Beiträge von Alephant im Thema „Unterschied zwischen "Gewahrsein", "Achtsamkeit" und "Aufmerksamkeit"?“

    Zitat


    Sind diese 3 Begriffe im Buddhismus festgelegt?


    Oder werden die je nach Lehrer, buddhistischer Richtung, Autor oder Buchübersetzer usw.,etwas anders verwendet?


    Das Zustandekommen dessen, was mit diesen Begriffen gemeint wird, wird im Buddhismus versucht zu erklären. Da ist es zuerst wichtig, Einigkeit darüber zu erzielen, was die deutschen Begriffe, auch unter Berücksichtung ihrer Bedeutungsgeschichte, bedeuten sollen.


    Der Begriff "Achtsamkeit" wurde und wird ja durch Übersetzer schon gefunden & bestimmt, als ein passender Begriff für eine GeistesHaltung, die man in buddhistischen Texten beschrieben bekommt. Für passend wurde der Begriff befunden, weil da eine ursprüngliche (aus der Geschichte der deutschen Sprache sich entwickelte) Bedeutung ist und war, mit deren Hilfe sich die Bedeutung im UrsprungsText (der Auffassung des Übersetzers gemäß) erschließen lässt. Das soll heissen: Achtsamkeit ist zuersteinmal die (deutsche) Achtsamkeit. Also eine Art geistesgegenwärtige Vorsicht/Behutsamkeit.


    Der (deutsche) Begriff Aufmerksamkeit verweist einerseits auf den Vorgang des Aufmerkens (des "plötzlichen Gewahrwerdens"), anderseits auf den Zustand "Konzentration", denn man kann etwas sehr aufmerksam lesen, zB. Der Begriff der Aufmerksamkeit wird im Zusammenhang mit der konzentrierten/genauen/konsequenten Betrachtung von Sinneseindrücken benutzt. "Aufmerksam denken" - so eine Formulierung habe ich noch nicht gelesen. "Aufmerksam handeln" - so eine auch nicht.


    Denken/Erwägen/Vorstellungsbildungen sind aber auch Handlungen. Achtsam soll man in Bezug zu allen drei Handlungsarten sein (Denken, Sprechen, Tun)


    Achtsamkeit, Behutsamkeit im Umgang mit Denkhandlungen - also dass man vorsichtig mit dem sein soll, was man sich wünschend oder ablehnend vorstellt und ausmalt, dafür finden sich im Deutschen so wie ich es sehe, wenige oder kaum entsprechende Formulierungen, weil es nicht bekannt ist oder war, dass es aus moralischer Sicht (dieser Begriff ist ja sehr prägend für unser Verständnis von den richtigen und falschen Handlungen und auch Betrachtungsweisen) vielleicht sogar angebracht wäre, ebenso die ("privaten") Denkhandlungen und Vorstellungen und Vorstellungsbildungen zu hinterfragen.


    Aufmerksam sein, auch in Bezug zu den Ideen, denen man anhängt und die man sich ausmalt - dafür sagen deutsche Buddhisten: achtsam auch in Bezug hierauf sein. Unsere Sprache kennt diese Idee nicht: dass es wichtig ist, auch hier sehr aufmerksam zu sein.




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    Achtsames Gewahrsein ist eine heilsame Form von Gewahrsein. Worunter ich ein blosses Wahrnehmen verstehe: "Gewahrsein einer Sache"/Wahrnehmung einer Sache.


    Achtsamkeit lässt sich ebenso wie Unachtsamkeit fördern/entwickeln. Achtsame Zustände sind mit grösserer Abwesenheit von zB innerer Unruhe, Zweifel, Angst.


    Achtsameres Handeln ergibt sich (auch) aus achtsameren Gewahrsein.


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    Den Begriff Aufmerksamkeit würde ich nocheinmal gesondert behandeln. Es gäbe hier in meinen Augen einiges mehr zu sagen.





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