Beiträge von Helmut im Thema „Anatta“

    Hallo miteinander,


    bei Nyanaponika findet man als deutsche Übersetzung von anatta: Nicht-Ich, Nicht-Selbst, Unpersönlichkeit, Selbstlosigkeit. Selbstlosigkeit hat also die selbe Bedeutung wie anattha: Es gibt kein absolutes, aus sich selbst heraus existierendes unbedingtes Selbst der Person.


    Der Ausgangspunkt war in diesem Zusammenhang (Beitrag 101) ja, was sind beständige Phänomene. Auf Nachfrage habe ich das Beispiel der Selbstlosigkeit der Person genannt, was ja auf Unverständnis stieß. Dass es die Selbstlosigkeit der Peraon gibt, hat der Buddha ja immer wieder gelehrt.


    Ist diese Selbstlosigkeit der Person kausal entstanden oder nicht? Kausal entstanden heißt ja, etwas entsteht aus Ursachen und Umständen, so wie zum Beispiel eine Blume aus einem Samen und anderen Umständen entsteht. Ein kausal entstandenes Phänomen unterliegt dadurch dem Entstehen, Bestehen, Altern und Vergehen. Ist dies auch bei der Selbstlosigkeit der Person der Fall? Ist die Selbstlosigkeit der Person morgen eine andere als heute?


    Gruß Helmut

    Nehmen wir die Selbstlosigkeit der Person. Sie wird von uns allen akzeptiert. Ist die Selbstlosigkeit der Person kausal entstanden, also aus einer vergänglichen Ursache heraus entstanden oder nicht?

    Abhängiges oder bedingtes Entstehen hat ja drei Aspekte:
    kausale Abhängigkeit
    Abhängigkeit von Teilen
    Abhängigkeit von Benennungen

    Auf alle Produkte treffen alle drei Aspekte zu. Auf die beständigen Phänomene nur die letzten beiden.


    Gruß Helmut

    Was sind denn die "beständigen Phänomene"?

    Die beständigen Phänomene sind die Nicht-Produkte, also all die Phänomene, die nicht kausal enstanden sind, aber trotzdem abhängig bestehen, weil sie abhängig von ihren Teilen und ihrer Benennung sind. Beständige Phänomene sind dadurch definiert, dass sie sich nicht von Moment zu Moment wandeln wie die kausal entstandenen Produkte.


    "Das Unbefleckte(1) sind die wahren Pfade und ebenso die drei Arten von Nicht-Produkten: der Raum und die zwei Beendigungen. Der Raum ist Nicht-Behinderung.


    Die Beendigungen durch Analyse sind Freiheiten. Andere Beendigungen als die analytischen Beendigungen sind die nicht-analytischen Beendigungen. Sie bestehen darin, dass sie das Entstehen eines Phänomens endgültig verhindern."

    (Vasubandhu, Abhidharmakosa, I, 5-6)


    In den anderen Lehrmeinungsystemen des indischen Buddhismus werden noch mehr beständige Phänomene aufgezählt als von den Vaibashikas. So zählen die Sautrantikas, die der Logik folgen, auch viele begriffliche und logische Kategorien zu den beständigen Phänomen.


    Gruß Helmut


    (1) Das Unbefleckte sind die Phänomene, die keine Leidenschaften (klesas) hervorrufen oder verstärken können

    Hallo miteinander,


    begonnen haben wir mit der Frage, was verneint anattha und was nicht. Es sind verschiedene Vorstellungen angesprochen worden, die anatta verneint. Dann waren die zwei Wahrheiten Thema und inzwischen ist es das abhängige oder bedingte Entstehen. Dies zeigt doch, dass es hier Abhängigkeiten, Zusammenhänge gibt. Sonst wäre der Diskussionsprozess nicht so gelaufen wie er gelaufen ist. Im Grunde hängen doch alle Themen des Buddhadharma miteinander zusammen und begingen sich so gegenseitig.


    Was die zwei Wahrheiten angeht: Man kann ja mal im Wörterbuch auf palikanon.de das Stichwort paramattha-sacca anklicken. Dort werden die zwei Wahrheiten knapp erklärt. Es gibt in dem Eintrag dann noch einen Link zu vohara-sacca .


    Abhängiges oder bedingtes Entstehen hat ja drei Aspekte:

    1. kausale Abhängigkeit
    2. Abhängigkeit von Teilen
    3. Abhängigkeit von Benennungen

    Auf alle Produkte treffen alle drei Aspekte zu. Auf die beständigen Phänomene nur die letzten beiden.


    Gruß Helmut

    Anatta negiert also eine Vorstellung über die Existenz- oder Bestehensweise der Person, die wir auf die Person projizieren und für wahr halten, aber anatta negiert die abhängig existierende Person nicht.


    Positiv formuliert: Anatta wäre die Selbstlosigkeit der Person, d.h. die Person ist frei von einem projizierten substanziell-eigenständigen Wesen, die Person besitzt die unveränderlichen, wesenhaften, ewigen Eigenschaften, die wir auf sie projizieren, nicht.


    Gruß Helmut

    Hallo miteinander,


    in den vier Siegel, die eine buddhistische Philosophie kennzeichnen, heißt es, dass alle Phänomene leer und ohne Selbst sind. Leer sein bezieht sich auf sunya (skt.) und ohne Selbst sein auf anatta.


    Beide Begriffe sind logisch gesehen nicht-bestätigende Verneinungen; dass heißt sie negieren etwas ohne gleichzeitig etwas anderes zu bestätigen.


    Was negiert nun anatta und was negiert anatta nicht?


    Gruß Helmut