

    Sherab Yönten:

    Warum es als Empfehlung bei den Nyingmapas steht, kann ich Dir leider nicht sagen.


    "It is included among the so-called "Thirteen great texts", which form the core of the curriculum in most shedras and on which Khenpo Shenga provided commentaries." (Quelle hier)
    Ich nehme an der Kommentar könnte einen Unterschied machen, nicht das Werk selber.

    Ich habe das Buch nicht gelesen aber bereits vorgemerkt, weil es ein Grundlagenwerk auch der Nyingma-Linie ist.
    Mich irritiert die Aussage das es als Hintergrund für die Mahamudra-Lehre präsentiert wird. Ich nehme an es ist sowohl Hintergrund für Mahamudra als auch Dzogchen sonst würde es wohl kaum im Curriculum der Nyingmapas stehen.
    Oder ist die Auslegung im Kommentar von Jamgön Kongtrül Lodrö Thaye Mahamudra-spezifisch und sollte seitens Dzogchen-Perspektive daher besser vernachlässigt werden?


    @Sherab: Hast Du den Kurs besucht? Wenn ja, möchtest Du etwas darüber berichten?
    Wäre klasse! :)
    Bist Du im Besitz des Buches? Ist das die tibetische Übersetzung? Dann müsst man es auch in die Kanyur und Tenyur-Übersetzungen mit aufnehmen.


    Nachtrag:
    Ich denke für Dzogchen wäre die Ausgabe mit dem Kommentar von Jamgön Mipham besser geeignet:
    Uttaratantra-shastra (rgyud bla ma), Maitreya – Asanga with commentary by Jamgön Mipham, (currently being translated by John Canti of the Padmakara Translation Group for the Tsadra Foundation) (Quelle hier)
    ... leider nicht auf deutsch wie überhaupt nahezu sämtliche Werke von Jamgön Mipham :(