Für mich ist bei dem Thema immer der Knackpunkt: welchen Sinn macht eine Lehre, die auf das Verlöschen des Ich ausgerichtet ist und die Ursache und Wirkung als grundlegende Lehre hat, wenn das Ich ohnehin mit dem Tod verlischt und die Wirkungen irgendwo in der Umwelt versanden? Dann kommt am Ende etwas dabei raus, was die meisten Menschen auch ohne Buddhas Lehre denken: es ist egal was ich mache, mit dem Tod ist eh alles vorbei. Oder YOLO usw.
Lieber Kilaya,
das halte ich aus Sicht meiner persönlichen Erfahrungen für völligen Unsinn. Ich kann doch in jeder Sekunde mein Leiden und das meiner Mitmenschen verringern, in dem ich dem Buddha folge. Warum sollte ich das nur in Hinblick auf die Zukunft tun? Wer weiß denn wirklich, ob es eine Zukunft gibt?
Argumentativ kann man das natürlich immer auch umdrehen: Wenn ich viele Leben Zeit habe, warum sollte ich mich jetzt gerade anstrengen?
Fall 2: Jemand hat ohnehin eine ethische Grundhaltung, der würde auch ohne diese Lehren versuchen, das Beste für alle Beteiligten heraus zu holen.
Dieses Statement blendet meines Erachtens aus, dass die Lehre des Buddha eben ein komplettes "Regelwerk" (nicht zu wörtlich nehmen, bitte) anbietet, mit Ethik, Techniken, und Entwicklungsschritten. Nur, weil jemand eine ethische Grundhaltung hat, weiß er oder sie ja noch nicht automatisch, wie er sich vom Einfluss seiner alten Geschichten befreit.
(IMHO kann es aber tatsächlich beliebig vieler solcher Systeme geben, das muss nicht der Pfad des Buddha sein; ich bin mir sicher, dass es auch andere Wege zur Befreiung gibt.)
Diese Thema ist ja schon mehrfach aufgetaucht, und es überrascht mich immer wieder. Da gibt es Menschen, die durch ihre Praxis die Buddhalehre als richtig für Ihren Lebensweg erkannt haben, und dann gibt es Buddhisten, die ich sagen höre: "Wenn Du nicht an die Wiedergeburt glaubst, dann hast Du hier nichts verloren, studier' doch lieber Humanismus." Welche Ängste mögen hinter dieser Aussage stecken?
Liebe Grüße, Aravind.