Beiträge von Doris im Thema „Kontrolle“

    Genauso meine ich das.

    Merk ich ja selbst. Es gibt Dinge, die muss ich ganz bewusst steuern, z.B. indem ich sie bewusst tue oder nicht tue, auch wenn es mich noch so zwickt.


    Das Meiste merke ich gar nicht. Wahrscheinlich muss ich das auch gar nicht, weil es nicht problematisch ist. Ich finde es aber allemal gut, so zu üben, dass ich den leisesten Anflug einer problematischen Handlungsweise erkennen kann.


    Viele Dinge haben sich verändert, ohne dass ich da bewusst eingegriffen habe, weil das Eine das Andere ergibt und eine Kette von Handlungen gar nicht erst entstehen kann, wenn sich das Anfangsglied nicht mehr bildet. Oder sie wird unterbrochen, weil da was nicht mehr fortgeführt wird. Merken tu ich das dann eigentlich im Nachhinein, z.B. "Früher hätte mich das verletzt …". Das ist alles miteinander verflochten und verbunden und eigentlich nicht überschaubar.
    Manchmal kann ich Ketten im Anfangsstadium unterbrechen. Optimal ist es, wenn ich erst gar nicht ergreife. Manchmal ergreife ich und hänge Glied an Glied. Das dann zu stoppen erfordert umso mehr Anstrengung je später ich mir bewusst werde. Manchmal, eigentlich meistens, ergreife ich und spiele das Ganze Spiel bis zum bitteren Ende.

    Doris:

    Ich trenne die äußeren und inneren Zustände, weil ich gemerkt habe, dass letztlich meine innere Haltung/Interpretation/Erleben entscheidend sind.

    hmm … und diese entstehen "einfach so"?

    ich vermute, das dies, was Du als bekannt voraussetzt eventuell doch nicht so bekannt ist oder nur "erlesen", nicht wirklich erfasst.


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    Ich werde sicher nicht etwas schreiben, das ich angelesen habe und es dann als "meins" verkaufen. Das habe ich noch nie gemacht und werde es nie tun. Ich schreibe immer von mir und meinen Erfahrungen. Deshalb wirst Du auch keine Sutren oder buddhistischen Abhandlungen von mir zu lesen bekommen. Natürlich besteht dann die Gefahr, dass ich keine buddhistischen Lehren beschreibe. Ich plappere nicht nach.


    Nein, natürlich entsteht das nicht einfach so.
    Wie immer Du denn Vorgang beschreiben möchtest, relevant ist, dass Änderung möglich ist und dass diese bewusst und willentlich eingeleitet werden kann. Wäre dies nicht so, dann bräuchte es keinerlei Nachdenken, Überlegung, Einsicht, keiner Übung.

    Ich trenne die äußeren und inneren Zustände, weil ich gemerkt habe, dass letztlich meine innere Haltung/Interpretation/Erleben entscheidend sind.
    Ganz banal: Deshalb findet der Eine etwas witzig und der Andere nicht. Deshalb sehe ich bestimmte Dinge heute anders als früher. Der Eine findet Lagerfeuer wärmend, der Andere bekommt Panik; es kann sogar dieselbe Person ambivalente Gefühle zur selben Sache haben, abhängig von Erfahrung und Bewertung, also dem Kopfkino. Und so fort.


    Ich spreche nicht von "freiem Willen", sondern dass Dinge, Verhalten, Haltungen usw. veränderbar sind und dass man einen Einfluss darauf hat.

    Das Konzept des "freien Willens" halte ich nicht für hilfreich. Da steckt die Vorstellung dahinter, man hätte ständig eine frei Wahl und wäre immer bei klarem Verstand, könnte ständig innehalten und abwägen usw. Das stimmt offensichtlich nicht. Der Glaube daran wird immer wieder durch den Beweis der "Willensschwäche" erschüttert. Aber Veränderung ist wahrnehmbar und jeder kann das erkennen. Veränderungen können bewusst eingeleitet werden. Dass tausend Dinge dazu führen, dass alles unendlich komplex ist, darüber muss man eigentlich gar nicht diskutieren.


    Auf vedana, tanha, phassa usw. will ich nicht eingehen. Ich setze das als erkannt voraus.

    Ich will das Thema gar nicht theoretisch behandeln.

    Ob es so was wie einen freien Willen gibt, kann man darin erkennen, ob etwas veränderbar ist.

