Beiträge von Andreas im Thema „Eine Bitte an die "Gesetzeseifrigen": Pali-Kanon für Halberleuchtete. Wo und wie anfangen?“

    Lieber Elliot, liebe Runde!


    Da sind ja schon ein ganzer Berg an Tipps und Hilfen angekommen, danke Euch dafür! :D


    Elliot:

    Falls Andreas Interesse daran hat und ein paar Aspekte nennt, die ihn besonders beschäftigen, dann kann ich ihm auch gern konkrete Empfehlungen für Lehrreden geben.


    Viele Grüße
    Elliot


    Also, ja, Deine Meinung dazu würde mich schon sehr interessieren. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob es mir gelingt, das sinnvoll einzugrenzen. Aber, Versuch macht kluch, ich lege mal los:


    Derzeit lese ich (zum dritten Mal) das Shobogenzo von Dogen. Anfänglich tat ich mich schwer mit den vielen poetischen Bildern und dachte, es läge an meinem mangelnden Verständnis des japanischeen bzw. chinesischen Lebens vor 800 Jahren. Liest man mittelhochdeutsche Poesie im Original, scheitert man ja schon ganz gern mal, und selbst etwas relativ "leicht" verständliches aus einem nahem Kulturraum wie Shakespeare kann ja so seine Fallhöhen bergen...
    Von daher war mir bei den ersten beiden Durchgängen schon erklärlich, dass ich im Grunde mit dem Text nicht viel anfangen konnte. Ein paar schöne Sätze und Bilder sind hängengeblieben, aber die anderen 90%? Naja.


    Beim jetzigen Durchgang stelle ich vermehrt fest, dass ich befürchte, mein Dharma-Haus auf Sand gebaut zu haben. Ich kein Buddhist bin, sondern der einzige Anhänger der Andreas'schen Buddhismus-Verblendung. Ich lese Dogen mit MEINEM Verständis des Buddhismus, aber wo kommt das eigentlich her? Worauf gründet das? Hier gehört, dort gelesen, dies geprüft und das für gut befunden, ja. Aber FUNDIERT?


    Gleichzeitig schwebt - aus der Zen-Ecke kommend - natürlich immer auch so ein bisschen der Unterton im Hinterkopf "ach, die ganze Leserei kann man sich doch schenken. Putz' das Klo für Instant-Erleuchtung!".
    Das ist nun natürlich nicht das, was die wirklichen Zen-Lehrer vermitteln (allen voran sicher Dogen auch nicht), aber es ist so ein "Klima" in einigen Zen-Bereichen, dem man sich nur schwer entziehen kann.


    Trotzdem, vielleicht sogar deswegen, wächst die Erkenntnis, dass etwas fehlt. Eben das Fundament.
    Die Threads der letzten Tage hier, insbesondere der des "authentischen" Buddhismus, haben da für mich schon ein paar konkretere Fragen ermöglicht, ich stelle sie hier einfach mal in aller Unbedarftheit, vielleicht magst Du mir ja vorschlagen, mit welchem Ansatz ich sie sinnvoll bearbeiten könnte:


    1) Die Vier Siegel. Das ist für mich der Kern, der Inner Core, das, was auf jeden Fall im Paket sein muss, wenn Buddhismus draufstehen soll. Da würde mich die Herleitung/Begründung/ERklärung des Buddha interessieren, so rein, ursprünglich und "authentisch" wie möglich.


    2) Das Verhältnis von "der Lehrdarlegung verbundenen" zu "sich versenkenden" Mönchen. Ist das ein Entweder/Oder aus Sicht des Buddha oder ein Sowohl/Als-Auch? Dieser Text, den accinca zitiert hatte, war ja Auslöser meiner Erkenntis, dass ich mein "Theorie-Bein, Schroedinger) jetzt mal dringend nachziehen muss, wenn ich nicht in Buddha-Verblednung im Spagat enden will. Oder, ähnlich griffig und frei nach Sudhana formuliert: die Arschbacken sind gut durchtrainiert. Zeit für etwas Intellekt :)


    Vielleicht hilft Dir ja meine etwas unsichere Beschreibung schon für eine Empfehlung, sonst frag' gern nach!


    Herzlichen Dank Euch bis hier schon mal und ich freue mich sehr über weiteren Austausch!


