Beiträge von Lirum Larum im Thema „Merkwürdiger Humor von Dzongsar Jamyang Khyentse“

    Losang Lamo:


    Zitat

    ... Von LL:
    Ich denke, solch ein Verständnis vom Guru sollte selbstredend sein. Denn es geht ja nirgends im Buddhismus um Hörigkeit.

    ... von Tychiades:

    Doch - um Hörigkeit geht es im Buddhismus - aber im Sinne von Hören und gehören und Gehorsam - alles andere ist wirklich sinnlos und Zeitvergeudung. Aber die einen daddeln im Netz und die anderen sind eben beim Guru - .

    Sorry für das Durcheinander. Wenn ich schon kritisiere, sollte ich erklären, worauf ich mich beziehe:

    Es geht im Buddhismus nirgends um Hörigkeit (= das Wort bezieht sich auf alternativlosen Gehorsam gegenüber einer Person), das schrieb ich schon vorher und meine es auch so. Da triggert es mich unangenehm, wenn mir jemand mit dem Gegenteil und teilweise mit Großbuchstaben über's Maul fährt.


    Dies aber nur zur Erläuterung meiner Reaktion. Tschuldigung, ich hätte den Mund halten sollen. Eine weitere Diskussion erübrigt sich in meinen Augen.


    Von einigen nüchternen Fakten her hast Du natürlich Recht. Ich habe die Beschreibung von Chögyam Trungpas Weg von Jeremy Hayward, der ein sehr naher Schüler von Chögyam war, gelesen, wo er nichts zu beschönigen scheint.


    Vom Tendenziösen in Deinem Beitrag möchte ich mich aber ausdrücklich distanzieren: "Kultanhänger"? Unfair.
    Das kann so nur jemand sagen, der vom "Who is who" null Ahnung hat. Schüler von CTR sind z.B: Pema Chödron, Tsultrim Allione, Tenzin Palmo... Alles hochangesehene Lehrerinnen heutzutage.
    Jeremy Hayward ist ein intelligenter Mensch und berichtet reflektiert über seinen Guru („Warrior-King of Shambala - Remembering Chögyam Trungpa", Wisdom Publications, Boston, 2008).



    Dass Tenzin Ösel richtig Scheiße gebaut hat und als Nachfolger ein Fehlgriff von Chögyam Trungpa war, bezweifelt niemand, soweit ich weiß, und es wird daher auch nicht kontrovers diskutiert.


    An diesen Beispielen kann man gut erkennen, dass auch hohe Rinpoches auf einer bestimmten (weltlichen) Ebene nur Menschen sind. Sie können nicht omnipotent in die Zukunft schauen oder in göttlicher Manier Geschehnisse lenken. Sowas konnte auch kein Buddha. Und die Rinpoches sind wohl meist auch noch keine Buddhas.
    Daher meine ich, die Hingabe an den Guru sollte lieber hauptsächlich eine innere Angelegenheit sein und dem visualisierten Vajradhara gelten, nicht aber dem menschlichen Lehrer in jeder seiner Facetten. Wenn der Lehrer anfangen sollte, sich nicht dem Dharma gemäß zu verhalten, hätte der Schüler eine Rückversicherung, dass er nicht jedem Blödsinn folgen muss.
    Ich denke, solch ein Verständnis vom Guru sollte selbstredend sein. Denn es geht ja nirgends im Buddhismus um Hörigkeit.


    Doch - dem schließe ich mich an.
    Man kann diese Dinge auch nicht befriedigend auf einer äußerlichen Ebene diskutieren. Es bleibt immer irgendwie verkehrt, wenn man Schubladen und Werturteile bedient.
    Ich bin gegen Vergöttern und Verteufeln.
    Das wollte ich nur mal in diesem Thread anmerken. Somit bin ich an einer "Wer hat Recht?"-Diskussion genauso wenig interessiert und bin schon wieder draußen. :)

    Turmalin:
    Mrs._Mahakala:

    Und jetzt diese seltsamen Postings von DJK, an dem ich mich gerne orientiert habe, nachdem meine Rigpa-Welt zusammmenbrach.


    dann halte dich doch an Mönch-Meister die mit dem ganzen nichts zu tun haben, und sich auch nicht äußern. Per Video und in Deutschland erreichbar: Ringu Tulku Rinpoche, Chamtrul Rinpoche, S.E. Zurmang Ghawang Rinpoche, Jetsun Khandro Rinpoche....


