Beiträge von fotost im Thema „Buddhas Biographie“

    accinca:
    pamokkha:


    Das sehe ich ganz anders, (fast) alles würde sich ändern. Dann würde am Anfang des Buddhismus ein Vakuum oder schlicht eine Lüge stehen. Wenn dieser eine Mensch nicht mittels dem vollen Erwachen zum Buddha geworden ist, dann hat auch nie eine Weitergabe einer Praxis und Lehre stattgefunden, die es anderen ebenfalls ermöglicht, zu erwachen.


    So ist es :!:


    Hallo accinca, hallo @pamokkha,


    ich verstehe eure Wertschätzung der Person des Buddha. Und weil mein Beitrag hier im Theravada Bereich gepostet ist, denke ich, daß ich meine Worte etwas erläutern sollte oder muß.


    Für mich steht die Lehre im Mittelpunkt, ganz im Sinne von


    Zitat

    Die da also, Anando, jetzt eben oder nach meinem Verscheiden, sich selber zur Leuchte verweilen, sich selber zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die Lehre zur Leuchte, die Lehre zur Zuflucht, ohne andere Zuflucht, die werden, Anando, oberhalb des Dunklen meine Mönche sein, die da eifrig Übung lieben


    http://www.palikanon.com/samyutta/sam47.html S.47.13. Cundo


    Zur Lehre gehört auch immer der Lehrer. Buddha als derjenige, der das Rad angestoßen hat. Ich habe, wie ihr wahrscheinlich auch einige Buddhastatuen in meiner Wohnung. Sie erinnern mich an alle guten Menschen, die ich kennenlernen durfte, besonders an alle Lehrer, die sich mit mir abgeplagt haben :grinsen:


    Ich bin kein Indologe oder Religionswissenschaftler, trotzdem bin ich recht sicher, daß es eine historische Person Buddha gegeben hat. Ohne einen Auslöser, ohne einen Kristallisationskern wäre die schnelle Verbreitung der Lehre in den ersten Jahrhunderten nach der Wirkungszeit des Buddha nur sehr schwer zu erklären.


    Ich bin sicher, daß es eine historische Person Buddha gegeben hat. Ob die Elemente des PK, die sich auch die Person Buddha beziehen rein als historische Beschreibung gedacht sind oder nicht eher im Sinne von anatta als Erweiterung, pädagogische Unterstützung der Lehrinhalte kann ich nicht beurteilen.


    Nur und ausschließlich in diesem Sinne ist mein

    fotost:

    Ein Buddhismus ohne einen historischen Buddha wäre immer noch Buddhismus. Kaum etwas würde sich ändern...

    zu verstehen.


    Ob Buddha, bevor er der Buddha wurde ein Prinz war oder ein Krämer spielt für mich keine Rolle. Ob alles, was uns im PK überliefert wurde tatsächlich auf Buddha zurückgeht oder ob inspirierte Anhänger voll Vertrauen Kleinigkeiten fortgeschrieben haben spielt für mich keine Rolle.

    Ayudha:

    ...
    Ich mach mal den Vergleich mit einem Sohn eines Millionärs, der das alles schon kennt, aber dann ein Auslandsjahr in Zentralafrika macht und sich selbst in seiner sozialen Rolle relativiert.


    Der Vergleich gefällt mir 8)


    Nach der Legende hat Shuddhodana Siddhartha vor allen negativen Eindrücken beschützen wollen.


    In einem gewissen Sinn erleben wir alle das in unseren westlichen Gesellschaften.
    Niemand muß mehr die Konfrontation mit Hunger oder totalem Elend erleben. Die untersten Schichten werden in Suppenküchen und Kleiderkammer abgeschoben. Hartz 4, 29C Bier von Aldi und billige 55" TVs halten die Straßen einigermaßen sauber.


    Kranke werden weitgehend in Krankenhäuser verbracht, kaum jemand sieht mehr eine Leiche im realen Leben; das ist etwas für Film und Fernsehen, wo wir sicher sein dürfen, daß die hinterher wieder aufstehen.


    Wenn es in der Tagesschau drastische Bilder von Kriegsschauplätzen gibt macht der Nachrichtensprecher vorher eine Ansage, damit sich die Empfindlichen irgendwie ablenken können..


    Ehrlichkeit ist anstrengend ;)

    Ayudha:


    ...
    Forschungsarbeit geht eben von Quellenkritik aus und da reicht es eben nicht einfach aus einer Buddhabiografie oder der Lehre zu zitieren wie z.b. aus dem Pali Kanon oder der Buddhacarita von Ashvaghosa. Das ist für Forschung zu dem Thema eben ungenügend. Wir arbeiten ja auch mit Archäologie und Geschichtsforschung, um nachzuvollziehen was an den vorhandenen Beschreibungen zu Buddha wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist. Und der Anspruch der Legende, er habe als Kshatrya erst mit den vier Ausfahrten seine ersten Erfahrungen mit Alter, Krankheit und Tod gemacht ist eben gemessen an der historischen Realität eher höchst unwahrscheinlich.
    Das wäre gleichbedeutend, wenn man den historischen Jesus anhand der Bibel rekonstruieren will - das geht eben auch nicht.


    Wobei es ja ganz grundsätzlich bei der Betrachtung der Historizität zwischen Buddha und Jesus massive Unterschiede gibt. Nicht in den technisch denkbaren Mitteln um dazu zu forschen, sondern in der Auswirkung in den auf sie zurückgeführten Lehren.


