Wenn es keine "Leiderfahrungsmöglichkeit" gibt, wie konnte der Buddha dann dukkha erfahren?
Ich hatte geschrieben, dass es keine "Leiderfahrungsmöglichkeit" gibt, die einmal vernichtet sein wird.
(Ich hätte ergänzen sollen: naturgesetzhaft gedacht: automatisch einmal vernichtet sein wird. In deiner Denke: wenn der Körper aufhört zu funktionieren. Da wäre dann ein Ich vernichtet, und die nur in diesem Ich begründete einmalige Leiderfahrungsmöglichkeit)
Insofern relativiert sich dein Einwand:
wie konnte der Buddha dann dukkha erfahren? Und daraus eine Lehre entwickeln, die er ein halbes Jahrhundert lang verbreitete, wenn es neben dem ständigen Wandel nicht auch gewisse (vorübergehende) Kontinuitäten gibt?
Du missverstehst eben deine und die Handlungen anderer als Handlungen die Ichbegründeten Motiven zugrundeliegen. Es geht aber niemand ein Eis um die Ecke essen, weil da die Bedienung so toll ist und das Eis auch nicht so schlecht ist. Es wird da hingegangen, weil da ein Begehren ist, was rational begründet/geglaubt wird, so dass man schlechter sieht, dass es einfach nur ein Begehren in Abhängigkeit ist.
Dieses Begehren ist da auch in Abhängigkeit zu einem Gefühl und auch einer Vorstellung mitunter. Die Vorstellung entsteht/kommt zumeist unkontrolliert (ganz plötzlich: der Wunsch, dorthin wiedereinmal hinzugehen) und ist deswegen anders bedingt (keine Kontrolle durch ein Selbst/Ich oder ein "Unterbewusstsein"). Zum Beispiel anderer Hormonhaushalt an diesem Tag, was gleichbedeutend ist mit einem anderen Geist- & damit auch Körperzustand.
Letztlich geht da in die Eisdiele nur jemand hin, weil er bestimmte Sachen glaubt und mit ein paar anderen Grundsätzlichkeiten der Wirklichkeit vertraut ist (zB Gesetzhaftigkeit, ausschnitthafte Prognostizierbarkeit, Kenntnisse über bestimmte soziale Räume, Sprachen, u.s.w.), weswegen die Illusion auch so gut "klappt".
Das Begehren nach dem Eis wird als natürlich (eigenlogisch durch ein Säuge- & Sinnestier "Mensch") vorausgesetzt, und man bewegt sich mit diesem Begehren, wird/ist gewissermassen das Begehren selbst, (was einen erstens immer irgendwohin in der Welt führt, denn ein Begehren ist ja immer ein Begehren nach einer Sache die irgendwo in der Innen oder Aussenwelt liegt, und zweitens führt ein Begehren nicht selten zu Gewohnheiten, die, wenn nicht erfüllt zu Leid führen).
Geglaubt wird an die Natürlichkeit eines Ichs in einer allumfassenden Natur, die ein solches Ich hervorgebracht hat und so geht man dann unbeschwert sein Eis essen, und erfreut sich an der Natur und dem ganzen wundervollen Sein, dabei ist das ebenso nur Anhaftung an Vorstellungen und Gefühlen. Ein Nichterkennen als bloss "angenehm" - nicht zwingend mit diesem Gegenstand der Betrachtung verbunden, nicht zwingend mit dieser spezifischen Überlegung vor ein paar Momenten verbunden. Auch nicht mit einem Ding "Natur". Ausser man stellt sich darunter ein gesetzhaften/allgemeinen/absoluten Bedingungsmechanismus des Bewusstseins (immer "über" irgendetwas mehr oder weniger Dingliches) und des Gefühls und des Begehrens oder Ablehnens vor.
Am Ende lehnst du mit deiner Vorstellung, dass da ein atta mit dem Tod vernichtet würde, eine sinnliche Erfahrungswelt ab, begehrst (aktuell) nicht oder weniger nach ihr. Ist da evtl ein undurchschautes Begehren nach "Nichtsheit", nach "Formlosigkeit", i dont know ... eher nur du kannst das ergründen.