Beiträge von mukti im Thema „Was ist Glück?“


    Es kommt eben in erster Linie nicht auf das Gefühl drauf an sondern auf die geistige Einstellung, die rechte Gesinnung. "Mögen alle Wesen glücklich sein" kann ja nicht bedeuten dass man anderen leidbringende Vorstellungen aufzwingt, in der Meinung es wäre zu ihrem Besten. Auch sollte man niemandem zustimmen, der sich aufgrund falscher Ansicht selber schadet. Insofern ist Aufklärung bei religiösem Extremismus angebracht, wie auch bei allem anderen schädlichen Verhalten.
    Dazu kann man das Mitgefühl erstmal auf sich selber richten und erforschen ob alle Vorstellungen und die Gesinnung die man hat auch wirklich heilsam sind und einen selber glücklich machen.

    Karnataka:

    Die Rolle der Achtsamkeit wäre also nicht, etwa jeden Zorn, jedes Begehren oder jedes Konkurrenzgefühl abzuwürgen. Oft würde es schon reichen, sich die eigene Emotion einzugestehen und das langfristige Wohl im Auge zu behalten.


    Eine gute Übung ist auf grundsätzliches Wohlwollen zu achten. So dass die Äußerungen und Handlungen immer von dem Wunsch getragen sind, dass alle glücklich sein mögen und man nie zur Ursache von Leid wird.


    Es ist ein enger Zusammenhang von Tugend (Sila) und Güte.

    Karnataka:

    Ein interessanter Punkt scheint mir, ob wir durch die Konzentration auf liebevolle Güte unser geistiges Wohlbefinden fördern können.


    Daran gibt es doch keinen Zweifel? Übrigens auch das Wohlbefinden anderer.
    Problematischer scheint mir dass man das immer wieder vergessen und irgendwelchen Hassgefühlen, Zynismus, Arroganz usw. unterliegen kann. Hier ist auch ein Zusammenhang zur wörtlichen Übersetzung von "Sati" als "Erinnerung". Insofern hat liebevolle Güte auch was zu tun mit Achtsamkeit.


    Die Aufzählung stammt aus M.7, da steht dann auch was dabei rauskommt wenn diese Untugenden beseitigt sind:

    Zitat

    Verständnis des Sinnes, Verständnis der Wahrheit, verständnisreife Wahrheitwonne. Diese Wonne beseligt ihn. Des Beseligten Körper wird still. Der Körpergestillte fühlt Heiterkeit. Des Heiteren Herz wird einig.


    Verständnis und Einigkeit, das deutet wohl auf panha und samadhi hin.


    Weiters:

    Zitat

    Liebevollen Gemütes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.


    Desgleichen "Erbarmenden Gemütes", "Freudevollen Gemütes", "Unbewegten Gemütes", das sind also die vier Brahmavihara. Die haben dann folgendes Resultat:

    Zitat

    'So ist es', versteht er, 'Gemeines ist da und Edles ist da, und es gibt eine Freiheit, höher als diese sinnliche Wahrnehmung', Und in solchem Schauen, in solchem Anblicke wird sein Herz erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. 'Im Erlösten ist die Erlösung', diese Erkenntnis geht auf. 'Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt' versteht er da.


    Das wird aber nicht bedeuten dass Sila, die Vervollkommnung der Tugend, zur Erlösung genügt. Es muss auch Verstehen bzw. Erkennen dazukommen also Panha, und Einigkeit, Samadhi. An anderer Stelle heißt es ja auch dass die Brahmaviharas höchstens zur Sphäre des Brahma führen. Eindeutig ist aber die Erlösung ohne Entwicklung der Tugend unmöglich. Erst durch diese Grundlage lässt sich der Sinn und die Wahrheit richtig verstehen und der Geist sammeln.


    Daher denke ich dass man am Besten den Schwerpunkt zuerst auf die Entwicklung der Tugend ausrichtet, und nicht in die Annahme verfällt durch Meditation alleine, oder etwa durch Studium, ließe sich Erleuchtung erreichen. Sogar dass der wirkliche Fortschritt am Weg sich daran erkennen lässt, wie weit diese Tugend entwickelt und gefestigt ist, und weniger daran welche Erlebnisse in der Meditation auftreten oder wieviel von der Lehre logisch nachvollzogen werden kann. Daran lässt sich dann auch der tatsächliche Fortschritt anderer erkennen, welche meditativen Erfahrungen oder Schriftkenntnisse sie auch immer angeben mögen.

    accinca:
    So ist wohl ein bestimmter Grad an gefestigter Tugend nötig, um Piti, das innere Glück, erfahren zu können. Besteht eine Neigung zu starker Untugend, z.B. eine "Freude" daran anderen zu schaden oder gar zu töten, und wird dieser Neigung ungezügelt nachgegangen, dann wird vermutlich durch Sammlungs-Übung Piti nicht mal zeitweilig erreichbar sein. Je mehr oder stärker die Herzenstrübungen sind, desto schwieriger sind sie vorübergehend zu verdrängen.
    Da dürfte dann zuerst eine Reue und tiefere Einsicht nötig sein, die zu einer Art innerer Umkehr führt oder Wandlung des Herzens, wie es z.B. bei Angulimala der Fall war, als er dem Buddha begegnete.


    Das Ganze ist aber nicht so einfach, eben weil durch unrechtes Handeln auch eine gewisse Freude entstehen kann. Etwa sinnliche Ausschweifung, oder durch Macht und dem erfüllen ideologischer Wahnvorstellungen, die in der ganzen Welt viel Leid verursachen. Da ist auch eine Art Glück damit verbunden als ein großer Antrieb zu unheilsamen Handlungen.


    Und kann eine höhere Art von Glück deiner Meinung nach nur erfahren werden wenn zuerst die Tugend oder Sittlichkeit vollkommen und gefestigt ist? Man hört ja auch dass in den Jhanas die Befleckungen oder Geistestrübungen eine Zeitlang zurückgedrängt werden können um das Glück dort zu erfahren.

    Zitat

    "Sogar wenn ein edler Schüler der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich gesehen hat, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; solange er nicht die Verzückung und Glückseligkeit erlangt, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, so lange mag er noch zu Sinnesvergnügen hingezogen werden. (M.14)


    Hier ist also das Glück jenseits der Sinnesfreuden Voraussetzung um die Sinnesfreuden aufgeben zu können. Das würde bedeuten dass es durch entsprechende Übung eintreten kann, obwohl noch eine Neigung zu Sinnesfreuden besteht. Und erst diese Erfahrung löst endgültig davon los.