Wenn es für einen Menschen nur ein einziges Leben gäbe, dann könnte man mit Fug und Recht sagen, dass es witzlos ist, dem Leiden entrinnen zu wollen. Nur wenn wir das Tal, das Leiden kennen, dann kennen wir auch den Berg, die Freude. Aber das ist nicht die Perspektive des Buddha. Buddha sagte, dass die Knochen, die wir auf unserer endlosen Wanderung durch Samsara bisher aufgehäuft haben, zusammengenommen einen Berg ergeben, der höher ist, als das Himalaya Gebirge und dass die Tränen, die wir auf dieser Wanderung vergossen haben, zusammengenommen einen gewaltigen, unendlichen Ozean ergeben. Wir sind unzählige Male geboren worden und sind unzählige Male gestorben. Wenn man nun erkennt, dass alle Freuden, die wir auf dieser endlosen Wanderung gefunden haben, immer wieder verlorengehen müssen und dass wir dennoch immer weiter versuchen, sichere, haltbare, dauerhafte Freude und inneren Frieden in Samsara zu finden, dann erkennen wir, dass wir wie Esel sind, denen eine Möhre vor das Maul montiert ist, die wir doch niemals erreichen werden.
Buddha hat das Sicherfreuen eines Menschen in Samsara mit jemandem verglichen, der in einer glühenden Kohlengrube sitzt und ein wenig Erleichterung verspürt, wenn er sich an seinen offenen Wunden reibt und kratzt. Auf diese Weise schilderte Buddha die Tatsache, dass unter jeder Freude in Samsara ein Grundleiden schwelt, das durch keine Freude in Samsara geheilt werden kann:
Geborenwerden ist leidvoll, geliebte Menschen verlieren ist leidvoll, Alter, Krankheit und Tod sind leidvoll.
Wer all diese Leiden unzählige Male durchschritten hat auf seiner Wanderung durch Samsara, der wird, wenn sein Erwachen beginnt, jene Möhre als Möhre erkennen, die er niemals erreichen kann. Er wird erkennen, dass das gewöhnliche Leben, die gewöhnlichen Freuden wie eine Fata Morgana sind, die einem Verdurstenden in der Wüste eine Oase vorgaukeln, die er doch niemals erreichen kann. Und so wird er der gewöhnlichen Freuden überdrüssig, wie jemand, der mal unendlich gerne Vanillepudding gegessen hat, aber keinen Gefallen mehr daran findet, weil er bereits unzählige Male Vanillepudding gegessen hat, er wird des Puddings satt, übersatt.
Buddha hat die Verwirklichung Nibbanas mit einem Tausend-Eimer-Bad verglichen, das alle Freuden Samsaras wie eine lächerliche Kinderei erscheinen lässt. Jene ewige Glückseligkeit und Freiheit des todlosen Nibbana lässt alle irdischen Freuden verblassen wie Kerzenlicht, wenn die Sonne aufgeht.
LG,
Freeman