Beiträge von mukti im Thema „Zen-Priester unter Missbrauchsverdacht“

    Sudhana:

    Bekanntlich war in der Antike auch Sklaverei "gebräuchlich und legal".


    Obendrein hatten Sklaven jeden Alters und Geschlechts keine Rechte sich gegen Übergriffe zu wehren oder im Nachhinein Anklage zu erheben.

    Sudhana:


    Zur Päderastie im mittelalterlichen Japan kenne ich keine näheren Untersuchungen - die dort üblichen Beziehungen dürften dürften sich in ihrem (Zwangs-)Charakter wenig von denen in der Antike unterschieden haben.


    Erstaunlich fand ich dass es angeblich auch bei Mönchen akzeptiert wurde. Bei den Samurai soll Anfangs gegenseitiges Einverständnis nötig gewesen sein, was aber später aufgeweicht wurde. Für die freie Entscheidung hätte es dann eine niedrigere Altergrenze gegeben als heutzutage. Leider sind Verirrungen ganzer Gesellschaften ja nichts Ungewöhnliches.


    Sudhana:


    Die wiederum sind recht gut untersucht und die Untersuchungen zeigen so gar nicht das Wunderland freier Liebe, das pädo- und hebephile Homosexuelle so gern damit verbinden. Zur Einführung: http://static.onleihe.de/conte…-3/v978-3-8409-2065-3.pdf
    ()


    Wenn man an die eigene Kindheit denkt - mich hätte das abgestoßen, könnte mir aber vorstellen dass ich geschickter Verführung hätte erliegen können. Mangels Erfahrung habe ich keine Ahnung was das für Spätfolgen ergeben hätte, aber die Opfer haben große Probleme wie man den Medien entnehmen kann. Einen solchen Fall kannte ich, der war drogensüchtig.
    Danke für den Link.

    Huch, war das jetzt ganz unpassend? Ist mir untergekommen als ich über das Phänomen Päderastie ein wenig gegoogelt habe. Hab' aber nichts dagegen wenn es gelöscht wird, bevor die Emotionen wieder hochkochen und der Moderator noch mehr Arbeit kriegt.

    Bekanntlich waren sexuelle Beziehungen zwischen Lehrer und minderjährigem Schüler in der griechischen Antike gebräuchlich und legal, aber auch in Japan bei Mönchen und Samurais:


    Zitat

    Nanshoku relationships inside monasteries were typically pederastic, that is, an age-structured relationship where the younger partner is not considered adult. The older partner, or nenja (“lover” or “admirer”), would be a monk, priest or abbot, while the younger partner was assumed to be an acolyte (chigo), who would be a prepubescent or adolescent boy; the relationship would be dissolved once the boy reached adulthood (or left the monastery).
    http://repository.kln.ac.lk/handle/123456789/13496


    Zitat

    Ancient Greek pederasty is a prototype of male homosexuality in a military based culture. Likewise, male homosexuality based on monastic relations was prevalent in Japan from the Heian period onwards and was later incorporated into the military traditions of the Japanese Samurai as wakashudō.
    https://haikuoftheforest.wordpress.com/tag/bisexual/


    Damit will ich nichts Bestimmtes sagen, würde mich aber interessieren was ihr dazu sagt.

    Es zeigt auch wieder mal wie überaus stark Triebe sein können. So dass selbst jahrelange Praxis und die Würde einer angesehenen Stellung sie manchmal nicht aufhalten können. Dass man fortwährend betrügt, grob verletzt und heimlich gegen die Lehre handelt die man öffentlich vertritt. Als Geistlicher lädt man durch die hinzukommende Heuchelei noch schwerere Schuld auf sich als ein weltlicher Täter. Alles nur weil er einfach nicht von diesen unheilsamen Neigungen lassen kann.
    Es gibt viele solche Beispiele, die auch immer eine Warnung davor sind, die Macht der Triebe nicht zu unterschätzen, die stets überall viel Unheil anrichten.

    Doris Rasevic-Benz:


    Vielleicht ist es ein wenig vorschnell, wenn die Aussage des DBU-Vorsitzenden nicht auch diesem Kontext betrachtet wird.


    Dachte mir auch dass die DBU sowas in die Richtung gemeint haben könnte. Gegen Mißbrauch wird sie ja hoffentlich eindeutig Stellung beziehen.

    Also ich kenne vom Theravada und Palikanon die Unterscheidung in Ordinierte und Laienanhänger. Geschlechtsverkehr ist für Ordinierte ein schweres Vergehen und kann zum Ordensausschluss führen während das Laien nur mit Minderjährigen und Verheirateten verboten ist.
    Ist das nicht in einigen Mahayana-Richtungen anders? Etwa ein als Dhammalehrer eingesetzter Laie müsste sich nicht an die strengen Ordensregeln halten?

    Waldler:


    Das Problem ist, dass damit den Opfern nicht geholfen ist. Die meisten Opfer wollen ja gar keine Rache (jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht), aber sie wollen Zustimmung und Verständnis, dass ihnen ein Verbrechen passiert ist, keine Verblendung, keine Nicht-Einsicht, sondern schlicht und ergreifend ein Verbrechen widerlichster Art, unter dem die meisten Opfer ihr Leben lang zu leiden haben. Es ist nicht bös von mir gemeint, wenn ich das sage, aber auch in diesem Thread wird fast nur über den/die Täter geschrieben.................


    Damit habe ich keine einschlägigen Erfahrungen, da hast du sicher recht. Da reden wir nicht von hauslosen Mönchen und einem Buddha der ihnen zu liebendem Mitgefühl rät selbst wenn sie mit einer Säge zerstückelt werden. Es kommt halt auch immer auf die Umstände an. Man hört schon öfter was von psychologischer Betreuung der Opfer, anscheinend wird da zuwenig getan wie du sagst.


