Beiträge von Helmut im Thema „Stolz“

    Hallo accinca,


    meine Aussage: "Wenn bedingtes Bewusstsein stets verblendet ist, dann kann nur ein nicht-bedingtes Bewusstsein unverblendet sein. Aber ein solches Bewusstsein gibt es nicht"


    ist ja erst einmal nur eine Konsequenz, die sich aus pops Aussage: "Aber bedingtes Bewusstsein ist geblendetes Bewusstsein. Atta Glaube." ergibt


    Man muss also diese beiden Aussagen im Zusammenhang sehen. Diese Konsequenz formulierte ich ja nur, um darauf hinzuweisen, dass es falsch ist zu sagen, bedingtes Bewusstsein ist geblendetes Bewusstsein. Die Konsequenz ist aber auch genauso eine falsche Aussage, die sich aber aus der falschen Ausgangsaussage ergibt.


    (accinca): Es gibt allerdings ein Bewußtsein was auch seine eigene Bedingtheit und
    Verblendung erkennt und durchschaut ohne Ich oder Eigen. Was sagst du

    denn zu so einem Bewußtsein? Ist das dann Verblendet oder nicht?


    Vasubandhu teilt im Abhidharmakosa die Phänomene in zwei Gruppen ein: die, die zur völlig leidenschaftsverbunden Seite gehören, und die, die zur Seite der vollständigen Läuterung gehören. Diese Einteilung kann man auch auf das Bewusstsein anwenden. Nehmen wir mal die Arhats und Buddhas aus, dann haben wir verblendete und nicht-verblendete Aspekte in unserem Bewusstsein. So haben wir die sechs Wurzelleidenschaften als auch die heilsamen Geistesfaktoren in unserem Bewusstsein. Erstere überwiegen wohl noch, aber durch die Praxis der Pfade entwickeln wir eben die heilsamen Geistesfaktoren und erlangen dann die Beendigungen der Wurzelleidenschaften. Dass wir die heilsamen Geistesfaktoren stärken und die Wurzelleidenschaften überwinden können, ist natürlich nur möglich, weil unser Bewusstsein ein abhängig bestehendes Phänomen ist und deshalb ohne Eigenwesen ist.


    Gruß Helmut

    Aber bedingtes Bewusstsein ist geblendetes Bewusstsein. Atta Glaube.

    Das bedeutet doch, jedes Bewusstsein ist ein verblendetes Bewusstsein, denn es gibt nur abhängiges, bedingtes Bewusstsein. Wenn bedingtes Bewusstsein stets verblendet ist, dann kann nur ein nicht-bedingtes Bewusstsein unverblendet sein. Aber ein solches Bewusstsein gibt es nicht.


    Gruß Helmut

    Die Tibetischen Lehrer sind der Meinung, dass das, was man zu Beginn übt, so etwas wie "Abdrücke" im Bewusstsein hinterlässt, (das, was man an Zuträglichem regelmäßig macht, wird zur unbewussten Gewohnheit, die in die richtige Richtung führt), '

    Im Vipassana würde man das als Karma bezeichen: Heilsames führt zu heilsamen (Unheilsames zu unheilsamen)


    Liebe Grüße, Aravind.

    Tibetische Meister würden dies genauso, wie auch die indischen Meister, als karmische Prägungen bezeichnen. Aber hierzulande ist Karma eben auch ein heftiges Reizwort unter westlichen Buddhisten.


    Gruß Helmut

    Statt Gier / Begierde als Gefühl zu bezeichnen, ist es wohl angemessener sie als einen Geistesfaktor aufzufassen, der zu den Wurzelleidenschaften bzw. den 10 Fesselungen gehört.


    Gruß Helmut

    Ganz sicher geht es in der Lehre des Buddha darum, den Gefühlen zu entsagen und letzten Endes auch darum, die Gefühle zu überwinden. Als Weltling: zumindest den gröberen Gefühlen. An das Dasein als letzten Grund fesselt das NichtWissen. Das muss verringert/vernichtet werden. Und nichts anderes.

    Da widersprichst du dir selbst. Warum soll ich denn die Gefühle überwinden, wenn es reicht, das NichtWissen oder die Unwissenheit, das erste Glied der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, zu überwinden?


    Gruß Helmut

    ... die Befreiung wird erst verwirklicht, wenn man aufhört sich mit dem Leidbehafteten zu identifizieren.

    Sich nicht mehr mit den Leidensursachen zu identifizieren reicht allein nicht aus, um die Wahren Beendigungen zu erlangen. Dadurch werden sie nicht überwunden, ausgelöscht, vernichtet. Es geht darum, die Leidensursachen vollständig aus dem Geisteskontinuum zu entfernen. Man muss nicht aufhören, sich mit den Fesselungen an den Kreislauf des Dasein zu identifizieren, sondern man muss sie vernichten; und zwar muss man alle 10 Fesselungen überwinden, vernichten.