    Ein Buddhismus ohne einen historischen Buddha wäre immer noch Buddhismus. Kaum etwas würde sich ändern. In der Zufluchtsformel würde vielleicht der Text geändert zu 'ich nehme Zuflucht zu allen Ehrwürdigen, die sich um die Entwicklung der Lehre verdient gemacht haben' oder so etwas. Statt Buddha Statuen würden in Tempeln abstrakte Elemente verehrt, was weiß ich..
    Buddha war eben nur ein Mensch. Ein Lehrer und Philosoph, nicht mehr.


    (Bibel-) Christentum ohne Christus (Gott) ist vollkommen sinnlos. Eine verballhornte Form des Judentums ohne die Leidenserfahrung der Juden.

    Ayudha:
    Sherab Yönten:

    Allgemein kennt man es so oder so ähnlich: Im Alter von ca. 28 Jahren verließ Siddartha den elterlichen Palast und zum ersten Mal wurde er mit Alter, Krankheit, Tod konfrontiert. Daraufhin verließ er den Palast u.s.w. Wie realistisch ist das? Oder ist dieses Nichtwissen über Alter, Krankheit, Tod eher Teil einer Legende?

    nehmen.


    Es ist absolut unmöglich, dass ein junger Adliger in dieser Zeit derart abgeschirmt von jeglicher Leiderfahrung heranwächst, so dass er es nur traumatisch bei den Ausfahrten wahrgenommen hätte.
    Das würde bedeuten, dass er keine Ahnung seines Standes und dem Zusammenhang der Kasten und seiner Berufung als Herrscher hätte haben können, ebenso hätte er sein Handwerk als Kashatrya nicht erlernt, was ihn seitens seines Vaters zu einem miserablen Herrscher gemacht hätte.
    ...
    Es erscheint mir wesentlich plausibler keinen infantilen Siddhartha in der historischen Realität anzunehmen, als jemanden, der sich der sozialen und religiösen Krise seiner Zeit durchaus bewusst war, ein gutes Bildungsniveau hatte und mit zunehmendem Alter ein tiefes Bedürfnis nach sozialem Wandel innerhalb der Gesellschaft erfuhr.


    Ich vermute, daß in der Erzählung mit den Ausfahrten ein Motiv dargestellt wird, das später etwa im Löwenruf auftaucht


    Zitat

    Ebenso nun ist es, ihr Mönche, wenn da der Vollendete in der Welt erscheint, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, der in Wissen und Wandel Bewährte, der Kenner der Welt, der unvergleichliche Lenker führungsbedürftiger Menschen, der Meister der Götter und Menschen, der Erleuchtete, der Erhabene. Und er weist die Lehre: 'Das ist das Ichgebilde (*1), das ist die Entstehung des Ichgebildes, das ist die Aufhebung des Ichgebildes, das ist der zur Aufhebung des Ichgebildes führende Weg.'
    Selbst jene Götter, ihr Mönche, die langlebigen, herrlich schönen, die in ihrer Glückesfülle seit undenklichen Zeiten in hehren, himmlischen Palästen wohnen, selbst diese überkommt gewöhnlich Furcht, Erschütterung und Beben, wenn sie die Lehrverkündung des Vollendeten hören. 'Ach', klagen sie, 'die wir vergänglich sind, wir dünkten uns unvergänglich! Die wir dauerlos sind, wir dünken uns beständig! Die wir wandelbar sind, wir dünkten uns ewig! Vergänglich sind wir also, dauerlos, wandelbar, in den Ichbildungen einbegriffen (*2)!' Solch große Macht, ihr Mönche, eignet dem Vollendeten innerhalb der Welt mit ihren Göttern, solche Gewalt, solcher Einfluß!


    http://www.palikanon.com/angutt/a04_031-040.html#a_iv33 A.IV.33 Der Löwe - 3. Sīha Sutta


    Die Götter, die abgesondert in ihren Palästen glücklich leben sind erschüttert, als sie mit der Wahrheit konfrontiert werden.


    So ähnlich sehe ich die Erzählung der Ausfahrten. Der Bertolucci Film gibt es sehr gut wieder, Der könig versucht, auch außerhalb der Paläste für eine kurze Zeit eine heitere, zeitlose bunte Fröhlichkeit zu erzeugen - es funktioniert nicht. In der Konfrontation mit der Realität erkennt der junge Prinz, daß auch er dieser Realität unterworfen ist.


    Hallo Monika,


    und wenn das Forum nur den einen Zweck hat, daß man (daß ich) gelegentlich mal nachliest wäre es hilfreich


    Also, der Erzählung nach, Ananda war exakt so alt wie Buddha, erreichte den Stromeintritt vor und die Heiligkeit nach dem Tod Buddhas


    http://www.palikanon.com/namen/aa/aananda.htm
    hat doch schon wieder was gebracht :grinsen:


    Unbelehrbar? Komisches Wort. Das könnte bei einigen bedeuten, daß sie in zentralen Bereichen nichts mehr lernen können, weil sie alles wichtige bereits gelernt haben :like:

    Monikadie4.:

    ...
    Mir fällt dazu Ananda ein, der direkt an seiner Seite lebte. Wieviel Jahre hat dieser Mensch gebraucht, um endlich nach Buddhas Tod zu begreifen, was "endlich" bedeutet.


    Wenn ich es richtig erinnere war Ananda ungefähr im gleichen Alter wie Buddha oder vielleicht sogar älter.
    Vermutlich war ihm vollkommen klar was seine eigene Endlichkeit bedeutet hat.


    Es war ihm auch klar, daß das Leben noch lange weitergeht. Würmer, Götter, Steuerinspektoren und Mitglieder deutscher Internetforen inklusive :grinsen:


    Ohne ihn würden wir weniger von dem wissen was Buddha gelehrt hat...