Beiträge von mukti im Thema „Merkwürdiger Humor von Dzongsar Jamyang Khyentse“

    Carneol:


    Mukti, das war mir neu, was du hier schreibst über "den Hinduismus". Aber es gibt auch beim Hinduismus viele verschiedene Wege, kann man hier ganz gut nachlesen: https://wiki.yoga-vidya.de/Hinduismus


    Was ich hier geschrieben habe betrifft besonders den Vaishnavismus. In anderen Richtungen des Hinduismus spielt der Guru auch eine besonders wichtige Rolle, aber je nach dem Weg gibt es auch Unterschiede. Und ja, diese yoga-vidya Seite ist sehr an den modernen Westen angepasst.

    Über diesen Tantra möchte ich mir mangels Kenntnisse und Erfahrung kein Urteil anmaßen. Wichtig scheint mir niemals Verstand und Gewissen an eine andere Person zu übergeben, sondern selbständiges Denken und ethisches Empfinden stets zu bewahren und zu üben. Das gilt im Spirituellen ebenso wie im Politischen. Es sollte letztlich immer die Wahrheit sein, woran man die Hingabe fest macht. Was ja Dankbarkeit gegenüber Lehrern, die helfen sie zu erkennen, nicht ausschließt.

    In Indien habe ich gesehen wie manch ein erkrankter Guru bewundert oder auch bedauert wurde, weil er westliche Schüler angenommen hat für deren Verhalten er nun leiden müsse. Also davon habe ich mich distanziert, weil man sich da schon einen ziemlichen Schuldkomplex einhandeln könnte. Überhaupt ist bei solchen Systemen enger Bindung die Gefahr des Missbrauchs eben sehr hoch und nix für mich. Eine Beziehung zu einem Lehrer oder Meister ist mir lieber eine innere Angelegenheit, wo sich natürlich Vertrauen entwickelt, ohne mysteriöse äußere Vorgaben. Soll aber bitte keine Grundsatzkritik sein.

    kilaya:

    Für mein Gefühl - und das ist jetzt rein persönlich - geht diese ganze Geschichte mit den Samayas und wie deren Bruch die einen oder anderen Beteiligten schädigt, viel zu weit. Ich vermute, dass es da mal einen Sinn hinter gab, der wie üblich auf bildreiche Weise veranschaulicht wurde, und das hat sich dann verselbständigt. Solche Aussagen wie dass Schüler jetzt lieber die Klappe halten sollten, weil sonst der Lehrer wegen ihnen noch kränker werden oder gar sterben könnte - in meinen Worten ausgedrückt - schaden dem gesamten tibetischen Buddhismus und nutzen letztlich niemand. Denn am Ende fühlt sich derjenige, der hier offensichtlich zu weit gegangen ist, auch noch selbst als Opfer - statt verantwortlich für das, was passiert. Schuldzuweisungen und Buddhismus, wie passt das zusammen?


    Wenn man sagt, dass nach dem Eingehen einer Lehrer-Schüler-Beziehung letztlich sogar das Fehlverhalten der Schüler ohne weiteres Zutun dem Lehrer schaden kann, bis hin zur Gesundheit, und wenn man dieses Fehlverhalten dann auch noch in einer Weise definiert, die den eigenen Interessen entgegen kommt - ist das nur ein weiterer Machtmissbrauch der zu den anderen noch dazu kommt. Was auch immer damit beabsichtigt wurde als diese Gelübde formuliert wurden, das ganz sicher nicht.


    Mich erinnert das Ganze einmal mehr stark an den Hinduismus. Zunächst die große Bedeutung die dort dem Guru zukommt, als einem Stellvertreter des Höchsten (Gott bzw. hier Buddha) und die daraus resultierende Bedeutung der Schüler-Bindung, bekräftigt durch Gelübde. Da nimmt der Guru dann angeblich das Karma des Schülers auf sich, was auch dazu führen könne dass er für seine Fehlverhalten körperlich leiden müsse. Der tibetische Buddhismus ist ja ursprünglich aus Indien gekommen wenn ich mich recht erinnere.
    Vielleicht liege ich da falsch, aber es sind schon auffällige Parallelen.