Beiträge von Niemand im Thema „Leid und Schmerz“

    hast du dich mit den 37 Regeln eines Boddhisattva beschäftigt? Da geht es nicht nur drum, dass man sich anderen zuwendet. Es geht um die theoretische Beschäftigung mit Regeln wo ich sagen würde man muss eine Art Held sein um das zu schaffen.

    nein, sorry, hab vergessen dass es ja immer um Regeln geht ;)

    ... oder, man bei seinem Lehrer lernte, den eigenen Geist komplett zu entleeren, ein dem Dharma zugewandter Mensch, ein aufnahmebereites Gefäß zu sein, ... Ein Mensch, für den nichts anderes mehr zählt, und der dann auch kapiert, dass es keine Probleme gibt, allenfalls noch nicht erarbeitete Lösungswege. ... Das ist kein Bla-Bla, ... das gibt es wirklicḥ, ...

    für das Erarbeiten der Lösungswege für die vermeintlich "eigenen" Probleme braucht es aber Zeit. Wenn es nicht funktioniert das Thema: "Selbst" einfach dauerhaft abzulegen.


    Aber klar, so ein Mensch der wirklich seinen Geist komplett entleert hat, bringt anderen dann auch kein Psychozeug mehr entgegen. Sowas gibt es das stimmt. Ich sehe aber bereits den Wunsch andere zu belehren, wenn nicht drum gebeten wurde, welcher häufig vorkommt schon als etwas, was man sich einfach mal klar machen müsste. Sowas z.B. meinte ich. Das ist ein Thema des Umgangs in der Sangha. Ganz banal. Wird aber kaum thematisiert.

    Für mein Empfinden schimmert da eine Idee von "Erst wenn ich ganz heil bin kann ich mich Anderem zuwenden" durch. So wird aber m.E. kein Schuh draus. Ich wollte mich auch am Anfang im stillen Kämmerlein so weit perfektionieren, bis ich eines schönen Tages den Mut haben würde hinaus zu gehen und im Getümmel präsent bleiben zu können. Mir hat das dann zwar nicht gefallen, aber ich musste lernen, dass man das nur im Getümmel lernt. Es ist für mich das Zusammenspiel von Rückzug in die Stille und sich in der Welt zur Verfügung zu stellen, dass die Welten zusammen führt. Damit kann man jederzeit beginnen.

    Mitten in der Herausforderung sieht man, warum es für die Welt insgesamt heilsam ist, wenn das Selbst immer wieder gelassen wird. Beim Dauerrückzug merkt man höchstens, dass man sich dabei wohl fühlt, oder dass es einem gut tut.

    Ich frage mich schon manchmal wie das bei denen ist die das sich alles anhören und versuchen umzusetzen. Ob man dann noch mitbekommt was man für Kleinmüll in der eigenen Psyche mal fegen müsste. Selbstwertmangel wegen stattgefundenen Verletzungen auf einem Lebensgebiet z. B.

    Es könnte aber auch sein, dass man gerade dann, wenn man dienen möchte auch ganz andere Selbstheilungskräfte mobilisiert, um besser dienen zu können. Ich mein damit aber kein Helfersyndrom, bei dem man sich durch Hilfsbereitschaft von eigenen Problemen ablenkt.

    Nur in der formalen Praxis ist das Bodhisattva-Ideal oft in den Texten drin. Ich kann mich dran erinnern, aber ist das wirklich mein Anlass zu praktizieren?

    Auch sowas wie die 37 Regeln eines Bodhisattva, da denke ich oft, das zischt doch an mir vorbei. So ein Held bin ich nicht. Ich bin oft froh wenn ich mit mir und meiner Umwelt klarkomme und denke permanent in solchen Bahnen. Und eben nicht, wie ich die Erleuchtung erreichen kann zum Wohl aller Wesen.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es anderen auch so geht. Oder irre ich mich da?

    Ich finde das völlig normal, und die Tatsache, dass Du Dich mit dieser Frage beschäftigst könnte man ja auch übersetzen mit "um was und wen gehts hier eigentlich bei der ganzen Praxis". Allein dass diese Frage für Dich eine Rolle spielt zeigt eigentlich schon, dass Dir das Praktizieren zum eigenen Wohlbefinden gefühlt zu kurz greift (was es meiner Meinung nach auch tut, selbst wenn es ok ist). Es kann aber noch weiter gehen und wahrscheinlich muss man nur die Frage in sich arbeiten lassen, wobei Selbstvorwürfe wie immer kontraproduktiv sind, genau so wie Selbtbeschwichtigungen. Den zweiten Teil vergessen halt Viele gern und bleiben deshalb länger in der Wohlfühlpraxis als nötig.

    Sich weiter tragen lassen, auch wenn es u.U. herausfordernder wird als bisher ist glaub ich ein ganz entscheidender Punkt auf dem Weg.

    Ich kann auch nicht von mir behaupten, dass ich ein Bodhisattva bin, aber dieses "Ideal" ist für mich eine Hilfestellung, wenn ich an Weggabelungen vor der Entscheidung stehe, wo ich jetzt abbiege. Dann eben nicht zu sagen "klar, der Weg des geringsten Widerstands", sondern auch mal "wo wird denn mehr draus als spirituelle Selbstbefriedigung" - den Begriff hab ich letztens bei Jeff Shore gelesen und mich schier schlapp gelacht :)

    Angst hat man so lange, bis man nicht mehr meint, dass da etwas wäre, das man beschützen muss. Sich viele Gedanken darüber zu machen wo sie denn herkommt und was man dagegen tun oder lassen muss finde ich speziell bei der Angst total sinnlos, da sie nichts Rationales hat und somit auch nicht auf rationalem Weg angegangen werden kann (nichtmal als hilfreiche Vorstufe, wie ich meine).

    Ich bin faul, aber kann es nicht sein, will es aber sein dürfen, nirgends eine Erlaubnis, will aber irgendwann faul sein können - geht aber nicht - ich gebs auf - geht aber nicht - was soll ich denn tun? - kannst nichts tun - dann werf ich mich halt ins Getümmel - bringt nichts - dann mach ich halt nichts - das ist Faulheit - Verdammte Scheiße was denn dann?

    Alles und nichts.

    Tut weh - tut nicht mehr weh - tut wieder weh - wo ist der Unterschied?


    (Sorry für die etwas sehr freie Interpretation :) )