Beiträge von fotost im Thema „Eine metaphyische Frage“

    accinca:
    Morpho:

    Weit öffnet sich das Tor der Einheit von Ursache und Wirkung..


    Weit öffnet sich das Tor des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung.
    Wir wollen es doch nicht gleich übertreiben.


    8)

    Moosgarten:
    fotost:


    Das gemeinsame dürfte sein, daß alle dem Leiden unterworfen sind...


    Zweifellos.


    Ok. Mein Bezugsrahmen dürfte auch etwas einfach zu erkennen sein, wenn ich in einem Forum für Buddhismus poste und unter meinem Nick als Einordnung 'säkularer Buddhismus' angebe 8)

    Moosgarten:
    Morpho:

    Ja, ich denke halt auch , dass Menschen eher mehr gemeinsames haben als verschiedentliches.


    Das hängt einfach vom Betrachtungswinkel ab, oder anders gesagt, vom Bezugsrahmen.


    Das gemeinsame dürfte sein, daß alle dem Leiden unterworfen sind...

    Sôhei:

    fotost
    Das Zitat ist mir natürlich bekannt. Ist halt wie mit der Bibel, dem Koran und allen umfangreicheren religiösen und philosophischen Schriften - ich kann für und gegen alles einen Satz darin finden und zur Grundlage für eine bestimmte Sichtweise machen.
    Es ist halt eine Interpretation des Wulstes der niedergeschriebenen Texte; so wie andere auch. Wobei ich ja eure (die der säkularen Buddhisten) noch angenehmer finde als andere!


    Diese Gleichmacherei ist mir viel zu simpel, sorry.


    Zeig mir bitte den Satz, die Sutten aus dem PK mit dem/denen zur Ermordung von Apostaten, generell anders Denkenden, Schwulen, Kriegsgefangenen etc. ausdrücklich mit absoluter Eindeutigkeit aufgefordert wird.


    Wo Diebstahl relativiert und für die eigenen religiösen Zwecke legitimiert wird.
    Wo Vergewaltigung nicht nur legitimiert, sondern gefordert wird.

    Sôhei


    Zitat

    Nur eines lehre ich, jetzt wie früher: Das Leiden und das Ende des Leidens


    Anuradha Sutta http://www.palikanon.com/samyutta/sam22_090.html#s22_86


    Zum Thema Nutzung von Elementen aus älteren Philosophien. Ich hatte bewußt den Begriff hineingeraten verwendet, das von Dir verwendete 'hineingerutscht' lehne ich ab.


    Mit hineingeraten ist gemeint - Buddha mußte, um verstanden zu werden, Sprache verwenden. Dabei hat er die Sprache verwendet, die die Menschen mit denen er in diesem Augenblick gesprochen hat verstanden haben.


    Zur Sprache seiner Zeit gehörten eben auch Bilder, Parabeln, bekannte Geschichten die dann als Ausgangsmaterial für die Weiterentwicklung seiner neuen Ideen mit im PK stehen, meist aber mit zusätzlichen Erklärungen, weshalb der alte Gebrauch dieser Elemente falsch ist.

    Sôhei:


    So gibt es z.B. neben der gern bemühten "Macht euch die Welt Untertan"-Stelle in der Bibel halt auch eine ganze Schöpfungstheologie, welche der Welt viel Wert und Aufmerksamkeit beimisst. In diesem Punkt z.B. würde mir überhaupt kaum was Vergleichbares aus dem Buddhismus bis in die jüngste Zeit einfallen. Mit solchen Fragen ist er überhaupt erst konfrontiert worden, seit die Länder in denen er dominiert in der Moderne angekommen sind...


    Ich denke, die Schöpfungsgeschichten der Theisten sind weitaus eher Mythen als Theologien. Dahinter steckte sicher ein Versuch der Welterklärung, sozusagen ein Vorläufer der Naturwissenschaft.


    Da die Lehre Buddhas nicht den Anspruch einer Welterklärung erhebt, sondern nur auf die menschliche Dimension abhebt, das Ende des Leidens erreichen will erklärt sich das Fehlen solcher Mythen soweit diese nicht über Gedankengebäude, die älter als die Lehre sind in diese hineingeraten sind.


    Wie weit die christliche Geschichte mit einem angeblichen 'der Welt einen Wert zumessen' geführt hat sehen wir jeden Tag.


    Wenn Du etwas im Buddhismus suchst, daß Achtung vor der Natur ausdrückt würde ich auf die Mönchsregeln hinweisen, die implizit dieses enthalten. Bescheidenheit, wenig 'ökologischer Fußabdruck'. keine bleibenden Beeinträchtigungen der Umwelt.

    HumanitysLastBreath:

    Wir wissen überhaupt nichts. Ein Bewusstsein wandert von einem Körper zum Nächsten? Wer weiß, wenn man sich anschaut was für absurde Sachen in der Welt möglich sind, wie Nahtoderfahrungen oder bestimmte Quantenphänomene. Die Wissenschaftsgeschichte hat doch deutlich gezeigt das wir ständig was neues herausfinden und noch lange nicht am Ziel sind. Trotzalledem gibt es heutzutage eine weitverbreitete wissenschafsgläubigkeit, die mir unverständlich ist. Ein Mensch in der Antike hätte über die Erkenntnisse die wir heute in der Physik haben nur den Kopf geschüttelt und sich gefragt was wir da reden. Für Sokrates waren dies Menschen, "die nur an die Existenz von dem glauben, was sie in ihren eigenen Händen zerquetschen können", es gibt solche Menschen mehr denn je.


