Beiträge von Lirum Larum im Thema „Angst vor der Erleuchtung“

    Ich zitierte die großartige tibetisch-buddhistische Lehrerin Jetsumna Tenzin Palmo. Inhaltlich warst Du einverstanden, Dhammavaro, aber:


    Martin (Dhammavaro ):

    ....
    Ich lehne aber Mahayana Sutten und Lehrer als Beweise ab.


    :) Ups! Dann musst Du solche Zitate eben ignorieren. Verbieten kannst Du sie hier schlecht. Endlos drüber zu diskutieren, dass man eine gesamte Tradition ablehnt, ist ziemlich unnütz, respektlos, kontraproduktiv, engherzig...


    Zitat

    Metta !


    Tatsächlich? Wo?


    "Ich warte mit der Erleuchtung" ist ein Internet-Mythos, der im tibetischen Buddhismus in keinster Weise gelehrt wird.

    Dies Zitat ist grad so passend zu dem Thema, in das wir hier abgeglitten sind. ( Entschuldige, "Aha" :-/ )
    Ich kann es morgen übersetzen, wenn ich soll.



    Zitat

    “Most people feel cozy enough in samsara. They do not really have the genuine aspiration to go beyond samsara; they just want samsara to be a little bit better. It is quite interesting that “samsara” became the name of a perfume. And it is like that. It seduces us into thinking that it is okay: samsara is not so bad; it smells nice! The underlying motivation to go beyond samsara is very rare, even for people who go to Dharma centers. There are many people who learn to meditate and so forth, but with the underlying motive that they hope to make themselves feel better. And if it ends up making them feel worse, instead of realizing that this may be a good sign, they think there is something wrong with Dharma. We are always looking to make ourselves comfortable in the prison house. We might think that if we get the cell wall painted a pretty shade of pale green, and put in a few pictures, it won’t be a prison any more.”


    ~ Jetsunma Tenzin Palmo

    Doris Rasevic-Benz:

    Ich singe auch, für mich und meinen Mann, für die Katzen. Meine Stimme ist gruselig, weil ich sie wegen der Medis verloren habe: ich singe falsch, schief und weiß den Text nie. Aber es ist große, pure Freude. Auch für Axel. Sagt er jedenfalls :grinsen:
    Ich singe, weil es so aus mir herausströmt.
    Ich würde es allerdings bereuen, wenn ich meinem Wesen nicht auf diese Art Ausdruck verleihen würde, aus irgendwelchen Ängsten und Befürchtungen oder gar Ideologien heraus.


    Hm, sagst Du das zu mir?
    Ich hab nie gesgt oder gemeint, dass man nicht genießen soll oder nicht Freude erleben oder so. Hat das jemand geschrieben? Dann hab ich es überlesen.


    Ich bezog mich auf sowas wie dies hier, als ich schrieb "Genuß impliziert Anhaftung":

    kal:

    ... Aber das Verlangen entsteht im Geiste durch Gedanken. Ein Genuss von etwas kann trotzdem erfolgen ohne dass es mit Dukkha einhergeht. Auch ein gutes Gefühl kann beobachtet werden in Leere. Es ging mir nur darum warum man darauf verzichten müsse?
    Du kannst in einem Gefühl aufgehen ohne dass da wer ist, beim vertieften geniessen von Musik, beim Sex,...


    Meiner Meinung nach ist das Wischiwaschi. Wenn ein "gutes Gefühl in Leere" beobachtet wird, dann ist da kein Genuß und auch kein Leid. So verstehe ich es. Wenn man denkt, man würde "auf etwas verzichten" ist doch die Dualität gegeben. Wenn man "in Leere genießen" würde, könnte man auch keinen Verzicht darauf erkennen, wenn der Genuss dann nicht mehr gegeben ist.


    Mir geht es nur darum, die Dinge als das zu benennen, was sie sind, anstatt sich was vorzumachen.

    Doris Rasevic-Benz:
    Losang Lamo:

    Falls ich hier falsch verstehe, was gemeint ist, gebt mir bitte ein Beispiel für "Genuß ohne Reue". Mir fällt keins ein.


    Du singst doch. Das macht Dir doch Freude, oder? Bereust Du das Singen?


    Also, ich meine, samsarische Aktivitäten haben immer ein Minus. Singen macht nicht nur Freude, es ist sogar sehr gesund und bereichernd.
    Aber natürlich hat es unzählige Nachteile, von Kehlkopfentzündung, über Hungerlöhne für Musiker bis hin zu Konzert-Stress, der einen sogar ins Krankenhaus bringen kann. Von Animositäten zwischen eitlen Sängern ganz zu schweigen, hahaha.


    Diese Nachteile wiegen die Vorteile auf, sodass man man im Überblick gesehen das Musikmachen weder als positive noch als negative Tätigkeit betrachten kann.

    Axel:

    Ich habe bis jetzt nicht verstanden, was an (nicht-anfaftendem) Genuss verwerflich sein soll... :?


