Beiträge von K-Dorje im Thema „Dukkha / Sukha“

    Zur Suche nach weiteren rationalen Gründen, warum Dukha und nicht Sukha als Daseinsmerkmal benannt wurde, würde mir noch Folgendes einfallen:


    Einer der Knackpunkte liegt vielleicht in einem unterstellten, aber nicht explizit benannten Ausschließlichkeitsanspruch der 3 Daseinsmerkmale.
    Es könnte ja sein, dass es mehr als 3 Daseinsmerkmale gibt, wozu die genannten drei, aber darüberhinaus auch andere gehören. Diese Möglichkeit ist in Betracht zu ziehen, solange keine Aussage behauptet, es gäbe 3 und NUR 3 Daseinsmerkmale. Gäbe es NUR 3 Daseinsmerkmale, würde tatsächlich daraus folgen, dass ALLES Dukkha ist.


    Dagegen spricht aber z.B. Thich Nhat Hanh: "Seit der Buddha das Leiden als Erste Edle Wahrheit beschrieb, haben viele seiner Anhänger sich ernsthaft um den Beweis bemüht, daß es auf Erden nichts anderes gäbe als Leiden. Die Theorie von den "Drei Arten des Leidens" (duhkhata), die nicht vom Buddha selbst stammt, ist solch ein Versuch.[...] Es ist wahr, daß der Buddha die Währheit vom Leiden lehrte, aber er lehrte auch die Wahrheit vom "Glücklichen Verweilen in den Dingen, so wie sie sind" (drishta dharma sukha viharin). Um auf unserem Übungsweg voranzukommen, müssen wir aufhören, beweisen zu wollen, daß alles leidvoll ist." Quelle: ist ein anderer interessanter Thread hier: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?t=15686
    In diesem Fall wäre die Eingangsfrage zum Thread so zu beantworten, dass die 3 benannten Faktoren sicher als besonders zentral erachtet werden, nicht aber in Abrede gestellt wird, dass es weitere Daseinsmerkmale gibt, wie Sukha. Überdies wäre möglich, dass Lebensereignisse sowohl Dukha als auch Sukha enthalten und dass damit die Beispiele von Same 'xyz == Sukha' keine Gegenbeispiele zu 'Dukha = Daseinsmerkmal' wären. Bliebe zu belegen, warum typische Sukhaereignisse AUCH Dukha beinhalten, und dazu hat der Thread ja viele Hinweise geliefert.

    mkha' hat geschrieben:

    Zitat

    Das kann doch nicht sein, ... Du hast Deine Frau/ Deinen Mann/ Dein Kind doch eben noch in Deinen Armen gehalten ...


    Diese Beispiele illustrieren zwar, dass Leben AUCH leidvoll ist, nicht aber, warum Dukkha so dominant sein soll, dass es zu einem Daseinsmerkmal erklärt werden kann. Man kann fast immer ein Gegenbeispiel zugunsten von Sukha aufmachen: "Es klingelt an der Tür, draussen steht der Mann von der Lotterie und sagt, man habe gewonnen". Oder ich bin krank, glücklicherweise gibt es aber Impermanenz und die sagt mir, dass ich nicht ewig krank bleibe. Sukha wird jedoch im Buddhismus nicht zu einem Daseinsmerkmal erklärt. Im Gegensatz zur Bhagavad-Gita z.B., wo beide gleichberechtigt auftauchen mit dem Hinweis, man sollte sich durch keines der beiden beeinflussen lassen: : samaduhkhasukham dhiram so 'mrtatvaya kalpate (2.15) .
    Ich habe zum Thema schon einige Diskussionen mit tibetischen Geshes erlebt, aber da kamen dann meist auch nur auswendiggelernte Beispiele aus historischen Schriften, die Westler nicht wirklich überzeugt haben.