    Weit fortgeschritten bin ich auch nicht, habe nur etwas über das Wesen von Metta - allumfassendes Mitgefühl - nachgedacht und übe mich ein wenig (viel zu wenig) darin. Z.B. über das Gleichnis von der Säge aus M.21. Eine solche grundsätzliche Gesinnung uneingeschränkter Güte zu entwickeln erscheint mir weise. Man wünscht allen Wesen die unter der Verblendung leiden Befreiung, auch wenn diese sie zu den scheußlichsten Taten getrieben hat. Wären sie nicht verblendet, hätten sie es nicht getan. Eine befreiende Erkenntnis, man lässt sich nicht von dem Übel anstecken und lässt auch dem Täter Raum zur Einsicht.
    Übrigens Hass ist nicht lobha (Gier), sondern dosa. Hab' mich geirrt.

    Waldler:


    Du hast Recht, mukti, es ist niemandem geholfen, wenn man Zorn kriegt. Aber ich muss einfach drauf hinweisen. Immer wieder. Sonst wird das Mitgefühl mit dem Täter irgendwann grösser als das mit den Opfern. Und das darf nicht sein.


    Klar, das ist verständlich, besonders wenn man damit direkt konfrontiert ist. Als Außenstehender hat man ja leicht reden.
    Das Prinzip Metta finde ich aber dennoch unbedingt erwähnenswert, bei jeder Art von Verbrechen. Spontan entsteht Entrüstung und dann Ärger, Wut, alles was in Pali unter dem Überbegriff "lobha" zusammengefasst und oft mit "Hass" übersetzt ist. Das nützt kaum, man schadet sich auch noch selber damit. Jedenfalls kenne ich das nur zu gut von mir selber. Die nächste Steigerung ist dann Rache in Gedanke oder Tat, und so setzt sich das einmal begonnene Unheil immer weiter fort. Diese unheilsame Kette von kamma-vipaka lässt sich durch das Besinnen auf Mitgefühl unterbrechen.

    Aber selbstverständlich sollte sich das Mitgefühl als Erstes und besonders auf die Opfer richten. Dem wollte ich keinesfalls widersprechen. Nur da entsteht es eher von selber, während man beim Täter oft viel daran arbeiten muss.
    Es ist schon unverständlich, wenn das vernachlässigt wird. Sogar ein Massenmörder erhält oft viel Aufmerksamkeit und Zuwendung und wird zu einem Medienstar, während seine Opfer nur am Rande erwähnt werden und bald vergessen sind.

    Waldler:
    mukti:

    Es war und ist schwierig, die Empfindung von Ärger und Ablehnung in uneingeschränktes Mitgefühl umzuwandeln, und zwar für Opfer und Täter. Aber ich bin überzeugt dass es der beste Weg ist, sich darin zu üben.


    Ohne Frage wäre das ideal, mukti. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass meist mit den Tätern mehr Verständnis/Mitgefühl gehabt wird als mit den Opfern, bzw. dass die Opfer einfach unter den Tisch fallen. Täter kriegen Psychotherapie, Opfer müssen um jede Stunde kämpfen, und ich weiss, wovon ich rede, ich habe in diesem Bereich lange gearbeitet.


    So, das ist natürlich nicht gut. Ich habe einmal erlebt wie ein wegen Missbrauch entwicklungsgestörter Junge im Winter aus einem Ashram hinausgeworfen wurde, weil er nicht in der Lage war sich in die Abläufe dort zu integrieren. Er war alleine, desorientiert und mittellos, und hat unter der Eingangsstiege im Freien übernachtet. Ich habe ihn dann in meine Wohnung mitgenommen.
    Suspendierte Lehrer-Täter gründen dann manchmal eine eigene Sekte mit treu gebliebenen Anhängern. Da kann man schon mal einen Zorn kriegen - damit ist aber auch niemand geholfen.

    Dass Menschen mächtigen und tief verwurzelten Trieben erliegen führt ja überall und zu jeder Zeit in der Welt zu vielen Leiden. Das macht auch nicht Halt vor spirituellen Institutionen, wo man extra bemüht ist, Triebe zu beseitigen - Kirchen, Klöstern, Tempeln, Ashrams, Meditationszentren. Da kommt noch die Verfehlung einer besonderen Heuchelei hinzu, ein Priester, spiritueller Lehrer oder Meister betrügt seine Schüler und solche die ein Vorbild in ihm sehen, gerade wegen seine Ethik, Weisheit und des vermeintlichen Fortschritts in Triebbeseitigung achten, ehren oder bewundern. Immer wieder erstaunlich, wie weit dieses doppelte Spiel oft getrieben wird, sogar Priester oder Lehrer die weithin Ansehen und Unterstützung genießen, verstecken eine üble Leiche im Keller. Zum Kindes- auch noch der Vertrauensmissbrauch in großem Stil.


    Vorbilder und Lehrer sind nötig, aber je größer die Abhängigkeit des Schülers ist, desto größer ist die Enttäuschung und der Jammer bei solchen Enthüllungen. Leider kann man kaum jemandem vertrauen. Ich habe selber vor längerer Zeit in einer Yogaschule so eine Enttäuschung erlebt. Es war und ist schwierig, die Empfindung von Ärger und Ablehnung in uneingeschränktes Mitgefühl umzuwandeln, und zwar für Opfer und Täter. Aber ich bin überzeugt dass es der beste Weg ist, sich darin zu üben.