Beiträge von Aravind im Thema „Was hindert einen Menschen daran, im Augenblick anzukommen?“

    Wenn ja, hast Du das alleine gelernt, oder vielleicht doch eher durch Bücher, den Palikanon, Lehrer, den Austausch mit anderen?

    Das entscheidende war natürlich der zweite Teil der Frage; ob Du meditierst oder nicht, geht mich ja gar nichts an... ;)


    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Meisten von uns einiges dadurch lernen, dass sie andere nach ihren Erfahrungen fragen. Und dann überlegen, ob das was mit ihrer eigenen Erlebniswelt zu tun hat.


    Liebe Grüße, Aravind.

    Jin:

    Und was würde es mir für meinen Alltag nutzen, zu wissen was jemand anderen daran hindern könnte im Augenblick anzukommen? Es sind in dem Fall nur Spekulationen, Gedanken die sich nicht in der Gegenwart befinden und Energie die man für etwas unnützes nutzt.

    Liebe jin, na, Du scheinst ja schnell mit Bewertungen zur Hand zu sein.


    Meditierst Du eigentlich? Wenn ja, hast Du das alleine gelernt, oder vielleicht doch eher durch Bücher, den Palikanon, Lehrer, den Austausch mit anderen?


    Lebe Grüße, Aravind.

    Ich habe schon öfter das Forum fluchtartig verlassen und mich in den Retreat zurückgezogen weil die Menge und die Inhalte der

    Texte überforderten.

    Ist doch gut, dass Du das merkst, wenn das Forum Deine Praxis überfordert.


    Es lässt sich etwas lernen, wie stärke ich mein Immunsystem und meinen Geist in einer Konsumwelt und den entsprechenden Internetforen dazu.

    Das hat meine Oma schon immer zu mir gesagt: Niemand ist zu nichts nutze. Man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen. ;)

    Wer seinen Fortschritt im Leben einem

    Internetforum verdankt, den möchte ich nicht als Schüler im Kloster haben,

    No worries!


    Liebe Grüße, Aravind.

    Imho ist das doch eine Funktion von Sangha, sich durch Beispiel gegenseitig Mut machen.


    Danke, dass Du Deine Erfahrung in dieser virtuellen Sangha teilst! _()_


    Liebe Grüße, Aravind.

    Aber immer!

    Mit der freud'schen Richtung habe ich in der Psychologie so gar nichts zu schaffen, deshalb dauert eine ausführliche Antwort etwas länger. Ein paar Details vorab:


    Unter "Ego" würde ich buddhistisch, das Anhaften an einen Selbst verstehen. Damit muss keinerlei Selbstkonzept (...)

    Das Selbst ist doch schon ein Konzept!

    Das was man, wenn man geistig reift ( also "aus dem Paradies vertrieben wird") und wo man sich von den Eltern abgrenzt, ist dagegen das was Freud als das "Ich" bezeichnet. Dazu gehört, dass man ein Konzept von sich selber und den eignen Bedüfnisse hat und diese gegenüber der Umwelt und anderen Personen abgrenzen kann.

    Ja, aber erst kommt die Abgrenzung, kombiniert mit den sowieso schon vorhandenen Gier und Hass. Die Trennung von den Eltern und die Anhaftung an das Konzept "Ego" werden erst mal stärker; erst in der weiteren Entwicklung entwickelt sich dann die "Rationalisierung" und eine teilweise Lösung der Verstrickung.

    Das "freud'sche Ich", von dem Du redest, wäre der idealisierte Endzustand, dem wir zustreben, den wir aber eben nicht erreichen.


    Es muss also neimals Ego ( Gier, hass, Verblendung) aufgebaut werden (...)

    Genau, Gier und Hass bringen wir schon mit, die werden nicht aufgebaut. Die Verblendung des Egos baut sich in der Abgrenzung auf.


    Im Gegenteil ist man als Säugling dem eignen Wollen schutzlos ausgliefert, weil man es nicht reflektieren und sich nicht davon distanzieren kann.

    Genau, Gier und Hass in Reinform, mit Leiden verküpft. Und das hat ja auch eine Funktion, nämlich die, damit wir als Säugling/Kleinstkind auf unsere Bedürfnisse bestehen und nicht aufgeben, bis wir "gerettet" (aus Säuglingssicht) werden.


    Ich glaube, wir sind gar nicht weit voneinander entfernt. Ich gucke nur mehr durch die "Prozessbrille", nicht so sehr durch die idealisierte Psychologiebrille (idealisiert im Sinne der Begrifflichkeiten, nicht im Sinne von "naiv"). Da mein Psycho-Hintergrund Transaktionsanalyse ist, ist das sicher auch kein Wunder... ;)


    Liebe Grüße, Aravind.

    Ich finde auch, dass man zwangsläufig "aus dem Paradies vertrieben" werden und ein Ego entwicklen muss, bevor man es wieder hinter sich lassen kann. Deshalb ist das Ego auch kein Feind, sondern ein unendliches Übungsfeld, das den Weg erst möglich macht.

    Darum nehme ich Kommentare, die die Unnötigkeit von Worten beschwören auch nicht wirklich ernst, weil sie auch nur die halbe Wahrheit beschreiben und ganz gewiss in so einem Online-Forum ziemlich paradox daher kommen.

    Genau, die Entwicklung des Egos und damit die Abgrenzung von Mutter/Vater ist ein ganz entscheidender Entwicklungsschritt. Nach der Pubertät wird das Ego auf dem Weg zum Erwachsenen in der Regel wieder heruntergefahren.


    Meist bleiben Reste des Egos und der Verstrickung mit den Eltern bestehen, da helfen dann Therapie und der Buddha weiter...


    Liebe Grüße, Aravind.

    Also mit anderen Worten: Unwissenheit schützt nicht vor Wahrhaftigkeit, aber wieso klammern wir uns immer wieder an die Unwissenheit, selbst wenn sie mal nicht da war?

    Nicht-spirituelle Antwort: Weil das als Menschen unser Grundprogramm und gleichzeitig unser Erfolgsprogramm ist. Als Kleinstkind ist Stabilität das wichtigste überhaupt. Wenn Dich nicht verlässlich jemand füttert, beschützt und versorgt, dann war's das.


    Als Mensch in der Natur bietet die Fähigkeit, den jetzigen Augenblick zum Lernen aus der Vergangenheit und zur Planung der Zukunft zu verwenden, einen riesigen Vorteil. Angst und Anhaftung erleben wir als Erwachsene oft negativ, aber sie lassen uns auch wachsen. Was nicht dagegen spricht, sie irgendwann loszulassen. Wir leben ja nicht mehr im Dschungel...


    Augenblick gerecht zu werden, weil jede Art von Sicherheit immer wieder verloren gehen muss?

    kann vielleicht am Ende nur beides gemeinsam gelassen werden?

    Bestimmt; Angst und Anhaftung sind zwei Seiten derselben Medaille. Wenn man tiefer guckt, sind die Beiden wahrscheinlich ununterscheidbar.


    Liebe Grüße,

    Aravind.