Die erste Sila lautet, man solle sich darin üben, nicht zu töten. Ich habe in einem anderen Thread schonmal geschrieben, dass ich diese Maxime hinsichtlich Zecken, Moskitos und ähnlicher Lebensformen teilweise problematisch finde.
Bei Kant (der den Begriff in der neueren Philosophie, und da genauer der Ethik fester verankerte) soll durch das Finden einer ausformulierbaren, eigenen Handlungsmaxime die Art des Willens bestimmt/erkannt werden. Lässt sich ein Widerspruch zwischen der hypothetisch nur zum Gesetz verallgemeinerten Maxime und dem eigenem Begehren/Wünschen/Wollen erkennen, ist hier ein subjektiver, durch das Begehren allein begründeter Wunsch, der nach ihm weniger vernunftbestimmt ist.
Ich lese Kants Näherung zu dem Begriff "Vernunft" (sein hierüber implizit und explizit formuliertes "Wissen") so, dass da Brücken zu buddhistischen Formulierungen und Begriffen möglich sind.
Ich habe mir seine absolute Begründung eines NichtTötenSollens noch nicht durchgelesen. Aber sie soll nicht so verstanden werden, dass jemand sich nicht sein eigenes, situatives Urteil erlauben soll und sogar muss. Es ergibt sich bei ihm halt zwingend, vom Allgemeinen her denkend, und er kennzeichnet klar eine solche Handlung (jedes Töten) als unmoralisch, und damit auch als subjektiv bestimmt, also keine Sache, die dem Wunsch nach Freiheit entspringt, oder etwas mit ihr selbst zu tun hätte.
(Ich beziehe mich auch in meiner Begriffswahl hier hoffentlich sicherer begründbar auf den Kant ab 1784)
Mir ist sofort auch das "TrolleyProblem" eingefallen, auf das void hier: Töten aus Mitgefühl verwies.
Ich habe es selbst einige Male erklären müssen, ohne zu erkennen, dass hier eigentlich eine unmögliche Situation kreiert wird. Es wird unter anderem volle Information (über die Zukunft) bei dem vorausgesetzt, der sich mit der Frage beschäftigt. Oder anders: der Konstrukteur dieses Experiments weiß um eine Zukunft die sich nur und immer nur so zweifach abbildet. Und diese (angebliche nur so mögliche) Zukunft weiß der Entscheider nicht.
Jemand der deontologisch denkt, würde sich wohl an den grundsatz "Du sollst nicht töten" halten, auch wenn die Anwendung des Grudsatzes in dem Fall mehr Leid verursacht.
Bei Kant (der ja einer deontologischen Ethik zugerechnet wird) ist so ein Verhalten eher nicht möglich. Und soll auch nicht geschehen. Er wird zum Teil so (falsch in meinen Augen) erklärt. Auch bei anderen PflichEthiken sehe ich nicht, dass das vorgeschlagene Verhalten zwingend sein muss, oder von der Idee überhaupt her so gemeint war. Könntest du eine weitere PflichtEthik nennen, in der eine solche Handlung in so einer Situation empfohlen wird, oder damit sicher begründbar ist?
Es ist in vielen wirklichen Fällen, in denen es um Tod oder nicht Tod geht, bestimmt möglich, die Sache so anzugehen, dass niemand sterben muss. Oder anders: im Nachhinein betrachtet sieht es öfter so aus, als wäre es an sich schon eine Möglichkeit gewesen, das Töten zu verhindern.
Auch deswegen ist da oft eine erlebte Tragik.