    Können wir unser Verhalten, unser Denken, unsere Ansicht ändern?

    Können wir das selbst beeinflussen oder sind wir den Mächten und Zufällen hilflos ausgeliefert?

    Für mich sind nur diese Frage relevant.


    Was mich anbelangt: Ich kann was ändern, ich kann mich und mein Verhalten ändern.

    Dabei werde ich nicht wild umhergeschüttelt, sondern es ist ein aktiver Prozess.

    Ich entscheide. Ich schaffe die Voraussetzung für Veränderung. Natürlich ist das ein komplexes Gemeinschaftswerk. Darum suche ich auch nach Impulsen von Außen. Die Lehre des Buddha ist so ein Impuls. Jedes Wesen, das mir begegnet ist so ein Impuls. Dass jemand zu einem Impuls wird, ist meine Entscheidung. Ich könnte das ja einfach ignorieren.


    Dieses "Ich" und "Mein" ist hier ganz wichtig. Z.B. weil es gilt, den Blick nach innen zu richten. Nicht das Außen bestimmt meine Lage, es sind das Innen, meine Haltung, meine Gedanken, meine Konstruktionen und Vorstellungen usw. So wird auch als weiterer Schritt erkennbar, dass ein singuläres Ich eine Täuschung ist, eine der Vorstellungen und Illusionen. Das macht es nochmal viel einfacher die Bedingungen für Veränderung zu schaffen. Dies Veränderung erlebe ich als Vereinfachung, Entkomplizierung, Entstrickung. Aber wie schon erwähnt, das erlebe ich als aktiv initiierten Prozess. Mit viel Dranbleiben, also Übung.


    In der aktuellen Trycycle online ist ein passender Artikel dazu erschienen.
    Creating New, Better Habits Is Like Turning a Ship

    Ich möchte mich an der Stelle mal äußern über ein Thema welches mir in der Meditation bewußt wurde. Darauf gekommen bin ich ursprünglich durch das Buch von Ramesh S.Balsekar "Schuld und Sünde". In der Meditation habe ich die nicht willkürliche Bewegung meiner Hände erkannt. Die Schlussfolgerung daraus wahr . Was ist in unserem Leben überhaupt willkürlich ? Können wir Täter sein? In wie weit sind wir für unsere Taten verantwortlich? Das beschäftigt mich. Genau diese Täterlosigkeit beschreibt Ramish in seinem Buch. In wie weit haben wir unser Leben im Griff? Ramish hat sicher zu einem nicht unerheblichen Teil recht. Wie seht ihr das ?

    Das ist eine sehr interessante und meiner Meinung nach zentrale Frage für die Praxis.


    Ich kann nur von meinem Erleben sprechen.

    Meine Emotionen habe ich nicht im Griff. Zumindest nicht in dem Moment, in dem sie ansetzen.

    Dann aber kann ich mit ihnen umgehen, oft, aber nicht immer. Das hängt davon ab, ob ich meinen Kontrollknopf drücke oder ob ich mich dazu entschließe alles laufen zu lassen. Ich merke schon, dass das eine Sache des Wollens, des Entschlusses ist.

    Aber dazu muss ich erkennen, dass ich diese Möglichkeit habe und dann muss ich lernen zu erkennen, was da gerade abläuft. Dazu ist es hilfreich zu lernen, wie ich mich ein Stück weit von meinem inneren Geschehen distanzieren kann.

    Für mich sind das die zentralen Punkte des Dharma und der Grund warum ich mich damit abgebe.


    Die Traditionen bieten verschiedene Werkzeugkästen zum Erlernen dieser Fähigkeiten.

    Dazu gehören Methoden zum Erkennen, Methoden der Einsicht, Methoden der Beruhigung, Methoden der Umprogrammierung. Je nach Tradition werden mehr oder weniger der ganze Körper und alle Sinne in diese Prozesse mit einbezogen.


    Ich fühle mich für meine Taten verantwortlich. Wenn ich das nicht täte, dann gäbe es auch keine Möglichkeit irgendwas zu ändern. Also bin ich die Steuerfrau meines Schiffes.


    Ich weiß nicht, wie der Autor das mit der Täterlosigkeit meint. Und das "Tat ohne Täter" will ich mal außen vor lassen, auf der Ebene kann ich nicht wirklich agieren. Ich bin Täterin, im Guten wie im Schlechten. Aber ICH bin ein Ergebnis, ein Knotenpunkt unzähliger Schnüre.