    Es geht hier in diesen Thema ja nicht um die Emotionen , sondern um den Geistesfaktor Stolz (mana). Man muss nicht die Emotionen überwinden, sondern die 10 Fesselungen. In dem Zusammenhang ist aber nicht von Emotionen die Rede, sondern nur von bestimmten Emotionen, wie Gier, Hass oder Stolz.



    Gruß Helmut

    Man kann sich natürlich ausführlich darüber auslassen was Dünkel oder Stolz ist und welche Formen des Stolzes es gibt. Das ist nicht unwichtig. Aber es geht doch nicht darum, ob Stolz oder Dünkel eine Emotion ist oder nicht und wann in diesem Zusammenhang Denken ins Spiel kommt.


    Es geht doch darum, dass Dünkel oder Stolz eine der zehn Fesselungen an den Kreislauf des Daseins ist. Alle diese zehn, zu denen eben auch der Dünkel oder Stolz zählt, sind samt ihren Ursachen mittels des achtfachen Pfades aufzugeben, wenn man ein Arhat oder ein Buddha werden will. Das ist doch der entscheidende Punkt.


    Gruß Helmut

    In Nyanatilokas Buddhistischem Wörterbuch findet man unter dem Stickwort Kilesa eine zehnteilige Auflistung von den Geist trübenden Leidenschaften:


    1. Gier

    2. Hass

    3. Verblendungen

    4. Dünkel

    5. Ansichten usw.


    Bei Dünkel (Stolz) findet man einen Verweis auf das Stichwort Mana:


    "Dünkel, ist eine von den an den Kreislauf des Daseins kettenden 10 Fesseln. Er schwindet erst beim Eintritt in die Vollkommene Heiligkeit oder Arhatschaft."


    Dann werden drei Arten des Dünkels (des Stolzes) erwähnt und dann heißt es mit Bezug auf A. VI. 49:


    "... diesen dreifachern Dünkel hat man zu überwinden. [...] Hat der Mönch ... diesen dreifachen Dünkel überwunden ... hat er durch rechte Dünkeldurchschauung dem Leiden ein Ende gemacht."


    In SN 56.11 heißt bezüglich der dritten Edlen Wahrheit.


    "Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit von der Leidensauflösung: Es ist eben dieses Durstes restlose Entreizung und Auflösung, von ihm zurücktreten, ihn loslassen, sich von ihm lösen, nicht mehr an ihm haften."


    Es geht also nicht um die Integration der Leidensursachen, sondern um deren Auflösung, deren Überwindung. Da dass für alle 10 Fesselungen gilt, gilt dies auch für den Dünkel, den Stolz.


    Gruß Helmut

    Wenn man vom Stolz als solchen spricht, dann bedeutet diese Aussage, dass der Stolz wahrhaft existieren würde. Ein solcher Stolz wäre durch nichts beeinflussbar und könnte selbst auch nichts bewirken. Das widerspricht aber unserer Erfahrung, denn wir wissen sehr gut, was der Stolz in uns anrichten kann.


    Wenn der Stolz angeboren wäre, wäre er unabhängig und könnte dann auch nichts bewirken. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass der Geistesfaktor Stolz in uns etwas bewirkt.


    Da der Stolz aber ein abhängiger Geistesfaktor ist, wird er Wirkungen hervorrufen so lange er besteht. Wenn der Buddha noch den Geistesfaktor Stolz besitzt, dann wird er auch von diesem geprägt, denn das Kausalitätsprinzip von Ursache und Wirkung würde auch beim ihm bezüglich dieses Geistesfaktor noch gelten.


    Wenn der Buddha noch die Leidenschaft des Stolzes besitzt, dann hätte er die 3.Edle Wahrheit noch nicht verwirklicht und wäre somit auch gar kein Buddha.


    Gruß Helmut

    Hallo miteinander,


    in seinem Werk Abhidharmasamuccaya (Kompendium des Höheren Wissens) hat der indische Meister Asanga 51 Geistesfaktoren erklärt.


    Der Stolz gehört zu den sieben Wurzelleidenschaften und wird von ihm folgendermaßen definiert.

    "Was ist Stolz? Er basiert auf der falschen Ansicht der vergänglichen Anhäufung als Ich und Mein und ist der Hochmut des Geistes; er hat die Funktion, die Grundlage für das Entstehen von Respektlosigkeit und von Leiden zu bilden."


    Mittels des achtfachen Pfades werden alle Leidenschaften, also auch der Stolz, überwunden, so dass sie nicht wieder im Geist aufkommen können. Könnte man den Stolz nicht aufgeben, dann müsste der Geist der Arhats als auch der Buddhas noch Stolz geprägt sein. Das würde dann bedeuten, der achtfache Pfad wäre unvollkommen und könnte deshalb einen nicht aus dem samsarischen Daseinskreislauf befreien.


    Gruß Helmut