    Ich denke, hier liegt eine von vielen gepflegte Verwechslung von 'Wissenschaft' als Methode des systematischen Forschens und Erkennens von Wirkzusammenhängen und einzelnen konkreten Ergebnissen der Wissenschaft(en) vor.


    Zitat

    Ein Mensch in der Antike hätte über die Erkenntnisse die wir heute in der Physik haben nur den Kopf geschüttelt und sich gefragt was wir da reden.


    Sicher, sicher. Er hätte aber auch nur den Kopf geschüttelt über eine Glühlampe oder ein E-Bike :idea:
    Sokrates hatte keinen Internet Flatrate Zugang 8)

    HumanitysLastBreath:


    Ich gebe dir Recht, dass das Bewusstsein sich permanent verändert, aber das Fühlende oder Leidende bleibt doch das Gleiche oder? Warum sollte man sich denn sonst als Buddhist für ein gutes Karma engagieren, wenn es nicht etwas gibt was von einem Körper in einen anderen wandert?


    Nein, da gibt es nichts. Unter meinem Nick kannst Du sehen, daß ich mich zu einem säkularen Buddhismus bekenne.


    Sicher engagieren ich mich für ein gutes Karma. Ich möchte, daß es allen Wesen besser geht, Ich wünsche Dir persönlich eine positive Entwicklung. Obwohl ich selbst keine Kinder habe möchte ich trotzdem, daß folgende Generationen die Chancen auf ein besseres Leben haben, genau so, wie ich eine bessere Chance hatte als meine Eltern, die im zweiten Weltkrieg aufgewachsen sind :sunny:


    Aber - für mich gibt es nichts, was von einem Körper in einen anderen wandert.
    Was sollte das sein? Wie sollte das funktionieren? In Deinem Ausgangspost hattest Du Deine Nähe zu naturwissenschaftlichen Ansätzen gezeigt. Wie sollte das funktionieren?


    Gedanken, Vorstellungen, Inspirationen können Generationen überdauern und weitergegeben werden.
    Ich stehe heute, nach 2.600 Jahren immer noch eisern zu den Ideen Buddhas 8)


    HumanitysLastBreath:


    Ich gebe dir Recht, dass das Bewusstsein sich permanent verändert, aber das Fühlende oder Leidende bleibt doch das Gleiche oder?


    Nein. Das Leidende/Leiden bleibt nicht das Gleiche. Es ist möglich, das Leiden zu beenden. Vielleicht nicht für alle empfindenden Wesen für immer, aber auf jeden Fall für sich selbst.
    Aus dieser Erfahrung ändert sich dann auch das Fühlende - Mitfühlende.


    Ich vermute, Du hast die Frage schon richtig analysiert mußt aber noch ein paar Sachen sortieren..


    Mein Bewußtsein vor 12 Stunden, als ich tief geschlafen habe war ein anderes als jetzt, an mein Ich als ich 6 Monate alt war kann ich mich nicht erinnern.


    Insofern passen die Fragen von Ellviral genau auf den Punkt.


    'Natürlich' habe ich in meinen Antworten die Vokabel ich verwendet. Ziemlich sicher hat Buddha gesagt 'Ich gehe jetzt nach ABC' und nicht 'die Faktorenzusammensetzung, die ihr vor einer Stunde als Buddha bezeichnet hat hat sich entschlossen nach ABC zu gehen und obwohl die Faktorenzusammensetzung, die ihr jetzt als Buddha bezeichnet eine andere ist geht sie mal los.'


    Es ist einfach eine praktische Konvention bei der Vorstellung von Ich an etwas recht Konstantes zu denken. Auf der anderen Seite sehen wir Veränderungen, Entwicklungen, Niedergang, Krankheiten, Tod.


    Vielleicht wird Deine Frage einfacher für Dich, wenn Du deutlich machst, was für einen Vorteil eine Kontinuität von Ich für Dich hätte?

    Lassen wir mal die Quantenphysik weg, bei der die Übertragbarkeit von Ergebnissen oder Betrachtungsweisen auf die Makroebene eh problematisch genug ist und kommen auf die Frage zurück.


    Wenn Du andere Übersetzungen von Anatta zusätzlich zu Nicht-Selbst dazunimmst wird die Sache klarer. Etwa nicht-Ich oder nicht-Persönlichkeit.


    Der Anatta Gedanke konzentriert sich nicht auf eine endlose Kette von Zerlegungen mit den damit verbundenen Problemen einer Regression an der Du dich abarbeitest.


    Das zentrale Motiv ist die Erkenntnis, daß es kein festes, dauerhaftes Ich, keine feste, dauerhafte Persönlichkeit oder im religiösen Kontext keine Seele gibt. Obwohl man durchaus gedankliche Ergebnisse der buddhistischen Lehre oder in diesem Fall der buddhistischen Philosophie unter Aspekten heutiger naturwissenschaftlicher Ideen betrachten kann muß man einfach feststellen, daß im Mittelpunkt der Lehre nur der leidende Mensch steht und kein physikalisch orientiertes Welterklärungsmodell.


    Metaphysischen Spekulationen gegenüber war Buddha ablehnend eingestellt, weil sie nicht zum Ziel der Leidensfreiheit führen, sondern immer weiter Leiden erzeugen.