    Oder normale Familienväter, die sich ebenfalls nicht äußern: Dzogchen Ponlop Rinpoche ( Buch und Video) Do Tulku Rinpoche ( lebt in Deutschland).....
    Es gibt noch viele mehr die mit dem allen nichts zu tun haben, wie z. B. viele Gelug-Meister die ich nicht kenne.


    Khen Rinpoche Geshe Pema Samten, Dagyab Rinpoche, Lama Zopa... auch nicht berühmte, die auch noch keine echten Gurus sind aber gute Lehrer, wie z.B. Geshe Palden Öser.


    Ich finde, Du bringst es mit Deiner Kritik zwar auf den Punkt. Auch finde ich diese öffentliche Debatte im Ganzen gut und wichtig.
    Was ich aber zweischneidig finde, ist die Wirkung dieser Debatte auf die Individuen. Wenn es zu einer Abkehr vom "Buddhissmus" oder auch nur vom tibetischen Buddhismus im Allgemeinen führt, läuft etwas grundfalsch. Man sollte über Aussagen wie "diese tibetischen Gurus" lieber reflektieren.
    Es ist nicht alles ganz so einseitig. Wenn ich mir z.B. Chögyams Lehren und Schüler anschaue, dann denke ich, dass er weitaus mehr war als ein Star, der sich totgesoffen hat. Viel mehr.


    Wichtig ist ja zu sehen, dass man immer nur ein Teilbild hat. Der Mensch neigt dann zum Pauschalisieren, weil er halbe Wahrheiten nicht aushält - dadurch wird dann alles verfälscht und schwarz gemalt. Möglicherweise.


    Lieber ziehe ich mich auf einen Beobachtungsposten zurück und versuche, das Beurteilen möglichst zu unterlassen. Ich unterteile lieber in "dies ist nicht mein Ding" und "da kann ich was mit anfangen". Daher setze ich Leute wie DJKR jetzt auf Ignore - damit ist aber noch nicht der gesamte Buddhismus ad acta. Meine Lehrer z.B. können für das Verhalten dieser Leute, die so sehr im Rampenlicht stehen, überhaupt nichts dafür. Es gibt SO VIELE nicht berühmte Lamas, Lehrer und Gurus, die mit diesen ganzen Eskapaden und verächtlichen Statements überhaupt nichts zu tun haben und in ihrer Einstellung und ihrem Verhalten völlig entfernt davon sind. Oder auch berühmte: was können der Dalai Lama und Mingyur Rinpoche dafür, wenn DJKR auf Facebook "Schüler provozieren" spielt?


    Es geht um den Dharma, es geht um mich. Deshalb folge ich dem, was mir gut tut und meide, was mich verstört.

    Lucky:

    ...
    Da zu unterscheiden und die Idealisierung von der Meditation nicht ins alltägliche Leben hinaus mitzunehmen ist ja der springende Punkt. Wer schafft das?

    Da schließe ich mich Kilayas Antwort an (siehe unten). Ich schaffe das, sonst hätte ich es ja nicht geschrieben.


    Zitat


    Jede Verneigung vor dem Guru ist nicht nur um den eigenen Stolz abzubauen, wie immer angedeutet wird, sondern führt schlussendlich zu einer Verehrung des Guru. Das ist ein automatischer Vorgang in unserer Psyche.
    Der Guru soll ja verehrt werden, siehe: https://enricokosmus.com/2011/…-der-hingabe-an-den-guru/

    Auch bei den Verneigungungen: man verbeugt sich nicht vor der Person - das wäre sehr eng gedacht. Man verbeugt sich vor dem Buddha, dem ganzen Dharma, der Leerheit...


