Beiträge von thecap im Thema „Leiden“

    Seeker after truth:

    Okay, dem kann ich zustimmen. Aber warum ist es so wichtig diese Tatsache so stark in den Vordergrund zu stellen? Ist es denn wirklich so, dass das Leben (mit Geburt, Krankheit, Tod,...) zum Leiden führt? Sind es denn nicht vielmehr bestimmte Geisteshaltungen (wie z.B. Begierde, Hass, Unwissenheit) die zum Leiden führen?


    In der Tat, und um dies sachlich wahrzunehmen bedarf es an Uebung. Zum Beispiel kannst du jetzt intellektuell wunderbar nachvollziehen, dass allein die Geisteshaltung darueber entscheidet, ob Geburt, Krankheit und Tod gleich Leid ist. Doch wie ist es, wenn du mit Geburt, Krankheit und Tod hier und jetzt akut konfrontiert wirst? Wenn ein naher Verwandter qualvoll stirbt?... Dann setzen alte, tief verankerte Verhaltensmuster ein - und wir leiden und bereuen es, dass wir nicht mehr Zeit mit jenem Verwandten zugebracht haben.


    Die plumpe Aussage "Leben ist/beinhaltet Leid" trifft nunmal fuer die meisten Menschen zu, egal wie gut wir es zu verschleiern wissen. Denn die Menschen sind im tiefsten Innern unvorbereitet auf Geburt, Krankheit und Tot. Sie bereuen ihre nachlaessige Lebensweise und verstehen erst im Nachhinein, was wirklich wichtig ist. Der alte Spruch trifft zu: ueber den Pfad reden und den Pfad gehen sind zwei Dinge. Der Buddha sagte zu Ananda, "Meditiere jetzt, Ananda, bereue nicht spaeter die Achtlosigkeit".


    Zitat

    Ich merke einfach, dass die Aussage des Dalai Lama "Leben ist Leiden" bei mir starken Widerspruch auslöst. Wenn ich diese Aussage so akzeptieren würde, so würde bei mir daraufhin ein starker Hass auf dieses ja so leidvolle Leben entstehen. Und weiter sehe ich auch, dass das Leben auch glückliche Zeiten enthält. Okay, ich gebe zu das sie vergänglich sind. Aber auch das Leid (z.B. nach einem Beziehungsende) ist etwas vergängliches und danach kommen wieder gute Zeiten...



    Metta,
    thecap :)

    TUMO:

    Als ich hier die postings durchlas, kam mir der alte Koan assoziativ entgegen:
    Wenn Meditation zur Erleuchtung führte, wären alle Frösche Budhas!


    Quack!


    Metta,
    thecap :)

    Hallo TUMO


    TUMO:

    Die vier apramanas Wohlwollen (metta), Mitleid (karuna), Freude (mudita) und Gleichmut (upekkha) (In Sanskrit: maitri, karuna, mudita und upeksa) werden immer als Meditationserfolge verkauft. Sie sind aber Ergebnisse des achtfachen Pfades.......sie sind Leistungen zwar eines durch Meditation erkenntnisreich geschulten Geistes, aber kein Produkt der Meditation, sie sind Ergebnis des aktiven Begreifens.


    Na klar, ein Streichholz kocht noch keine Mahlzeit... Und worauf genau bezogst du dich?


    Metta,
    thecap :)

    Hallo accinca


    accinca:

    Auch ein Puthujjana kann von seinem Standort verstehen, das für ihn Leiden relativ ist und
    es von seinem Standpunkt Leiden und Freude gibt. Nämlich Leiden dann, wenn die für ihn
    unerwünschten Dinge eintreten und Freude dann wenn die für ihn erwünschten Dinge eintreten.
    Zwischen diesen beiden Endpunkten liegt aber auch sein Laufrad in seiner Gefangenschaft.


    Das mag durchaus sein, aber Anhaftung ans Nichtsein hat die Faehigkeit mehr Leiden hervorzurufen, als es mindert.


    Zitat

    Vom Standpunkt eines Arahats der sich daraus befreit hat, sind all dies Dinge elendes Leiden die
    er überwunden hat.


    Nicht die Dinge selbst, sondern Anhaftung ist des Leidens Ursache nach Buddha ... Sam-ud-aya Dukkha, mein Freund. Manchmal, je mehr wir versuchen unsere Egos zu bezwingen, desto tiefer hinein fallen wir. Passadhi und Piti helfen Dir bei der Ueberwindung der Anhaftung Upekkha gegenueber den Dingen des Lebens zu bewahren.


    Metta,
    thecap :)

    accinca:

    Vom höchsten Standpunkt aus wäre Korrekt zu sagen:
    Das Leben enthält nur vergängliche, leidhafte Dinge.


    Das ist nicht ganz zutreffend. Ein Tathāgata hat alle Standpunkte ueberwunden. Ein Arahant hat die Faehigkeit Worte zu finden, die seiner Zuhoererschaft zutraeglich sind. Die Mitteilung "Das Leben enthält nur vergängliche, leidhafte Dinge" mag zum Beispiel fuer eine/-n Sotāpanna einleuchtend und sogar motivierend sein. Fuer eine/-n Puthujjana ist sie aber nicht unbedingt zutraeglich und kann gefaehrlich sein, falls er oder sie eine Verantwortung seiner Familie gegenueber hat.


    Metta,
    thecap :)

    Hallo Seeker


    Seeker after truth:

    Ist diese Einstellung "Das Leben ist Leiden..." nicht zu negativ und eine Verzerrung der Wirklichkeit?


    Naja, das Leben ist nicht nur Leiden: Unwissenheit kann auch ein Segen sein, allerdings nur zeitweise... und dann... :P


    Korrekt waere zu sagen: Das Leben enthaelt Leid.


    Zitat

    Wie stimmt das überein mit der Suche nach "der wahren Natur der Dinge" im Buddhismus?


    Und was denkst du ist die wahre Natur der Dinge?


    Hier eine Erklaerung. Der Buddha erkannte, dass alles Weltliche auf Dauer unbefriedigend ist. Geh zum Beispiel mal auf eine Party, sieh wie die Leute scheinbar unbeschwert das Leben geniessen. Doch unter dem oberflaechlichen Laecheln und Tratschen ist stets eine gewisse Anspannung, wissend, dass die "guten Zeiten" frueher oder spaeter vorbei sein werden, und dass man dann wieder den kalten Tatsachen ins Gesicht blicken muss: dass wir naemlich irgendwann sterben. Viele glauben, man wird gluecklich, indem man von aussen etwas hinzufuegt. Das ist ein Trugschluss und verursacht bloss Rastlosigkeit, weil man immer "mehr" will. Mehr von einer abstrakten Idee des Gluecks. Nein, man wird gluecklich, indem man mentale Hindernisse ablegt, weil alles was wir zum Glueck brauchen bereits hier und jetzt vorhanden ist. Menschen "mit wenig Staub in den Augen" durchblicken diese Form der Selbstverblendung. Das ist der erste Schritt. Der Buddha war kein Pessimist, schliesslich hat er uns den Achtfachen Pfad ins "Glueck" hinterlassen. Und selbst wenn man diesen ganzen Hokuspokus nicht glaubt, kann man durch einfache Meditation sein Leben bereichern und zu einem aehnlichen Ergebnis kommen. Die Betonung des Negativen hat also rein praktischen Nutzen und weniger von einem Wunschkonzert... :>


    Metta,
    thecap :)