Beiträge von Tara4U im Thema „Wo fängt Mitgefühl an?“

    Ich glaube nicht, dass es nur um die Situation in Thailand ging mit den eingeschlossenen Kindern oder um Selbstmitleid.

    Bei Euch selbst?


    Oder bei anderen?


    Wenn ihr schlechte Nachrichten hört (jemand hat eine schwere Krankheit oder ist gestorben, die eingeschlossenen Kinder in Thailand u.s.w.) denkt ihr zunächst:


    - gut, dass das nicht mir passiert ist und dann an die anderen, die tatsächlich betroffen sind?


    - Oder denkt ihr sofort an die anderen und in einem zweiten Schritt "gut, dass das nicht mir passiert ist"?

    Diese Fragen,im Anschluss " oder bei Euch selbst" konnte ich nicht mit dem Selbst-Mitgefühl vereinbaren.

    Daher fand ich den Link von Lilli sehr aufschlussreich.

    Und habe das Selbstmitgefühl heute zum ersten Mal praktiziert.

    In einem Gespräch kamen heute sehr viele "negative" Gefühle in mir hoch. Bisher bin ich damit recht hart umgegangen.

    Heute habe ich mir aber gesagt; "Ich habe das Recht, mich so zu fühlen, denn ich bin verletzt worden."

    Ich habe diese Gefühle in mir aufkommen lassen und mir dann gesagt, dass es mir einfach nicht gut tut, mit viel Rücksicht und Güte zu mir selbst. Ich habe diese Gefühle nicht wie sonst harsch beiseite geschoben, mit dem Wissen, dass es ungut ist, sich so zu fühlen, und siehe da: sie verzogen sich ohne viel Aufwand.

    Hallo Mukti,


    für mich selbst wäre solch ein stetiger Gruß der sicherste Weg, die Bedeutung zu banalisieren bzw. mich nicht mit der Übung mehr zu befassen, sondern es nur noch als Floskel zu sehen.

    Aber das gilt halt für mich, nicht für Dich oder andere.

    --------------


    Gerade ist mir ein anderes Beispiel für Mitgefühl in den Sinn gekommen:


    Meinem Partner bin ich ein wenig unheimlich, denn ihm gegenüber habe ich so ziemlich immer recht. Ich kann ihm im Vorfeld immer genau sagen, was passieren wird, auch wenn er sich dagegen sträubt. Das hat nichts mit besonderen Fähigkeiten zu tun, es sind v.a. Erfahrungswerte, innere Warnsignale, die mich hellhörig/fühlig gemacht haben und mir eine klare Sicht auf die Dinge geben.

    Gestern Abend ereignete sich in seiner Abwesenheit etwas, was für mich so offensichtlich passieren musste, von ihm aber nicht erkannt werden wollte

    "Das wird ihm jetzt endlich die Augen öffnen!" hoffte ich mit einer Spur von Triumph.

    Heute morgen denke ich aber wieder anders.

    Wie wird es ihm ergehen, wenn er davon erfährt?

    Ist es etwas, was er unbedingt wissen sollte?

    Dann dachte ich: Wem würde es nützen, ausser mir, die einen innerlichen Jubel veranstaltet.

    Es würde meinem Partner gehörig die Laune verderben, ihm aber nicht nützlich sein, genaus so wenig, wie der mitbetroffenen Person.

    Mir würde es die momentane Befriedigung von Genugtuung bescheren ("Uuuuuuuuuuund? Was hab ich Dir gesagt?Hmm? Siehst Du es jetzt endlich ein, dass..."), aber das ist ein sehr sehr schädliches Ego-Ding für mich, dass mich wieder auf die untere Stufe des Menschseins stürzen würde.

    Ich habe beschlossen, ihm nicht davon zu erzählen. Er ist keine Staatsaffäre, diese oder eine ähnliche Situation werden sich sicher wiederholen, vielleicht werde ich ihn dann beim nächsten mal ein wenig Stubsen, damit er selbst drüber stolpert...oder so etwas wird sich auch nicht wiederholen, das wäre die beste Möglichkeit.

    So hat mir der mitfühlende Gedanke letzendlich selbst auch geholfen.

    Das Mitgefühl ist m.E. vor allem eine erlernte Qualität, denn z.B. Kinder können sehr grausam sein, wenn sie sich dessen nicht bewusst gemacht werden - Flügel ausreißen bei Insekten, mit dem Brennglas kleine Tiere verbrennen, Frösche aufspießen etc.

    Andererseits kann jemand glauben, er/sie habe Mitgefühl und schwimmt in sentimentalem Mit-Leiden.

    ja, Monika, da bin ich absolut bei Dir!

    Und sentimentales Mitleiden betrachte ich als eine schlimme Ego-Sache.


    Ich denke auch, dass Mitgefühl trainiert werden kann.

    Ich erinnere mich an meinen Buddhismus-Initiator (eine Art unfreiwilliger Lehrer), dem ich einmal mitteilte, dass ich Schwierigkeiten hätte, für Menschen sehr viel Mitgefühl zu haben.

    Er sagte mir mit, dass es nicht bedeutete "jeden wie Harry zu lieben", sondern dass ich anfangen sollte, zunächst die Menschen zu fokussieren, die mir besonders nahestehen. Dann würde es langsam wachsen, dieses Mitgefühl für andere. Ich sei ebenso frei, Menschen davon auszuschliessen, wenn ich es nicht schaffte, ohne schlechtes Gewissen. Irgendwann würde es für mich selbstverständlich werden, aber ich solle halt nichts erzwingen oder gar ein schlechtes Gewissen haben.


    edit: ich teile niemandem mit, dass ich Mitgefühl habe oder gar eine La-Metta-Meditation mache. Keine Ahnung, warum.Ich bin natürlich, so es Menschen in meinem Umkeis betrifft, praktisch verfügbar, mit Rat und Tat oder nur einfach um sie reden zu lassen, höre ihnen zu. Und wenn ich hier den Gruß "mit Metta" lese, dann kann ich es nicht wirklich glauben. Is nich so mein Ding, irgendwie ...

    Ich weiß ehrlicherweise nicht, was ich mir unter Mitgefühl für mich/sich selbst verstehen soll.

    Ab einem bestimmten Alter hat so ziemlich jeder schreckliche Situationen durchlebt, real schreckliche Situationen, ich meine damit halt keine aufgeblasenen "Befindlichkeitsstörungen".

    Lassen wir für einen Moment die akuten Situationen (Unfall bspw.) beiseite.

    Nehmen wir an, es ginge um eine schreckliche Diagnose o.ä., die man zu verarbeiten hat.

    Nach dem ersten Schock dachte ich damals nur daran, wie es weiter gehen sollte, ob ich es überleben kann, was ist, wenn nicht, welche Vorkehrungen ich treffen sollte.

    Klar, meine Gedanken sind vorwiegend um mich gekreist, wobei ich weiter mein reguläres Leben führte.

    Sehr wohl gab es Momente des Selbstmitleids, aber Mitgefühl für mich selbst, daran kann ich mich nicht erinnern, auch, weil ich auch jetzt halt nicht weiß, wie ich es praktizieren sollte.

    Wenn andere von einer schlimmen Situation betroffen sind, empfinde ich spontan Mitgefühl, versetze mich auch in deren Situation, wie würde ich handeln, wie würde ich empfinden? Dann bin ich dankbar, dass ich davon (diesmal?) nicht betroffen bin. Und dann wünsche ich mir, dass diese Menschen entsprechende "Werkzeuge" bekommen, die sie zu nutzen wissen, damit sie sich aus ihrer schlimmen Lage befreien können.