    Zitat


    Wie immer muss eben jeder selbst entscheiden, ob er sich auf diesen Schmalen Grat einlassen will.

    Das ist in der Tat richtig - und man kann es auch für andere Leute nicht beurteilen. Wenn man von außen sieht, dass sich jemand verbeugt, kann man nicht beurteilen, was das für die sich verbeugende Person zu bedeuten hat.


    kilaya:

    Ich hatte nie Probleme, das zu unterscheiden. Von Anfang an nicht. Da war nicht nur der Guru als Buddha in der Meditation, sondern auch auf der weltlichen Ebene noch die Unterscheidung zwischen persönlicher Meinung, die ich nicht teilte und nicht teilen musste, und Dharmabelehrungen, die ich so gut wie möglich geprüft habe die aber authentisch waren.

    Soweit ich informiert bin, ist der gesamte Buddhismus ursprünglich „aus Indien gekommen", denn der Buddha lebte in Indien.
    Das bedeutet nicht unbedingt, dass Dinge aus dem Hinduismus übernommen sein müssen - sein könnten jedoch schon. Aber in vielen Schriften liest man Streitgespräche mit den Hinduisten heraus, z.B. Leitsätze in Shantidevas Bodhicharyavatara sind Antworten auf die Gegenrede hinduistischer Gelehrter.


    Meine persönliche Sicht auf dieses Guru-Thema, wie ich es auch von meinem Lehrer vermittelt bekomme, ist, dass man die Ebenen nicht verwechseln darf. Auf einer absoluten (Leerheits-)Ebene mag der Lama/Guru stellvertretend für Buddha auftreten - d.h. in der Meditation. Auf dieser absoluten Ebene sind aber auch alle Buddhas gleich (also Buddha Shakiamuni, Tara, Avalokiteshvara, die zornvollen Yidams und und und). Es geht daher nicht um die Person Lama Soundso. Keinesfalls. Es geht um den Dharmakaya, der dahinter steht. Es geht um die Essenz.
    Ich glaube, gerade für uns, die wir zum Idealisieren und Personifizieren neigen, weil wir die Leerheit nicht realisiert haben, ist es wichtig, da zu unterscheiden.


    In der Meditation mag ich wohl meinen Lehrer als Buddha vorstellen - einfach auch weil mir dieses Gesicht vertraut ist - wenn die Person „Rinpoche" aber zu mir sagt: „Gib mal bitte die Butter" oder „Spring aus dem Fenster", dann muss ich mir nicht einbilden, der Buddha hätte zu mir gesprochen.
    Man sollte versuchen, nicht überhöhte Idealisierungen auf den Lehrer im Alltag zu projizieren. Was man meditiert, zur Geistesschulung, ist eine Sache - was der Mensch „Rinpoche" aber tut, ist eine andere. Bestenfalls geht er mit dem Buddha konform, aber Menschen haben eben auch möglicherweise Ausfälle. Wenn ein Rinpoche z.B. den Wunsch nach einem Rolls Royce äußert, dann springt bei mir der kritische Geist an und ich finde nicht, dass das der Meditation auf den Guru im Wege stehen muss. Man muss unterscheiden.
    (Klarstellung: mein Lehrer würde nicht mal im Spaß den Wunsch nach einem Rolls Royce äußern.)

    Ich denke auch, dieser Vertrag war so überzogen geschrieben, dass es sowas wie bittere Satire gewesen sein muss. Tibeter haben ja manchmal so einen bitteren Humor, wo viel dahintersteckt.


    Aber wenn man's nicht dranschreibt, was Satire ist, müssen die Leser damit überfordert sein - denn Satire wird ja tatsächlich oft von der Realität eingeholt heutzutage.