Beiträge von raterz im Thema „Die Bereitschaft sich Dukkha anzusehen“

    Und noch etwas:


    Für mich sind das zwei verschiedene Praktiken. Einmal das auf die Leerheit meditieren, was zu einer starken Glückseligkeit führen kann.
    Das andere ist gar nichts tun, sondern nur den Moment zu Moment des eigenen Leidens wahrnehmen und dort tiefer eintauchen, bis dieses anfängt sich zu transformieren, um eine eigene Erkenntnis zu offenbaren, die wiederum die Psyche verändert. Dadurch entsteht bei mir auch eine starke Präsenz im eigenen Körper mit verschwindenen Geanken - allerdings alles ohne Anstrengung, außer dem Willen die Intention aufrecht zu halten der aufkommenden Erfahrung nicht aus dem Weg zu gehen.


    Könnte gut sein, dass beides miteinander in Zusammenhang steht. Weiß ich nicht. Aber vielleicht nützt irgendwem ja das, was ich hier schreibe für die eigene Praxis.

    es ist die selbe weisheit die sich dort offenbart. das ist ja das besondere an "meiner" erkenntnis. es ist doch viel simpler, als ich dachte: angucken, was da ist - aber auch wirklich ALLES.


    der unterschied macht die intention aus. deshalb ja: bist du bereit dich dem komplett zu stellen, was dir widerfährt - oder eben doch noch nicht?
    partielle achtsamkeit hat nicht diesen transformativen aspekt.


    ich rate euch nur: guckt euch eure tendenz an, vor dem leiden wegzulaufen. meiner meinung nach reicht das schon, wenn man es nicht tut und sich ihm stellt.
    für mich war das der fehlende schlüssel für echte achtsamkeitspraxis. seit dem verändert sich mein wesen ziemlich radikal und schnell.


    zu den zitaten: ich kenne die auch, aber vielleicht sind wir hier im westen einfach andere menschen als die tibeter im mittelalter. evtl. sind die leute damals viel weniger von ihren erfahrungen weggelaufen - sie hatten ja auch keine ablenkgesellschaft. das kann damit zusammen hängen.


    ich bin mir auch sicher, dass das jetzt nicht auf alle zutrifft. aber ich bin mir fast sicher, dass es hier auch leute gibt, die meditation als ablenkungen betreiben ala: ich fühle mich schlecht, ich sollte meditieren. (oder: ich sollte jetzt meditieren, damit es mir gut geht) für die ist dieser thread :D

    Hallo,
    ich wollte mal eine Erkenntnis teilen, die für mich sehr wichtig war, und auch die Meditation im Alltag unheimlich vereinfacht. Man braucht dafür eigtl. dann kaum noch ein Sitzkissen.


    Und zwar geht es darum sich seinen unangenehmen Gefühlen zu stellen. Ich hab jahrelang so meditiert, dass ich vor diesen eher geflohen bin.
    Durch ein intensives Ereignis bin ich dann dazu gekommen, dass es wichtig ist sich seinen unangenehmen Erfahrungen im Alltag innerlich zu stellen und sie so lange anzugucken und im Schmerz zu verweilen, bis sie wieder verschwinden.


    Dukkha ist das einfachste, aber auch schwerste Meditationsobjekt. Es braucht meiner Meinung nach die Sturrheit und Beharrlichkeit eines fortgeschrittenen Meditierenden, weil die Tendenz davor sofort(!) wieder wegzulaufen sehr stark ist.
    Angucken - weglaufen - Angucken - weglaufen..


    Wenn man das sehr beharrlich tut, wird man aber eine grundlegende Weisheit hinter dem eigenen Leiden entdecken, die einen komplett transformiert. Sie verändert einen.


    Meditieren und tolle Zustände erreichen ist völlig sinnlos und führt nicht wirklich zu persönlicher Entwicklung. Im Gegenteil, kann diese Art der Meditation auch nur eine Unterdrückung und ein Weglaufen sein.


    Seid ihr bereit euch eurem Leiden zu stellen? Euren Ängsten? Eurer Wut? Eurer Ignoranz?
    Seht ihr euch das ganz genau an, wenn es da ist - oder lauft ihr weg?
    Diese unangenehmen Emotionen im Geist & Körper zu spüren und ihnen Raum zu geben ist elementar wichtig.


    Ganz praktisch ausgeführt, ist man immer mit einem Teil der Achtsamkeit im Körper, wenn an diese innere Bereitschaft entwickelt hat sich allem unangenehmen zu stellen, wenn es erscheint - denn es erscheint ständig. Es braucht dafür keine ermüdenden Konzentrationsübungen - nur diese Bereitschaft.


    Setzt euch hin und schaut euch euer Leiden an. Von morgens bis abends. Mehr braucht es nicht. Wenn ihr es nicht sehen könnt, müsst ihr nur genauer hingucken. Es ist häufig verdeckt durch Stumpfheit und jahrzehntelangen weglaufens. Viel Erfolg auf dem dann beginnenden Weg der psychischen & körperlichen Heilung.