IkkyuSan:Alles anzeigenTychiades schrieb:
ZitatWenn ich dem Zen ein Fundament geben wollte, dann wäre das der Glaube an Buddhas Erwachen und Bodhidharmas Herz-zu-Herz-Übertragung. Das "hat" man natürlich nicht.
Ja ok, kann ich zustimmen.
ZitatChristliche Mystik hat keinen Gott, im Sinne von Haben und besitzen. Eher ist es umgekehrt - .
Ja, es ist umgekehrt - Gott hat mich. Aber darum fällt Gott auch nicht weg.
ZitatDann baut die christliche Mystik in der gleichen Weise auf den Evangelien auf, wie der Zen oder der Buddhismus auf die Mahayana-Sutras bzw. den Palikanon. Auch die christliche Mystik hat keinen Wortglauben sondern Erfahrungsglaube "komm und sieh" heißt es da, erfahre es selbst - ist das nicht auch das Kalamer-Sutra?
Das sehe ich absolut anders. Christliche Mystik wird nicht von den Evangelien abweichen, sie baut zwingend darauf auf. Ohne Evangelien, keine christliche Mystik. Aber auf Zen ist dies nicht übertragbar. Ich denke du irrst dich da, dass Zen zwingend auf dem Palikanon aufbauen muss. Es gibt ganze Zen Traktate, da wird noch nicht ein mal Bezug genommen auf den Palikanon oder auf Siddharta Gautama.
Vielleicht liegt da auch nur ein Mißverständnis, da ich mich nicht so präzise ausgedrückt habe.
1. Ohne Buddha und ohne seine Erfahrung gäbe es keine Sutren und kein Zen - insofern ist auch der Palikanon aus dieser Quelle. Ohne den Dharma, gäbe es auch nicht Buddha bzw. bodhi (Erwachen). Hier gibt es eine Wechselwirkung und Dharma bedeutet auch Gesetz. Buddha hat eben auch das Gesetz erkannt, wie der Weg zur Auflösung des Leidens zu gehen ist. Dieses Gesetz hat er nicht erfunden, sondern als gegebene Wahrheit erkannt. Dass der Mahayana und damit das Zen nicht immer direkt auf die Pali-Sutten sich bezieht, hat einfach auch was mit der chinesischen Entwicklung zu tun und dass es im Zen vor allem auf die Verwirklichung von bodhi ankommt. Der Weg ist jedoch völlig dem achtfachen Pfad entsprechend.
2. Ohne Christus und die Auferstehung gäbe es keine Evangelien und keine Erfahrung, auf die sich christliche Mystik bezieht.
Zitat
Wir haben anscheinend von Zen ein vollkommen diametrales Verständnis. Denn für mich hat Zen überhaupt nichts mit Glauben an Konzepte zu tun. Auch muss ich nicht an Erwachen und Nirvana glauben - denn erfahren muss ich sie. Erfahrung hat also mit Glauben überhaupt nichts zu tun.
Jemand, der an ein Nirvana glauben muss, wird Nirvana sicherlich niemals erfahren - und Erwachen natürlich genauso wenig. Erwachen kann nur jemand, der gerade nicht glaubt.
Aber ich will dir da auch gar nicht in deine Praxis oder deinen Glauben hineinreden. Ansätze sind verschieden.
Ich hatte ja auch unterschieden zwischen Glauben und Erkenntnis bzw. Einsicht (Erfahrung) - solange ich nicht selbst erkenne, erfahre, glaube ich zunächst, dass es das gibt. Ich habe ja auch davon gehört, ohne es selbst erfahren zu haben.
Wenn ich dann zu einer Erfahrung in diesem Kontext selbst komme, nennen wir sie bodhi, dann kann es zweifelsfrei so sein oder ich glaube es wiederum nur und brauche noch eine Bestätigung. Denn wenn ich es nur glaube, kommen irgendwann wieder Fragen und Zweifel. Hinzu kommt, dass es unterschiedliche Grade bzw. Tiefen der Erfahrung gibt und die Eindrücke sich im Verlauf wieder verlieren und nur eine Erinnerung sind. Es bedarf daher auch beständiger Aktualisierung, bis es einen vollständig durchdrungen hat.
Das eigentliche Problem besteht darin, dass es keine Brücke/Verbindung zwischen Erwachen und Nicht-Erwachen gibt, sondern dass es wie bei Nagarjuna schon gezeigt, keinen Unterschied gibt. Wenn alle Vorstellungen fallen und das unterscheidende Bewusstsein abfällt, dann ereignet sich dieser Zusammenfall. Shikantaza ist dieser Moment.Moment.Moment ....