Beiträge von Waldler im Thema „Zen-Priester unter Missbrauchsverdacht“

    Dann glaubst Du mir eben nicht, Tychiades. Ich wäre aber mit dem Vorwurf der Lüge vorsichtig. Das ist unrechte Rede.


    Ich habe 5 Jahre lang in einer öffentlichen Beratungsstelle gearbeitet, und zwei weitere Jahre in der Beratungspraxis einer Männergruppe. Wo das war, möchte ich nicht sagen. Ich muss mich ja hier weder identifizieren lassen noch irgendjemanden beweisen, was ich beruflich getan habe.


    Glaub es mir oder lasse es sein.


    Zitat

    Man kann einem Opfer nicht helfen, wenn es den Täter nicht verstehen darf, sondern ihn ablehen muss.


    Das ist richtig. Worauf es mir ankommt: In diesem Thread bemühen sich viele um Verständnis und Erklärungen für die Tat des Täters. Kaum jemand aber erwähnt das oder die Opfer. Zumindest so kommt das bei mir rüber. Und ein Opfer kann nicht verzeihen lernen, wenn es das Gefühl hat, das Interesse liegt bedeuten näher am Täter als an ihm. Ein Opfer kann nur aus seiner Opferrolle, wenn die Tat des Täter als TAT deutlich benannt und verurteilt wird.


    W.

    Morpho,


    natürlich darf es nicht bei den Gedanken stehen bleiben. Das ergibt sich aus allem, was ich hier in diesem Thread geschrieben habe.


    Aber eines wird mir klar: Ich sollte bei Theman, die mich selbst tief verletzen oder bedrücken oder bewegen, besser den Mund halten. Es bringt mir nichts ausser Wut und Zorn, und Euch bringt es letztendlich auch nichts ausser Ärger über mich.


    W.

    Ein letztes:


    Liebe Lucy,


    unter Menschen, die mit diesen Menschen zu tun haben, spricht man auch fast immer von "pädosexuell". Ich persönlich finde das Wort "pädophil", was ja "kindelliebend" heisst, auch einen geradezu zynischen Begriff.


    W.

    Tychiades:
    Waldler:

    Mir wird schlecht...


    Wenn man schwache Nerven hat, sollte man Menschen nicht zu nahe kommen. Der Abgrund, in den man dann blicken darf, macht schwindelig.


    Ich glaube nicht, dass ich schwache Nerven habe. Ich habe mit den OPFERN solcher Täter einige Jahre lang gearbeitet, glaub mir, da muss man Nerven aus Stahl haben. Aber dennoch wird mir immer noch schlecht, wenn ich so etwas lese/höre.


    W.

    Ich glaube, ich ziehe mich mal aus diesem Thread zurück. Ich habe das Gefühl, hier versucht man, mehr Verständnis für den/die Täter zu haben oder sich zurecht zu legen, als sich mal Gedanken über die Opfer zu machen. Natürlich gilt die Unschuldvermutung. Aber dieser Mann hat bereits einiges zugegeben, und sicherlich nicht, dass er mit den Kindern Mensch-ärgere-Dich-nicht gespielt hat.

    mukti:

    Wären sie nicht verblendet, hätten sie es nicht getan. Eine befreiende Erkenntnis, man lässt sich nicht von dem Übel anstecken und lässt auch dem Täter Raum zur Einsicht.


    Das Problem ist, dass damit den Opfern nicht geholfen ist. Die meisten Opfer wollen ja gar keine Rache (jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht), aber sie wollen Zustimmung und Verständnis, dass ihnen ein Verbrechen passiert ist, keine Verblendung, keine Nicht-Einsicht, sondern schlicht und ergreifend ein Verbrechen widerlichster Art, unter dem die meisten Opfer ihr Leben lang zu leiden haben. Es ist nicht bös von mir gemeint, wenn ich das sage, aber auch in diesem Thread wird fast nur über den/die Täter geschrieben.................

    Hallo, mukti.


    Ohne Frage hindert mich mein Zorn daran, für die Täter Mettâ zu entwickeln. Aber ich bin auf dem Weg des Buddha noch nicht weit genug firtgeschritten, um DAS schon hinzukriegen. Verständnis dafür, was hinter solchen Taten stecken könnte, ja, sofern es keine Rechtfertigung wird. Aber Mettâ?


    LG


    W.

    Hallo, Lucy,


    es tut mir leid, dass ich heute morgen so heftig reagiert habe. Aber ich bin da sehr (zu?) empfindlich, weil so unendlich viel Leid gesehen habe. Übrigens hatten wir in unserer Beratungsstelle nie Probleme, Gelder für die Therapie der Täter zu bekommen (in Gefängnissen ist das sowieso "inklusive"!), wohl aber IMMER beim Beschaffen von Finanzierungemitteln für die Opfer. Wirklich IMMER. Meine Erfahrung ist da wohl eine andere als bei/von Dir.