    Anmerkung: ich zumindest hab nichts von "Verwerflichkeit" geschrieben.
    Wahrnehmung von Sinneseindrücken ist aber was anderes als das Bewerten von Sinneseindrücken. Genießen ist eine positive Bewertung. Daran ist nichts "Verwerfliches". :)


    Ich finde es nur schräg, wenn Genuß irgendwie verbrähmt und spiritualisiert wird. Es ist Samsara. Das ist nicht verwerflich, sondern einfach nur Fakt.


    Falls ich falsch verstehe, was hier mit "Genuss jenseits der Dualität" gemeint ist, gebt mir bitte ein Beispiel für "Genuß ohne Reue". Mir fällt keins ein.

    kal:

    Warum sollte, wenn v.a. keine Anhaftung mehr geschieht, das Genießen von weltlichen Dingen, gemieden oder nicht mehr geschehen. Diese Askese hat keinen Nutzen mehr. Sie nutzt evtl. nur, wenn Anhaftung an solche Dinge besteht...


    Da ist kein Ich, keine Identifikation mehr, nur noch das Wahrnehmen der Sinneseindrücken.


    Wenn man Sinneseindrücke nur noch wahrnimmt, ist da auch kein Genießen mehr.
    Das Wort Genuß impliziert Dualität und daher alle damit verbundenen Nachteile. Man kann das Plus nicht vom Minus abkoppeln in der Dualität.

    Edit: Ach, jetzt sehe ich, der Thread ist ja schon etwas älter. Na gut, aber vielleicht liest Du es ja doch noch irgendwann.



    Also, ich fühle mich nicht belästigt. Eher hab ich den Eindruck, Dich bestens zu verstehen, weil ich diese Ängste selber kenne und sie daher für "normal" halte. Schon allein wegen einiger der Antworten hier ist das ein super Thread.
    Die Angst vor dem Abrutschen in eine Psychose kenne ich ich auch gut. Ich hatte mal so'ne Phase, wo ich wirklich dachte: 'Hups, oh weh, jetzt geht's mir zu schnell, alles zu krass hier.' Ich hab allerdings das Glück, dass ich einen recht guten Lehrer hab, dem ich dazu bei einem seiner Vorträge eine Zwischenfrage stellen durfte, als es mal passte. Er erklärte mir, dass die klassisch-buddhistische Anweisung lautet, zu "krasse" Erscheinungen einfach ruhig durchzustehen. Nichts machen, nicht abbrechen oder weglaufen, einfach nur anschauen und als eine weitere Erscheinung von vielen identifizieren. Dann erkennt man auch: es passiert schon nichts. :)


    Im Nachhinein ordne ich diese Dinge auch anders ein. Ich hatte einfach eine spirituelle sensible Hoch-Zeit, die "endlich" war, also nichts Bleibendes. Es läuft immer alles in Wellen ab bei mir, steigend, fallend, Berge, Täler... Der Yogi lernt, es gelassen zu nehmen. Mein Lehrer jedenfalls hat mir noch keine Rescue-Tipps für meine plötzliche unerwartete Erleuchtung an die Hand gegeben. *lach* Er sieht da wohl absolut keine Gefahr bei mir.
    Wobei, ich finde solche Ängste ab und zu ganz folgerichtig, denn man begibt sich ja auf unbekanntes Terrain, wenn man den Weg beschreitet. Also ist es eher ein Zeichen, dass man es ernst nimmt, was man tut.



    Zitat

    Und ich habe anscheinend große Angst, vor dieser Seite in mir, die die eigene Spiritualität gleich stellen mit meinem anderen Lebensmodel "Familie".


    Ausserdem scheine ich ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich mich jetzt mehrmals am Tag meine Familie "verlasse" zum meditieren, obwohl die es gewohnt sind, dass ich immer für sie da bin ...


    Da habe ich wieder etwas gefunden um an mir zu arbeiten ...


    Auch diese Sorge "Wo bleibt dann die Familie?" kenne ich sehr gut. Schließlich trägt man eine große Verantwortung, wenn man Teil einer Familie ist. Da möchte ich Dir aber den Rat geben, den Blickwinkel umzukehren: Deine Praxis ist nichts, was Deiner Familie etwas wegnimmt. Im Gegenteil haben Deine Leute den Vorteil, dass ein Mitglied ihrer Familie Dharmaprktizierende/r ist. Wie kostbar das auch für sie ist!
    (Und den Wunsch, Nonne werden zu wollen, kenne ich auch. Es ergibt sich aber nicht in meinem Leben. Und ich habe den Verdacht, wenn ich Nonne würde, würde ich mich wiederum nur erneut woanders hinsehnen...)


    Durch die Entwicklung, die Du über die Jahre machen wirst, kannst Du Deiner Familie so sehr helfen - durch Dein Beispiel - auch wenn sich diese Vorteile meist nicht einwandfrei belegen lassen, so werdet ihr alle doch die Vorzüge mit der Zeit sehen können.
    Ich passe nur immer auf, dass ich niemandem auf den Geist gehe, also nicht missionieren, nicht unansprechbar sein. Aber ich lasse mir meine Praxis nicht nehmen.


    Deshalb mach Dir kein schlechtes Gewissen, dass Du praktizierst. Das ist nicht gut. :)


    Beste Wünsche für Deinen Weg.