    Viele Grüße
    Andreas

    Reinkopiert als Reminder für mich, sonst finde ich das in sechs Monaten nie wieder ;) :



    von hier: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=16724

    Sudhana:


    Jedenfalls - das alles negiert nicht die intentionale Wahrheit der Sutren und damit ihre Nützlichkeit / Brauchbarkeit ('usability'). Die wiederum erweist sich nicht durch Studium, sondern durch das nutzen / gebrauchen. Es geht also nicht um das Studium der 'map', sondern darum, sich mittels 'map' im 'territory' zu orientieren, seinen Weg zu finden und ihn zu gehen. Das ist "ausüben was der Buddha lehrte" und dies bedeutet laut Dōgen "die Worte und Wege aller Buddhas zu manifestieren". "Worte und Wege manifestieren" verweist auf das von mir schon erwähnte "Studium mit ungeteiltem Körper und Geist", das eben auch ein Studium mit Arschbacken und Intellekt umfasst.


    ()


    Danke! :D
    _()_
    Andreas

    Ganz lieben Dank erstmal, das sind ja schon eine Menge guter Anregungen _()_


    Tychiades:


    Das begleitet dich von nun an und hat keine Ende.


    Ja, das "befürchte" ich auch... :grinsen:
    Vermutlich werde ich, wenn diese Runde Shobogenzo rum ist, mal eine oder zwei Einführugnen aus Euren Ideen oben lesen und dann chronologisch den einen oder anderen Weidenkorb aufmachen. und danach vermutlich das Shobogenzo nochmal unter völlig neuen Gesichtspunkten angehen. Usw.
    Leben ist Kreisbahn. :D


    accinca:

    Die Übersetzung mit "der Lehrdarlegung verbundene"
    wäre genauer.


    Danke für die Erläuterung, das klingt auch sympathischer. :)


    Herzliche Grüße
    Andreas

    Guten Morgen zusammen!


    Mir gehen mehrere Dinge aus den Forenbeiträgen der letzten Tage noch nach.


    1) "Was stört uns Zennies hier im Forum an uns Zennies?". -> Da ich "Zennie" hier im Forum bin, was stört mich an mir?


    2) Dieser Satz aus dem Thread "Was ist authentischer Buddhismus?":

    Tychiades:

    Theorie und Praxis gehen da höchsten nebeneinander - wie die zwei Beine.


    3) Der Beitrag im gleichen Faden von accinca gestern Abend, den ich hier nochmal komplett zitieren möchte (ich kann iwie leider nicht auf einzelne Postings verlinken im Buddhaland?? Was übersehe ich da technisch, es geht ja offenbar bei anderen?):



    Zu 1): auch aus Textstudium kann "plötzliche Erkenntnis" entstehen: ich habe mein Erfahrungshaus ohne Wissensfundament gebaut. Wenn ich mich manchmal über die kilometerlangen PK-Zitate ärgere, die mir als "Zennie" von Euch als "Schriftgelehrten" hie und da um die Ohren gehauen werden, muss ich ehrlich einräumen: ich bin neidisch. Ich kann da nicht mitreden und ich bin nicht weit genug oder nicht Zen genug oder nicht weit genug im Zen, um mitschweigen zu können. Und eine Verärgerung sich selbst zuzuschreiben ist weit anstrengender, als "den anderen" zum Doofkopp zu erklären.


    Zu 2) Ich habe also offenbar mein "Wissensbein" zu lange nicht bewegt und der resultierende Spagat gelingt mir nicht. Ich laufe also Gefahr, auf's Maul zu fallen, weil ich möglicherweise meine eigene Buddhismus-Interpretations-Verblendung für Buddhismus halte.


    Zu 3) Danke. Ganz ehrlich, accinca, für Deine unermüdliche Arbeit, über die ich mich (in meinem Forums-Vorleben vornehmlich (wat 'ne schöne Alliteration)) auch gelegentlich mokiert und/oder lustig gemacht habe. Bitte entschuldige, es tut mir aufrichtig leid.


    Aber nun zu meiner Bitte an Euch: ich möchte gern mein "Wissens-Bein" nachziehen, und weiß nicht, wo anfangen? Klar, ich habe im Pali-Kanon gelesen, mal hier, mal dort, mir was daraus zusammengesucht, was gerade interessant war und auf der Oberfläche trieb. Aber wie nähert man sich dem systematisch? Verstehen-wollend? Lernen-wollend? Anfänger-geistig?


    Es hat jetzt auch keine fürchterliche Eile, ich hab' hier noch ein Shobogenzo-Projekt laufen, das mich sicher noch ein paar Monate beschäftigen wird. Aber wenn das durch ist, würde ich gern mal "richtig" an die buddhistischen Grundlagentexte gehen, und weiß nicht, wie. Einführungsbücher? Die sind ja direkt schon wieder interpretatorisch geprägt, fürchte ich. Oder 'rein ins Vergnügen und den PK direkt angehen? Aber wo und welchen? Der Reihe nach? Von kurz nach lang? Von früh nach spät? Der Nase nach? Oder...?


    Ich danke für jede Anregung!
    Herzliche Grüße


    Andreas