    Lieben Gruss und nochmal: Bitte verzeih...


    Waldler


    Danke, verrückter Narr, das ist ja alles noch schrecklicher als ich dachte. Das ist kein "Ausrutscher", weil der Trieb einen Menschen "überfallen" hat, das ist systematischer widerlicher Missbrauch. Schrecklich. Seine Familie tut mir unendlich Leid.

    Zitat

    Ansonsten finden ich Hilfe für Opfer und für Täter sinnvoll und wichtig.


    Eben, Festus. Ich habe mal das wichtigste Wort fettkursiv hervorgehoben. Nur ist es leider so, dass die Täter immer Hilfen bekommen (Therapie im Knast oder als Bedingung für eine Bewährungsstrafe), was ja als Prävention im Prinzip auch sinnvoll ist. Aber die Opfer kriegen so gut wie nie Hilfen oder müssen in unwürdigster Weise darum kämpfen.


    Und mir ist es wirklich egal, was der Täter von Beruf oder von Berufung ist. Das spielte in meiner zugegebenermassen etwas heftigen Reaktion keine Rolle. Ich hätte genauso reagiert, wenn er einen anderen Beruf hätte, denn in der Tat kann auch ein spiritueller Lehrer, Meister, Guru oder was weiss ich, ein Täter sein. Das Idealbild, das wir von solchen Lehrern haben, muss keineswegs der Realität entsprechen und tut es meistens auch nicht (auch davon kann ich ein trauriges Lied singen...).


    Du hast Recht, mukti, es ist niemandem geholfen, wenn man Zorn kriegt. Aber ich muss einfach drauf hinweisen. Immer wieder. Sonst wird das Mitgefühl mit dem Täter irgendwann grösser als das mit den Opfern. Und das darf nicht sein.


    Void, in unserer Gegend lebte in den 60er Jahren einer der brutalsten Mörder der Kriminalgeschichte Deutschlands. Er war ein ganz leiser Typ, hatte eine sanfte Stimme, war eher schüchtern, sehr bescheiden. NIEMAND hätte damals gedacht, dass er fähig wäre, mehrere Jungen bestialisch zu ermorden. Aber er tat es. Man kann einem Menschen seine Taten und Tatbereitschaft leider nicht ansehen.


    LG


    W.


    P.S. Ich fände es gut, hier keinen Namen zu nennen...

    mukti:

    Es war und ist schwierig, die Empfindung von Ärger und Ablehnung in uneingeschränktes Mitgefühl umzuwandeln, und zwar für Opfer und Täter. Aber ich bin überzeugt dass es der beste Weg ist, sich darin zu üben.


    Ohne Frage wäre das ideal, mukti. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass meist mit den Tätern mehr Verständnis/Mitgefühl gehabt wird als mit den Opfern, bzw. dass die Opfer einfach unter den Tisch fallen. Täter kriegen Psychotherapie, Opfer müssen um jede Stunde kämpfen, und ich weiss, wovon ich rede, ich habe in diesem Bereich lange gearbeitet.

    Lucy,


    längst nicht jeder Missbrauchstäter hat psychische Probleme. Das klingt wieder ein wenig Richtung "Entschuldigung", "er ist ja krank, der Arme..."


    Ich habe jahrelang mit den OPFERN solcher Männer (und durchaus auch einiger Frauen) gearbeitet, SIE sind die Opfer, nicht diejenigen, die ihnen das antaten... MICH interessiert, ehrlich gesagt, die therapeutische Hilfe für die Opfer (die kaum stattfindet!!!) viel mehr als die für die Täter, sofern diese nicht einfach nur unfähig sind, ihre Triebe in Zaum zu halten.

    Wenn die Berichte stimmen, dann hat dieser Mann ein KIND missbraucht, ggfs. sogar mehrere, und als Abgrund verseuchten Tuns auch noch Kinder aus Familien, die sowieso zu den geschädigsten und geschändesten gehören, nämlich Flüchtlinge. Ob der Täter Zen-Meister oder Atheist oder Klo-Mann oder sonst was ist, das ist völlig egal. Was er tat, ist (WENN es es tat!) ein Verbrechen. Punkt.


    Als der Missbrauchsskandal die katholische Kirche erfasste, hiess es auch nicht "Pater XYZ ist auch nur ein Mensch". Das hätte mal damals jemand sagen sollen, dann wäre aber was los gewesen...! Und zwar zu Recht.